Abschied vom klassischen Verbrenner: Die Mercedes-Benz-Flotte will komplett CO2 neutral in Fahrt kommen

„Ambition2039“: Leitlinien für den Weg des Sterns zu nachhaltiger Mobilität machen den Verbrenner zum Auslaufmodell

Abschied vom klassischen Verbrenner: Die Mercedes-Benz-Flotte will komplett CO2 neutral in Fahrt kommen: „Ambition2039“: Leitlinien für den Weg des Sterns zu nachhaltiger Mobilität machen den Verbrenner zum Auslaufmodell
Erstellt am 13. Mai 2019

Tschüss Otto und mach's gut Rudolf. Die Daimler AG treibt die Transformation zur emissionsfreien Mobilität mit Nachdruck voran und will sich beim Neuwagenbau offenbar schon mittelfristig vom klassischen Verbrennungsmotor verabschieden. Warum? Weil der Daimler in neuen Leitlinien Nachhaltigkeit als ein wesentliches Element der Unternehmensstrategie von Daimler und zugleich Maßstab für den unternehmerischen Erfolg definiert.  Der zukünftige Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Ola Källenius, derzeit noch als Vorstandsmitglied verantwortlich für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung, stellte unter der Überschrift „ Ambition 2039“ bei einer Presseveranstaltung die Ziele für den Pkw-Bereich vor. Im Folgenden findet Ihr das Statement von Ola Källenius im originalen  Wortlaut:

„First Move the World“ – das ist unser Purpose bei Mercedes-Benz Cars. Das ist der tiefere Sinn unserer Arbeit, unser Antrieb, unser „wozu“. „First Move the World“ bedeutet, mehr zu verfolgen als das Unmittelbare. Dieser Pioniergeist ist Teil unserer DNA. Deshalb ist es auch ein Eckpfeiler der neuen nachhaltigen Geschäftsstrategie, an der wir gerade arbeiten. Diese Strategie hat mehrere Dimensionen, aber eines der entscheidenden Themen ist unser CO2-Fußabdruck. Bei Mercedes-Benz streben wir nach dem Besten; unsere Kunden erwarten von uns nachhaltige und faszinierende Produkte. Eine der Schlüsselfragen lautet deshalb: Was tun wir, damit unsere Kunden in Zukunft auf klimaneutrale Mobilität umsteigen können? Die Antwort ist unsere „ Ambition2039“:

Wir streben eine CO2-neutrale Neuwagen-Flotte in 20 Jahren an.

Was bedeutet das für uns? Einen fundamentalen Wandel unseres Unternehmens in weniger als drei Produktzyklen. Das ist kein langer Zeitraum, wenn man bedenkt, dass fossile Treibstoffe unsere Industrie dominierten, seit Carl Benz und Gottlieb Daimler vor mehr als 130 Jahren das Auto erfunden haben. Aber als Unternehmen, das von Ingenieuren gegründet wurde, glauben wir: Technologie kann dazu beitragen, eine bessere Zukunft zu gestalten. Unser Weg zur nachhaltigen Mobilität ist Innovation – in einem ganzheitlichen Ansatz entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Wir wollen unseren Kunden ein CO2-neutrales Fahrerlebnis bieten.

