Der Luxusgedanke von Mercedes-Benz

Hot or not?

Der Luxusgedanke von Mercedes-Benz: Hot or not?
Erstellt am 11. Januar 2024
  1. Die Präsentation von Mercedes-Benz Cars auf der CES 2024 in Las Vegas demonstriert vor allen Augen und Ohren, welche Vorstellung von Luxus der Erfinder des Automobils besitzt. Die neuen digitalen Fortschritte, die das Kundenerlebnis im Innenraum eines Mercedes-Benz zweifellos massiv verändern werden, setzen auf viel KI, große Bildschirme und eine Einbettung in noch nie dagewesen Soundwelten.

Der neue MBUX Virtual Assistant, den Mercedes-Benz als die bislang „menschenähnlichste Schnittstelle“ mit einem Mercedes-Benz bezeichnet, sei zu „natürlicher und empathischer Interaktion“ in der Lage. Oha! Keine Frage, Mercedes-Benz hat seinen Mitfahrenden viele Programme, allerhand Features und eine intelligente KI zu bieten, um den Aufenthalt im Innenraum eines Mercedes-Benz angenehm, komfortabel und unterhaltsam zu gestalten. Beispiel: MBUX SOUND DRIVE. Diese neue Technologie wird die Art und Weise verändern, wie wir Musik im Fahrzeug hören.

Die Software von MBUX SOUND DRIVE werde es möglich machen, dass Musik auf den Fahrstil reagiert. Dringt dann etwa bei massiver Missachtung einer Geschwindigkeitsbegrenzung unvermittelt AC/DCs „Highway to Hell“ aus dem Lautsprecher? So drastisch wird's vielleicht nicht kommen, aber MBUX SOUND DRIVE ist erdacht worden, um die Fahrt in eine dynamische musikalische Reise zu verwandeln. Auf jeden Fall gibt es von der KI was auf die Ohren. Das ist anders. Das ist neu. Das ist auch irgendwie innovativ. Aber ist das ganze digitale Mehr, das übrigens nicht nur Mercedes-Benz, sondern auch die anderen Premiumautobauer BMW, Audi, Lexus & Co ins Fahrzeug packen, wirklich Luxus?

Es ist freilich keine Frage, dass mithilfe der Digitalisierung viele Anwendungen möglich sind, die für die Insassen nützlich sind, weil sie den Aufenthalt in einem Pkw sicherer und angenehmer gestalten. Das intelligente Auto, welches mit seinem Fahrer interagiert, ihn via kluger Software und großen Monitorflächen in farbenfrohe Bilder- und Klangwelten eintauchen lässt, kann man, wenn man will, unter Komfort, Innovation und Modernität verbuchen. Aber ist das auch Luxus?

Man kann es vielleicht auch mal so sehen: Sind wir auf der Arbeit und in der Freizeit nicht ständig umgeben von Bildschirmen, blinkenden Botschaften, aufploppenden Screens und allerlei Ping- und Ding-Dong-Signalen? Hat man davon nicht auch mal genug - zumindest im Automobil, das den meisten Menschen nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern auch als Rückzugsraum gilt? Wenn dem so ist, dann kann Luxus auch die Abwesenheit von allem, was uns nervt und stört, bedeuten. Luxus in einer lauten, bewegten Welt kann dann Entschleunigung, Schlichtheit und Ruhe sein. In dem Fall wäre also weniger mehr.

Der Duden definiert Luxus folgendermaßen: „Luxus - kostspieliger, verschwenderischer, den normalen Rahmen (der Lebenshaltung o. Ä.) übersteigender, nicht notwendiger, nur zum Vergnügen betriebener Aufwand; Pracht, verschwenderische Fülle.“ In dieser Hinsicht hat Luxus etwas mit hohem Preis, exklusiver Zielgruppe, Protz, Prunk und Überkonsum zu tun. Luxus kann Materialismus at its best sein: exklusive teure Dinge, die zwar irgendwie schön zu haben, aber zur Alltagsbewältigung absolut nicht unbedingt notwendig sind. Die neuen Mercedes-Interieure und die neuen KI-Features passen zweifellos zu dieser Definition - aber nur mit Blick in die Innenräume der neuen und kommenden Mercedes-Benz Pkw. Denn, guck mal, für das Karosseriedesign hat Mercedes-Benz einen ganz anderen Luxusbegriff.

In einer Darlegung zu der Deutung der „Philosophie unseres Designs“ heißt es bei Mercedes-Benz: "Luxus bedeutet heute Zeitlosigkeit, die über Modisches hinausgeht. Wahrer Luxus ist rar und daher außerordentlich begehrt. Dabei geht es immer weniger um materielle Werte, sondern vielmehr um emotionale, authentische Erlebnisse sowie insbesondere die Reduktion auf das Wesentliche.“ Bei seinem leitenden Karosserie-Designstil der Sinnlichen Klarheit hebt Mercedes-Benz darauf ab, im schnörkellosen Schlichten das absolut Schöne zu kreieren. Mercedes-Benz Design der Sinnlichen Klarheit ist im Eigentlichen also eine Befreiung von dem protzenden Viel.

Letztendlich ist die Entscheidung, was Luxus ist, eine ganz persönliche. Das Thema Luxus wird jeder für sich anders sehen. Sonst würde ja wohl kaum einer ein Prada-Täschchen zum Spazierenführen kaufen. Gönn Dir oder lass es halt bleiben. Diese Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen. Und das ist gut so.


Was aber ist Luxus im Auto für den Autor? Das will ich am Beispiel des Mercedes-Fans.de  Projektautos Baureihe W124 gerne einmal sagen: Meine Lieblings-Hyperscreens in diesem Benz sind seine Scheiben mit 360-Grad-View-Effekt. Ich liebe die analogen Instrumente und bediene, wann immer mir danach ist, Knöpfe und Schalter mit Daumen und/oder Zeigefinger. Heizung und Frischluft dosiere ich ebenfalls manuell. Das gelingt mir meistens ganz gut, weil das ja nicht schwer zu machen ist.

Ansonsten lasse ich die Welt an mir vorbeifliegen und genieße es ungemein, dass ich in diesem herrlichen Mercedes nur mit mir und ganz bei mir bin. Ich schätze diesen Raum, weil ich im Auto, das nach Möglichkeit schon hochklassig in puncto Antrieb und Fahrwerk sein sollte, weitgehend ohne Fremdeinflüsse schalten und walten kann. Das ist mein Luxusempfinden. Alles, was geschieht, ereignet sich, weil ich es so will. Interaktion mit dem Pkw gibt‘s bei mir auch, denn ich bin mit diesem quasi per Du, kenne alle seine Schwächen und Stärken. Im Auto bin ich Mensch. Deswegen steige ich gerne ins Auto ein. Ich fahre, also bin ich.

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