Nach Mercedes und Aston Martin verlässt auch Audi die DTM

Audi Raus - DTM am Ende?

Nach Mercedes und Aston Martin verlässt auch Audi die DTM: Audi Raus - DTM am Ende?
Erstellt am 28. April 2020

Paukenschlag in der angeschlagenen DTM – Audi gab gestern bekannt, dass man sich bereits am Ende dieser Saison – wie auch immer diese angesichts der Corona-Krise aussehen wird – aus dem Deutschen Tourenwagen Masters zurückzieht. Nach den Aufgaben von Mercedes-AMG und Aston Martin bleibt nun nur noch BMW als Hersteller übrig, die wohl kaum gegen sich selbst fahren werden.

Audi folgt Volkswagen und setzt auf Elektro

Nicht erst seit dem Ausstieg von Mercedes Ende 2018 stand das Konstrukt DTM auf wackeligen Füßen. Eine Meisterschaft mit nur zwei Marken hatten sowohl BMW als auch Audi eigentlich kategorisch ausgeschlossen. Mit einer gewagten Konstruktion aus HWA-Motor und Chassis, R-Sport-Team und Aston-Martin-Optik zauberte ITR-Chef Gerhard Berger für 2019 noch schnell einen dritten „Hersteller“ aus dem Hut, der aber erwartungsgemäß leistungstechnisch komplett unterging und somit schon nach einem Jahr wieder die Reißleine zog. Daneben bemühte sich der Ex-F1-Pilot um eine Synergie mit der japanischen Super-GT, die im Prinzip mit vergleichbaren Fahrzeugen fährt. Sogar zu einem Einladungsrennen in Fuji kam es. Es schien, dass man durchaus auf dem Weg aus der Krise wäre. Bis zum gestrigen Tag.

DTM vor dem Ende?

Der Ausstieg von Audi, den die Ingolstädter mit einer Neuausrichtung des Motorsport-Programmes in Richtung Nachhaltigkeit sowie der Corona-Krise begründeten, kommt nicht ganz überraschend, trifft die DTM aber tief ins Mark. Vor allem die Kurzfristigkeit der Bekanntgabe erzürnte Gerhard Berger sehr. Mercedes bewies schließlich damals sehr viel mehr Stil und Fairness, als man bereits 18 Monate vor dem Ausstieg klare Verhältnisse schuf. Im Falle Audi bleibt Berger nur mehr ein halbes Jahr, das zumal von Corona beherrscht sein dürfte, um die DTM zu retten. Ein aussichtsloses Unterfangen.

Der verbleibende Hersteller BMW hatte sich bislang immer fest zur DTM bekannt, dürfte aber kein Interesse haben, gegen sich selbst zu fahren. Schließlich ist die DTM in der heutigen Form einer Hersteller- und Marketing-Meisterschaft. Das Beispiel Toyota in der Sportwagen-Weltmeisterschaft, wo die Japaner ebenfalls nur gegen sich selbst und ein paar Privatiers antreten, zeigt die Lächerlichkeit eines solchen Unterfangens. Dass Gerhard Berger tatsächlich bis zur kommenden Saison noch einen neuen Hersteller präsentiert oder die Japaner überreden kann, in Europa zu starten, scheint angesichts der wirtschaftlichen Probleme wegen Corona ausgeschlossen.

Gibt BMW eine Gnadenfrist?

Was könnte die DTM retten? Eigentlich bleiben da kaum Möglichkeiten. BMW könnte sich ausnahmsweise noch einmal für ein Jahr verpflichten, um der ITR Zeit zu verschaffen, für 2022 neue Hersteller oder die Japaner zu überzeugen. Zusammen mit eventuellen Kunden-Audis, die ja sowieso geplant waren, könnte man ein halbwegs annehmbares Fahrerfeld an den Start bringen. Ob das Ganze dann sportlich und medial noch irgendjemanden interessiert, ist fraglich. Wahrscheinlicher ist eher, dass ein solches Konstrukt dem Image der DTM den endgültigen Gnadenstoß geben dürfte.

Chance für echte Tourenwagen oder GTs

Das scheinbare Ende wäre aber auch eine Chance, das ganze Konzept DTM neu zu überdenken und komplett zu überarbeiten. Die Prototypen im Serienlook sehen zwar spektakulär aus, entsprechen aber lange nicht mehr dem Geiste eines Tourenwagens. Hier macht beispielsweise die TCR eine deutlich bessere Figur. Normale Straßenautos mit Power und Sound, einer coolen Optik und jede Menge Zweikämpfe entsprechen in der TCR eigentlich genau dem Bild, das viele Fans aus den 1990er Jahren – die „Goldenen Jahre“ der DTM – kennen und sich zurück wünschen. Allerdings scheint es kaum vorstellbar, dass man mit der TCR-Klasse eine neue DTM gründet, da so etwas nicht dem Premium-Anspruch gerecht werden würde, den man sich in den letzten Jahren auf die Fahne geschrieben hat. Ob dieser Premium-Ansatz aber überhaupt noch Sinn macht, ist fraglich. Allerdings existiert bereits eine TCR-Meisterschaft mit (Semi-) Werkseinsätzen, nämlich die WTCR. Und auch hier wird das Starterfeld immer kleiner. Die andere Alternative wäre GT3-Boliden, was vor allem von Ex-DMSB-Präsident Striezel Stuck immer wieder ins Spiel gebracht wird. Die Autos vom Schlage eines Audi R8, Mercedes-AMG GT, Porsche 911 oder Lamborghini Huracan  sind zwar ausgesprochen spektakulär, aber eben keine echten Tourenwagen, sondern Sportwagen. Außerdem gibt mit dem ADAC GT Masters bereits eine starke Meisterschaft in Deutschland, die in direkte Konkurrenz treten würde.

Kompletter Neustart nach Pause?

Viele Fans und Experten fordern ein völlig neues Fahrzeug- und Event-Konzept von der ITR. Das wäre sicherlich der beste Weg, die DTM komplett neu und gut aufzustellen. Spektakuläre, bezahlbare Hybrid-Fahrzeuge auf Serienbasis wären hier sicherlich ein toller Ansatz, um möglichst viele Hersteller zu reizen. Allerdings wird ein solches Unterfangen keinesfalls in der verbliebenen Zeit zu stemmen sein. Wahrscheinlich wäre eher eine Zeitspanne von 2-3 Jahren, schließlich müsste man nicht nur die Regeln definieren, sondern auch Hersteller finden, die mitmachen wollen und diese Fahrzeuge auch noch konzipieren und bauen müssten. Diese lange Pause wäre zwar ein großes Risiko, aber die DTM hat Ende der 1990er Jahre schon einmal bewiesen, dass eine Zwangspause zu einer sinnvollen Neuausrichtung genutzt werden kann. 

Kommentar zu einem Neustart der DTM von Thomas Ebeling, Mercedes-Fans.de-Chefredakteur "Wir brauchen eine neue DTM!" Ist die DTM am Ende? Auf jeden Fall reif für einen radikalen Neustart, findet Thomas Ebeling, Chefredakteur Mercedes-Fans.de

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