Formel 1 in Monza

Hamilton und Verstappen crashen, Bottas fährt von ganz hinten auf das Podium

Formel 1 in Monza: Hamilton und Verstappen crashen, Bottas fährt von ganz hinten auf das Podium
Erstellt am 13. September 2021

Es erinnert stark an Senna/Prost: Wieder geraten die beiden WM-Rivalen Lewis Hamilton und Max Verstappen auf der Strecke aneinander und scheiden nach einem spektakulären Crash aus. Sieger wird überraschend der McLaren-Pilot Daniel Ricciardo vor seinem Teamkollegen Lando Norris. Als Dritter steht Valtteri Bottas auf dem Podium, nachdem er wegen einer Strafe vom letzten Startplatz ins Rennen gehen musste und sich durch fast das gesamte Feld kämpfte.

Crash mit Ansage!

Es war die 26. Runde im Highspeed-Tempel Monza. Lewis Hamilton hatte gerade seinen Boxenstopp absolviert und schoss auf die erste Kurve zu. Von hinten kam Max Verstappen, der bereits gestoppt hatte, mit Überschuss die lange Gerade herunter. Beiden war klar, dass dies wohl die einzige Chance sein würde, den jeweils anderen hinter sich zu lassen. Und so kam, was kommen musste: Seite an Seite fuhren sie in die enge Schikane. Keine wollte und konnte nachgeben. Die logische Folge: Kollision! Der Niederländer verhakte sich mit seinem Red Bull in den Rädern des Silberpfeils und flog in hohem Bogen über Hamilton hinweg. Dabei rasierte der Red Bull dem Silberpfeil die Lufthutze und berührte auch Hamiltons Kopf, der aber durch das Halo gut geschützt war. Am Ende kam der Red Bull auf der Nase des Silberpfeils zum Erliegen und für beide war das Rennen beendet. Verstappen bekam dafür von der Rennleitung eine Strafe für das nächste Rennen ausgesprochen, weil er nach deren Meinung die Hauptschuld trug. Nur mal lAmateurennfahrern, zum Beispiel bei den Langstreckenrennen auf der Nordschleife. Wäre da bei einer Berufsunfähigkeit die Auszahlung gesichert? Wie ist das z.B. bei Clark geregelt?

Schwache Stopps bei beiden

Dass es aber überhaupt zu diesem Duell kam, lag an einer ungewohnten Boxenstopp-Schwäche der Red Bull Crew. Hamilton steckte nach dem Start als Vierter hinter Lando Norris fest. Beim Start konnte der von Rang fünf gestartete Weltmeister zwar sogar den Polesitter Verstappen in genau dieser Schikane angreifen, musste aber zurückstecken, weil ihm Verstappen da bereits keinen Platz ließ. Deswegen verlor Hamilton die Position auch noch an Norris. Ganz vorn machte sich der spätere Rennsieger Ricciardo auf und davon und war auch von Verstappen nicht unter Druck zu setzen. Hamilton, der nicht an Norris vorbeikam, verlor wertvolle Zeit auf Verstappen, der bis zu sechs Sekunden Vorsprung auf das Duo Norris/Hamilton herausfuhr. Das änderte sich beim ersten Stopp des Niederländers. Die Red Bull Crew brauchte fast 10 Sekunden (der Weltrekord der Red-Bull-Truppe liegt bei deutlich unter zwei Sekunden), um den WM-Leader abzufertigen. Hamilton wollte seine Chance nutzen und stoppte ebenfalls. Aber auch die Mercedes-Mannschaft brauchte länger als gewohnt, sodass die Kontrahenten nach Hamiltons Stopp in der ersten Kurve direkt aufeinandertrafen. Mit dem bekannten Ergebnis...

McLaren Mercedes mit Doppelsieg, Bottas auf dem Podium

Nutznießer war neben dem erwähnten späteren Sieger Ricciardo, der aber auch schon vorher kaum zu gefährden war, McLaren Teamkollege Norris, der den zweiten Platz erbte. Dahinter kämpften sich Perez im Red Bull und Bottas im zweiten Silberpfeil durch das Feld. Der Sprint-Sieger Bottas musste wegen eines Motorwechsels von ganz hinten starten und schaffte es bis auf den vierten Platz. Eine Wahnsinnsleistung des gerade bei Mercedes gefeuerten Finnen. Da Perez zudem noch eine 5-Sekunden-Strafe erhielt, konnte Bottas sogar noch auf das Podium klettern. Für Daniel Ricciardo, wie sein Teamkollege übrigens auch mit Mercedes-Power im Heck unterwegs, war dieser überlegene Sieg ein Befreiungsschlag, nachdem er nach seinem Wechsel zu McLaren zunächst überhaupt nicht klarkam. Jetzt konnte der beliebte Sunnyboy endlich wieder sein berühmtes breites Grinsen sowie seinen "Shoey" auf dem Podium zeigen.

