Formel 1 GP von Italien - Vorschau

Vollgas im Highspeed-Tempel

Formel 1 GP von Italien - Vorschau: Vollgas im Highspeed-Tempel
Erstellt am 3. September 2020

Geht die Siegesserie vom Mercedes-AMG Petronas Motorsport F1 Team auch auf der schnellsten Strecke der Saison in Monza weiter? Vieles spricht dafür, einiges aber auch dagegen... Unsere Vorschau.

Nach der bärenstarken Vorstellung vom Team und vor allem Champion Lewis Hamilton in Spa zweifelt eigentlich niemand mehr daran, dass die Silberpfeile auch den Rest der Saison quasi unschlagbar sein werden. Das gilt angesichts des überlegenen AMG-Triebwerks natürlich insbesondere auf der Motorenstrecke im Highspeed-Tempel Monza.

Wie hart trifft das Verbot des "Party-Mode" die Silberpfeile?

Allerdings gibt es da ein kleines Fragezeichen. Eine neue technische Direktive zwingt alle Teams dazu, im Qualifying und im Rennen den identischen Motor-Modus einzusetzen. Das heißt nichts anderes, als dass der berühmte "Party-Modus" von Mercedes, mit dem man im Qualifying kurzzeitig eine erheblich höhere Motorleistung abrufen konnte, nun verboten ist. Das könnte vor allem Red Bull und Renault in die Karten spielen, die sich so eine besser Startposition erhoffen. Ferrari wird dies beim Heimspiel wohl auch nichts nutzen, denn den extrem großen Rückstand der Roten wird auch ein Verbot des Party-Modes nicht egalisieren.

Toto über Italien

Spa gehörte in der jüngeren Vergangenheit nicht zu unseren stärksten Strecken. Deshalb fühlte es sich sehr gut an, dies in diesem Jahr umzukehren und mit einem Doppelsieg aus Belgien abzureisen. Vor ein paar Wochen habe ich unsere Autos draußen an der Strecke in Silverstone beobachtet, wie sie durch Maggotts und Becketts gefahren sind, am vergangenen Wochenende habe ich mir die Onboard-Aufnahmen durch Malmedy und Pouhon angesehen. Es ist absolut beeindruckend, wenn man sieht, wie die Fahrer in unserem W11 die Strecke voll angreifen können. Das zeigt, wie der enorme Einsatz aller in Brackley und Brixworth zu einem fantastischen Boliden geführt hat.
 
Das zweite und dritte Rennen dieses Triple-Headers bringen uns nach Italien, wo wir in Monza und Mugello fahren. Der berühmte "Hochgeschwindigkeits-Tempel" ist eine echte Low-Drag- und Low-Downforce-Strecke, auf der die Top-Speeds auf den Geraden entscheidend für ein gutes Ergebnis sind. Das Rennen wurde in der Vergangenheit oft von der Pole Position gewonnen, weshalb das Qualifying in Italien besonders wichtig ist.
 
Sowohl der Leistungseinfluss als auch die Wichtigkeit der Qualifikation machen Monza zur perfekten Strecke, um zu sehen, welche Auswirkungen die neue technische Direktive hat, die ab dem Großen Preis von Italien gilt. Die TD/037-20 schränkt die Nutzung der Motor-Modi ein, sodass die Teams im Qualifying und Rennen den gleichen ICE-Modus einsetzen müssen. Es wird spannend, zu sehen, wie sich das auf das absolute und relative Kräfteverhältnis am Samstag und Sonntag auswirken wird. Wir freuen uns darauf, diese Herausforderungen anzugehen und das Blatt zu unseren Gunsten zu wenden.