In Oslo findet heute die Pressefahrvorstellung unseres Mercedes-Benz EQC statt, dem Ersten einer ganzen Generation von elektrischen Mercedes-Modellen. Bis 2030 wollen wir mehr als die Hälfte unserer Autos mit Elektroantrieb verkaufen – hierzu zählen vollelektrische Fahrzeuge und Plug-in Hybride. Wir werden unseren Kunden weiterhin Leistung und Luxus von Mercedes bieten. Gleichzeitig wollen wir die CO2-Emissionen pro Fahrzeug deutlich reduzieren. Daran arbeitet unser RD-Team gemeinsam mit etablierten Partnern und Start-ups, um die Elektro-Performance weiter zu steigern und die Kosten zu senken. Im Sinne der Ganzheitlichkeit bauen wir auch unsere Mobilitätsdienste kontinuierlich aus, um die Nutzung von E-Mobilität zu verbreiten. Neben den Pkw elektrifizieren wir unsere Transporter, Lkw und Busse. Dabei ist dank unseres modularen Entwicklungsansatzes ein schneller Technologietransfer zwischen den Divisionen möglich. Aktuell liegt unser Fokus auf der batterieelektrischen Mobilität. Gleichzeitig bleibt es wichtig, an weiteren Lösungen zu arbeiten, wie etwa der Brennstoffzelle oder E-Fuels. Ein Beleg dafür ist unser GLC F-CELL. Diese Technologie wird auch in unseren Stadtbussen zum Einsatz kommen. Heute kann niemand mit Sicherheit sagen, welcher Antriebsmix in 20 Jahren die Bedürfnisse unserer Kunden am besten erfüllen wird. Deshalb wollen wir die Politik darin bestärken, der Technologieneutralität den Weg zu bereiten: Lasst uns das Ziel festlegen, aber nicht die Mittel, um es zu erreichen.

Wir streben die CO2-neutrale Produktion an.

Unsere Factory 56 gibt die Richtung vor: Diese neue Fabrik im Werk Sindelfingen nutzt erneuerbare Energien und wurde von Beginn an CO2-neutral geplant. Im nächsten Schritt werden alle unsere europäischen Werke bis 2022 folgen. Wie gut sich Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz in Einklang bringen lassen, zeigt beispielhaft unser neues Werk im polnischen Jawor. Mit Windkraft fertigen wir dort nicht nur grüner, sondern auch wirtschaftlicher, als es an diesem Standort mit konventionellem Strom möglich wäre. Auch unseren EQC im Werk Bremen und unsere Batterien im sächsischen Kamenz werden wir mit Strom aus regenerativen Quellen produzieren. Eine ganzheitliche Betrachtung der CO2-Einsparungen umfasst zudem das Recycling von Rohstoffen. Mercedes-Fahrzeuge haben eine potenzielle Recyclingquote von 85 Prozent. Wir bewegen uns also von einer Wertschöpfungskette zu einem Wertschöpfungskreislauf.

Wir wollen, dass auch unsere Lieferanten diesem Anspruch folgen.

Es ist uns wichtig, die Umsetzung unseres Ziels der Klimaneutralität auch bei unseren Lieferanten und Partnern voranzutreiben. Ausgangspunkt ist die Schaffung von Transparenz. Zu diesem Zweck arbeiten wir mit Organisationen wie CDP zusammen, um die Umweltauswirkungen unserer Lieferkette zu bewerten. In einem weiteren Schritt führen wir zurzeit Workshops mit Lieferanten durch, um effektive CO2-Reduktionsmaßnahmen zu identifizieren. Wir haben uns vorgenommen, CO2-Ziele zu einem wichtigen Kriterium für Lieferantenentscheidungen und -verträge zu machen.

Wir begeistern unsere Kunden für klimaneutrale Mobilität und ermöglichen das emissionsfreie Fahren.

Strom ist im Lebenszyklus eines Elektroautos in einigen Regionen eine sehr signifikante CO2-Quelle – abhängig davon, wie er erzeugt wird. Wir wollen unsere Kunden dazu inspirieren, ihre grünen Fahrzeuge mit grünem Strom zu laden. Mit Mercedes Me Charge zum Beispiel ermöglichen wir es den Autofahrern, ihre Fahrzeuge bequem an vielen verschiedenen öffentlichen Stationen in Europa zu laden, wo immer möglich mit Energie aus erneuerbaren Quellen. Aber der Wandel zur nachhaltigen Mobilität der Zukunft wird nur gelingen, wenn Autoindustrie, Energieversorger und Politik Hand in Hand arbeiten. Es bedarf massiver Investitionen und konkreter Maßnahmen auch über die Automobilbranche hinaus. Klimaneutrale Energie und eine umfassende Infrastruktur sind für diesen Systemwechsel unerlässlich. Und wir sind offen für eine Diskussion über die wirksame Bepreisung von CO2 und Anreize für kohlenstoffarme/-freie Technologien - möglichst auf globaler Ebene.

