Ein Ritter ohne Furcht und Tadel, aber auch ohne Streitross

Lewis Hamilton weiterhin ohne Vertrag für 2021

Ein Ritter ohne Furcht und Tadel, aber auch ohne Streitross: Lewis Hamilton weiterhin ohne Vertrag für 2021
Erstellt am 12. Januar 2021

Auch als Ritter der englischen Krone fehlt Lewis Hamilton weiterhin sein Streitross für die kommende Saison 2021. Die Vertragsverhandlungen, die eigentlich schon im vergangenen Jahr längst abgeschlossen sein sollten, ziehen sich weiter hin. Dass ein Weltmeister kurz vor der Saison noch keinen Vertrag besitzt, ist zwar nicht das erste Mal, aber durchaus ein Alarmsignal. Über die Gründe kann man nur spekulieren.

Auch wenn das Team nach wie vor demonstrativ Gelassenheit ausstrahlt, lässt es sich nicht mehr verleugnen, dass in Sachen Vertragsverlängerung mit dem siebenmaligen F1-Champion Lewis Hamilton sich so langsam ordentlich Druck aufbaut. Auch knapp zwei Monate vor den ersten Testfahrten der neuen Saison hat Hamilton immer noch keinen Kontrakt mit dem Mercedes-Team unterzeichnet und lässt die Mannschaft offensichtlich etwas in der Luft hängen. Schon während der letzten Saison verzögerten sich die Verhandlungen, was mit den schwierigen Reisebedingungen durch Corona entschuldigt wurde. Außerdem wollte Hamilton offensichtlich erst einmal die Gewissheit haben, dass sein engster Vertrauter Toto Wolff weiterhin als Teamchef tätig bleibt. Als diese Gewissheit dann im Dezember schließlich eintrat, erwartete jeder einen baldigen Vollzug der Hamilton-Verlängerung. Aber nichts geschah...

Gehalt

Über die Gründe wurde schon viel spekuliert. Hamilton soll exorbitante Gehaltsforderungen haben. Das wird sicherlich so sein, aber angesichts seines Wertes für das Team und seiner Stellung in der Formel 1 ist das auch zu erwarten. Mercedes wäre sicherlich auch bereit, solche Summen zu zahlen, um das Aushängeschild Hamilton weiter zu halten. Dass man Hamilton jetzt mit dem starken George Russell unter Druck setzt, der bei seinem einmaligen Einsatz im Silberpfeil in Bahrain geglänzt hatte, ist eher unwahrscheinlich. Eine Mücke macht noch keinen Sommer und die Verdienste von Hamilton für das Team mit einem einzigen Rennen von Russell abzuwägen, wäre extrem unfair und unangemessen.

Vertragsdauer

Ein weiterer Streitpunkt könnte die Vertragsdauer sein. Aber auch hier kann man nur spekulieren. Entweder möchte Hamilton sich nicht mehr so lange festlegen und einen eher kurzen Vertrag, weil er nicht sicher ist, wie lange er seine Karriere noch fortsetzen möchte. Sein großes Ziel, mit acht WM-Titeln Michael Schumacher zu übertreffen und endgültig der erfolgreichste Fahrer aller Zeiten zu werden, könnte er in diesem Jahr bereits erreichen. Oder aber er möchte einen möglichst langen Vertrag, weil dieser dann von der Budget-Deckelung, die aller Wahrscheinlichkeit nach im Jahr 2022 eintritt und auch die Fahrergehälter bei Neuverträgen einschließt, nicht mehr betroffen ist. 

Seine Rolle im Konzern

Am wahrscheinlichsten ist es aber, dass es Uneinigkeit hinsichtlich der Rolle von Hamilton bei Mercedes nach seiner aktiven Karriere gibt. Hamilton, der sich in letzter Zeit durch starkes Engagement in Sachen Umweltschutz und Politik in Szene setzte, könnte einen großen Einfluss in der Konzern-Strategie fordern, um diese Themen voranzutreiben. Kaum vorstellbar, dass sich der Vorstand da von einem ehemaligen Rennfahrer derart beeinflussen lassen möchte. Hier einen gemeinsamen Nenner zu finden, könnte extrem schwierig sein und die derzeitige Hängepartie erklären.

Wer pokert höher?

Hamilton sitzt zwar sicher am längeren Hebel, aber überreizen darf er sein Blatt auch nicht. Falls es entgegen aller Wahrscheinlichkeit tatsächlich nicht zu einer Einigung käme, steht der Champ am Ende mit leeren Händen da. Zwar würde ihn sicherlich jedes andere Top-Team gern nehmen, aber die Plätze sind für 2021 fest vergeben. Außer einer Rennpause oder einem Karriereende blieben ihm dann kaum mehr Möglichketen.

Mercedes hingegen hat ganz gute Karten in der Hand. Natürlich wäre ein Verlust von Hamilton so kurz vor der Saison ein herber Rückschlag. Wenn die Gallionsfigur im Streit von Bord geht, wäre das für die Außenwirkung fatal. Zudem hat das Beispiel Rosberg, der 2016 im Winter überraschend hinschmiss, gezeigt, vor welche Probleme dies ein Team in der Saisonvorbereitung stellt. Andererseits hat man mit dem erwähnten George Russell einen potenten Pfeil im Köcher, der zumindest auf der fahrerischen Seite den Verlust etwas abfedern könnte.

Man darf gespannt sein, wie die Sache ausgeht. Allerdings ist es kaum zu erwarten, dass die Öffentlichkeit erfährt, warum es beim Abschluss so lange gehakt hat. Falls die Sache allerdings noch schief geht, darf man auf die Begründungen sehr gespannt sein...

 

 

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