Automobil-Studie: Die Folgen der chinesischen Konkurrenz

China kommt. Kleinere Autobauer werden verdrängt

Automobil-Studie: Die Folgen der chinesischen Konkurrenz: China kommt. Kleinere Autobauer werden verdrängt
Erstellt am 16. Juni 2023

Chinas Automobilindustrie drängt auf den europäischen und deutschen Markt. Kein Experte zweifelt daran, dass die Fahrzeughersteller aus dem Reich der Mitte sich etablieren können und rasch größere Marktanteile gewinnen können. Doch was hat das für Auswirkungen auf die deutschen und europäischen Autobauer? Eine Analyse von Allianz Trade, dem weltweiten Marktführer im Kreditversicherungsgeschäft, befasst sich mit den Folgen der zunehmenden chinesischen Konkurrenz für hiesige Unternehmen. Werden sie der Konkurrenz standhalten können oder wird es zu Fusionen und Partnerschaften kommen, um in dem voraussichtlich harten Wettbewerb mit den chinesischen „Invasoren“ bestehen zu können?

Konsolidierung durch Fusionen und Übernahmen in Europa unwahrscheinlich
"Wir halten eine neue Konsolidierungswelle durch Fusionen und Übernahmen auf dem europäischen Markt für unwahrscheinlich - allein schon aus kartellrechtlichen Gründen, denn die Marktanteile der großen europäischen Automobilhersteller sind bereits sehr hoch", sagt Aurélien Duthoit, Branchenexperte bei Allianz Trade. "Das bedeutet aber nicht, dass sich die Hersteller entspannt zurücklehnen können: Um langfristig mithalten zu können, müssen sie ohne Fusionen deutliche Effizienzgewinne erzielen."

Chinesische Autos werden preiswerter angeboten werden

Die in China gebauten Pkw sind längst keine Nuckelpinnen mehr, die bei einer Fahrt über deutsches Kopfsteinpflaster auseinanderbrechen. Hinsichtlich Komfort, Design und Technik bewegen sie sich auf Augenhöhe mit den europäischen Herstellern - aber die made in China-Autos werden deutllich günstiger angeboten werden als vergleichbare europäische Fabrikate. Den Preisvorteil erreichen die chinesischen Hersteller insbesondere durch Massenproduktion und die dadurch entstehenden Skaleneffekte. Wenn europäische Autobauer sich also mit kleineren Marktteilnehmern zusammentun, wird das auf der Kostenseite nicht viel bringen, meint Allianz Trade. Fusionen unter größeren Unternehmen - eine Zeitlang war ja sogar mal eine Partnerschaft zwischen BMW und Mercedes-Benz im Gespräch - halten die Analysten für eher unwahrscheinlich.
Was also wäre zu tun, um Effizienzsteigerungen zu erzielen und sich nicht in einen ruinösen Preiskampf mit der chinesischen Konkurrenz einzulassen?

Drei Optionen für Effizienzgewinne ohne Fusionen und Übernahmen

1. Verdrängung kleiner Wettbewerber mit begrenztem Volumen

Für ausländische Fahrzeughersteller mit kleinen Produktionszahlen dürfte es infolge der chinesischen Konkurrenz ums Überleben gehen. Wenn man die chinesischen Autobauer ausklammert, haben kleine Fahrzeughersteller (mit einem Marktanteil von weniger als 2 %) zusammen einen Marktanteil von etwa 6 %. Im Wettbewerb mit den Chinesen dürfte es gerade im Kampf um dieses Stück des Kuchens heiß hergehen.

2. Konsolidierung bei der Produktion: Effizienzsteigerung durch E-Mobilität

Allianz Trade hält viel von der E-Mobilität als Überlebensstrategie. Warum? Sie benötige weniger Arbeitskräfte. Zudem ließen sich Elektroautos erheblich schneller montieren. Die Automobilhersteller könnten demnach ähnliche hohe Produktionsziffern bei einer geringeren Anzahl von Produktionslinien und mit viel weniger Mitarbeitern erreichen. Da die Produktion von E-Autos wirtschaftlicher sei und weil der "Verbrenner-Aus" in Europa beschlossene Sache ist, werde sich die Geografie der europäischen Automobilproduktion auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene in den kommenden Jahren stark verändern.

3. Industriepartnerschaften werden immer wichtiger

Hierbei wird neuen Industriepartnerschaften eine besonders wichtige Rolle zukommen - zum Beispiel auf dem Gebiet der Elektrobatterie, welche der größte Preis-Treiber ist.
"Die Europäer sollten sich also auch ohne Fusionen oder Übernahmen zusammentun - um vor allem in kapitalintensiven Bereichen Effizienzsteigerungen zu erreichen", sagt Duthoit. "Sie sind weiterhin in einer sehr guten Position. Aber sie sollten jetzt einen Gang hochschalten, um den verlorenen Boden durch den chinesischen Blitzstart in die Elektromobilität gutzumachen."

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