Zahlen & Fakten: Italien Grand Prix

  • Mehr als 77% der Rundenzeit und 84% der Rundendistanz werden in Monza unter Volllast absolviert - der höchste Wert im F1-Kalender. Deshalb erhielt Monza den Spitznamen: "Hochgeschwindigkeits-Tempel".
  • Das Autodromo Nazionale di Monza weist mit elf Kurven (vier Links- und sieben Rechtskurven) die zweitwenigsten aller F1-Strecken auf. Nur der Red Bull Ring in Österreich besitzt weniger Kurven.
  • Der Windschatten-Effekt ist in Monza erheblich, was oftmals Einfluss auf die Strategien der Teams im Qualifying hat. In der Saison 2019 betrug der Unterschied zwischen einer Runde mit und einer ohne Windschatten rund 0,7 Sekunden.
  • Da in Monza ein Großteil einer Runde im achten Gang gefahren wird, müssen die Fahrer viel seltener schalten als auf anderen Strecken. Tatsächlich gibt es in Monza 36 Gangwechsel pro Runde - genauso wenige wie in Silverstone, Mexiko-Stadt, Interlagos und Suzuka. Der niedrigste Wert der Saison.
  • Die Autos erreichen in Monza eine Höchstgeschwindigkeit von 336 km/h - der dritthöchste Wert in der Formel 1: hinter Paul Ricard (340 km/h) und Mexiko-Stadt (350 km/h).
  • Gemeinsam mit Spa-Francorchamps ist Monza die Strecke, auf der es am meisten auf die "Power Sensitivity" ankommt, also wie sehr sich die Rundenzeit verbessert, wenn mehr Leistung zur Verfügung steht.
  • In Monza sind Verbremser üblicher als auf anderen Strecken. Der Grund dafür ist, dass die Autos mit weniger Abtrieb fahren und die Reifen auf den langen Geraden vor den starken Bremszonen abkühlen. Die Fahrer können in den langsamen Schikanen viel Zeit gutmachen und die Auslaufzonen verzeihen mit ihren Kiesbetten oder hohen "Sausage"-Kerbs keine Fehler. Deshalb führt ein Verbremser in Monza normalerweise dazu, dass die Runde ruiniert ist.
  • Das Abkühlen der Reifen auf den Geraden und der geringe Abtrieb beeinflussen auch die Bremsstabilität. Das Auto reagiert nervöser und ist in den Bremszonen weniger berechenbar. Auch dies kann das Risiko eines Verbremsers erhöhen.
  • Obwohl in Monza jedes Jahr über die geringen Abtriebs-Werte gesprochen wird, reicht der Downforce des Autos auch dort noch aus, um an der Decke entlang zu fahren - zumindest in der Theorie.
  • In Monza erreichen die Fahrer eine der höchsten Durchschnittsgeschwindigkeiten in einer Kurve - jeweils in der Curva Grande (Kurve 3) und der Parabolica (Kurve 11) nach den langsamen Schikanen.
  • Monza verlangt die dritthöchsten Traktionswerte der Saison, da die Beschleunigungszonen auf langsame Kurven folgen. Aus diesem Grund ist der mechanische Grip ein wichtiger Faktor in Monza, wenn die Autos über die langen Geraden fahren.
  • Die Kerbs am Kurvenausgang bieten in Monza nur wenig Traktion. Da die Traktion aus den langsamen Kurven auf dieser Strecke aber enorm wichtig ist, meiden die Fahrer sie komplett, um bestmöglich aus der Kurve herauszukommen. Einige Kerbs sind besonders hart zu den Autos - ein weiterer Grund dafür, warum die Fahrer ihnen am Kurvenausgang fernbleiben.
  • Der Weg von der Pole Position bis zur ersten Bremszone in Monza ist mit 453 Metern einer der längsten in der Formel 1. Nur in Barcelona, Silverstone, Mexiko-Stadt und Sotschi ist er länger.
  • In der Saison 2020 wird der Große Preis von Italien zum 71. Mal ausgetragen. Das Rennen hat bislang in jeder Formel 1-Saison stattgefunden. Es ist der 70. Italien GP in Monza, nur 1980 fand das Rennen einmal in Imola statt.
  • Der aktuelle Streckenverlauf wird seit 2000 gefahren. Seitdem wurden 15 der 20 Rennen von der Pole Position gewonnen.

Stat-Attack: Italien und mehr

Italien Grand Prix 2020 - Zeitplan
 

Session   Ortszeit (CEST)   Brackley (BST)   Stuttgart (CEST)
Training 1 (Freitag)   11:00-12:30   10:00-11:30   11:00-12:30
Training 2 (Freitag)   15:00-16:30   14:00-15:30   15:00-16:30
Training 3 (Samstag)   12:00-13:00   11:00-12:00   12:00-13:00
Qualifying (Samstag)   15:00-16:00   14:00-15:00   15:00-16:00
Rennen (Sonntag)   15:10-17:10   14:10-16:10   15:10-17:10


 
 

 

 

 

 

 

Strecken-Bilanz - Mercedes F1 beim Italien Grand Prix
 

    Starts   Siege   Podiums   Poles   Erste Reihe   Schn. Runden   DNF
Mercedes   12   7   14   6   11   7   4
Hamilton   13   5   8   6   9   6   1
Bottas   7   0   3   0   0   0   0
MB Power   28   12   30   12   24   15   24

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