Wir sind entschlossen.

Für uns ist das Pariser Klimaabkommen mehr als eine Verpflichtung - es ist eine Überzeugung. Und wir haben einen klaren Kurs gesetzt, um unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Allerdings ist diese Transformation eine riesige Herausforderung - technologisch wie finanziell. Schließlich wollen wir nachhaltige Mobilität noch aufregender machen, nicht teurer. Und natürlich geht es uns dabei auch um nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg. Wie gehen wir also damit um? Eine Möglichkeit wäre, sich wegzuducken und zu versuchen, den Status quo zu sichern. Aber das würde unserem Purpose nicht gerecht werden - und schon gar nicht unserer Zukunft dienen. Wir wollen lieber das tun, was unsere Gründer getan haben: Sie wurden zu Systemarchitekten einer neuen Mobilität ohne Pferde. Unser Auftrag heute ist die individuelle Mobilität ohne Emissionen.

Erneut braucht es dazu Technologie und Entschlossenheit. Um zu unterstreichen, dass wir es ernst meinen, koppeln wir Teile der Vorstandsvergütung an die Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele, einschließlich unseres CO2-Fußabdrucks. Wir alle müssen unsere Komfortzonen verlassen, um auf neuen Wegen voranzukommen. Dabei streben wir selbstverständlich einen engen Schulterschluss mit unseren Mitarbeitern und deren Vertretung an. Diese Transformation ist die Aufgabe unserer Generation. Und ich bin absolut zuversichtlich: Wir haben das richtige Team, um sie erfolgreich zu meistern. Diese Strategie wird dazu beitragen, unsere Spitzenposition in der Autoindustrie zu behaupten.

Autor:‭ ‬Mathias Ebeling

5 Kommentare

  • Benzfan1996

    Benzfan1996

    Das hoffe ich sehr, dass das ein Thema bleibt! Elektrifiziert und dank synthetisierten P2L-Kraftstoffen CO₂-Neutral betrieben sehe ich in der Tat keinen Grund, wieso man sich vom Verbrenner verabschieden sollte. Das Bekenntnis zur Technologieneutralität jedenfalls lässt hoffen. Auch besonders für die Brennstoffzelle, die trotz des GLC F-Cell ja doch zuletzt eher stiefmütterlich behandelt wurde.
  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Hallo Benzfan1996, laut Ambition2039 ist der klassische Verbrenner leider ein Auslaufmodell. Aber Hybrid-Technologien, deren Verbrenner-Sektionen mit synthetischen Kraftstoffen gefüttert werden sollen bleiben so wie wir es lesen ein Thema.
  • Benzfan1996

    Benzfan1996

    Ein Ende des Verbrennungsmotors ist doch überhaupt nicht mehr nötig, wenn irgendwann die Modellpalette zu 90 % rein elektrisch ist – ob BEV oder Brennstoffzelle – und die verbleibenden Verbrenner sämtlich Plug-In Hybride sind. Auch in 20 oder 50 Jahren wird doch ein R6, V8 oder V12 nichts an seiner Faszination eingebüßt haben.
  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Hallo Pano, das bleibt abzuwarten. Vom Gefühl her, fischen aktuell alle irgendwie ein wenig im dunkeln. Aber die Aussage, bis 2039 keinen Verbrenner mehr zu wollen/haben, ist schon sehr konkret.
  • Pano

    Pano

    Am spannendsten ist die Stelle wo davon die Rede ist, daß man neben E-Antrieben weiter an Alternativen (Brennstoffzelle und E-Fuels) arbeitet. Aber ob der Aufruf an die Politik gehört wird das (Emmisions-)Ziel festzulegen aber nicht die Mittel wage ich eher zu bezweifeln. Grüße Pano

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