In den Weltmeisterschaften bleibt es weiter spannend. Max Verstappen (226,5 Punkte) führt die Fahrer-Weltmeisterschaft vor Lewis (221,5 Punkte) und Valtteri (141 Punkte) an. Das Mercedes-AMG Petronas F1 Team (362,5 Punkte) führt die Konstrukteurs-WM mit 18 Zählern Vorsprung vor Red Bull (344,5 Punkte) an.

Valtteri Bottas
Ich habe dem Team gesagt, dass ich heute auf das Podium fahren würde. Umso glücklicher bin ich, dass ich es geschafft habe. Das war eine tolle Aufholjagd und ich glaube nicht, dass ich schon einmal in meiner Karriere so viele Positionen in einem Rennen gutgemacht habe. Es ist niemals einfach, vom Ende des Feldes loszufahren und schlussendlich bin ich froh, dass wir heute mehr Punkte geholt haben als Red Bull, besonders wenn man die Ausgangslage vor dem Rennen bedenkt. Es hat Spaß gemacht, ich habe einige gute Überholmanöver gezeigt und es war schönes Racing. Das Duell mit Perez war gut und ich freue mich sehr über mein Ergebnis. Das war wahrscheinlich eines meiner besseren Wochenenden mit Mercedes. Ich war das gesamte Wochenende über stark und das ist sehr befriedigend. Der Crash zwischen Lewis und Max war natürlich schade, dadurch haben wir wichtige Punkte verloren. Ich habe den Zwischenfall noch nicht gesehen, aber ich bin froh, dass er okay ist. Jetzt müssen wir nach vorne schauen und ich hoffe, dass wir diesen Schwung nach Russland mitnehmen können, auf eine Strecke, auf der ich in der Vergangenheit gute Ergebnisse erzielen konnte.
 
Lewis Hamilton
Das war natürlich ein enttäuschendes Rennende für mich. Das Team hat großartige Arbeit bei der Strategie geleistet und wir befanden uns bis zur Kollision in Runde 26 in einer guten Position. So weit ich mich daran erinnere, kam ich aus der Boxengasse und sah Max ankommen. Ich stellte sicher, dass ich ihm auf der Außenseite eine Wagenbreite Platz ließ. Danach ging ich in die erste Kurve und lag vorne. So war es auch noch in Kurve zwei und dann landete er auf einmal oben auf meinem Auto. Alles in allem war es kein toller Abschluss für dieses Wochenende, aber es war schön zu sehen, dass Valtteri eine fantastische Aufholjagd für das Team gezeigt hat. Es ist nicht einfach, auf einer Strecke wie dieser vom Ende des Feldes bis aufs Podium zu fahren. Das Team hat großartige Arbeit abgeliefert und konnte hier mehr Punkte als Red Bull sammeln. Das ist definitiv positiv für uns.
 
Toto Wolff
Erneut ein durchwachsener Nachmittag für uns. Auf der einen Seite hat Valtteri eine unglaubliche Aufholjagd gezeigt und vom 20. Startplatz ein Podium für das Team eingefahren. Er war das gesamte Wochenende über in Topform und mit dieser Leistung hat er es absolut verdient, vom Ende des Feldes bis auf Platz drei nach vorne zu fahren. Auf der anderen Seite hatte Lewis bei dem Zwischenfall mit Max richtig Pech. Er schien sich nach seinem Stopp in einer starken Position zu befinden. Wenn man den Vorfall mit dem von Lewis in Kurve 4 auf der Startrunde vergleicht, bei dem er zurückgezogen hat, denke ich, dass es für Max klar war, dass seine Positionierung in einem Crash enden würde. Die Stewards haben ihre Entscheidung getroffen, aber es ist klar, dass dieser Zwischenfall ohne Halo viel schlimmer hätte ausgehen können.
 
Andrew Shovlin
Valtteri hat heute eine fantastische Leistung gezeigt, um noch aufs Podium zu fahren. Es ist sehr schade, dass wir eine Strafe erhalten haben, denn normalerweise müsste ein solches Wochenende von ihm mit einem Sieg belohnt werden. Es ist traurig, dass das Rennen für Lewis ein solches Ende fand. Gleichzeitig sind wir erleichtert, dass er heute den zusätzlichen Schutz durch den Halo hatte, da es ansonsten sehr übel hätte ausgehen können. Max hätte diese Kurve niemals geschafft, aber es scheint, als ob er es immer erzwingen möchte, anstatt einen Platz an Lewis abzugeben. Es ist frustrierend, dass wir hier so ein schnelles Auto hatten und am Ende nur so wenige Punkte mitnehmen. Aber tatsächlich gibt es viele Bereiche, in denen wir uns verbessern müssen. Valtteri kann auf seine Leistung stolz sein, aber als Team müssen wir bei einer Reihe von Aspekten selbstkritisch sein, sowohl bei der Performance als auch der Zuverlässigkeit. Wir waren nicht auf dem Niveau, auf dem wir sein müssen. Jetzt ist es unsere oberste Priorität, das zu ändern.

 

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