Die Formel Eins sieht Schwarz

Valtteri Bottas gewinnt den Formel 1 Auftakt in Österreich

Die Formel Eins sieht Schwarz: Valtteri Bottas gewinnt den Formel 1 Auftakt in Österreich
Erstellt am 6. Juli 2020

Es ist mal gerade ein Formel 1 Wochenende gefahren und schon sehen die Wettbewerber schwarz. Das liegt nicht nur daran, dass die Silberpfeile nun schwarz sind, sondern auch, weil die Britt-O-Schwaben die rennfreie Zeit anscheinend am besten genutzt haben. Beide Blackbirds waren sowohl im Training als auch im Rennen die schnellsten Autos. Beinahe.

 

Die Daimler Blackbirds "formerlly known as Silberpfeile" beherrschten den Formel 1 Auftakt in Österreich vom Start bis zur Zielflagge. Der Mann des Wochenendes war dabei Valtteri Bottas. Beflügelt von einer neuen Liebe, die neue Freundin ist professionelle Radsportlerin, raste der Finne erst auf die Pole Position und am Sonntag dann ganz oben auf das Treppchen. Als ob das nicht schon Grund genug zur Freude wäre, hatte sein oberster Boss, Ola Källenius, zuvor via Twitter klargemacht, dass Vettel keine Option für seinen Rennstall ist: "Wir stehen zu unseren Jungs!" 

Zweite Erkenntnis: Sebastian Vettel und Ferrari sind eine zerüttete Liebesbeziehung. Der Heppenheimer wird zum Saisonende sein Cockpit räumen müssen. Vettel, ist nicht mehr in der Rolle des jugendlichen Angreifers, sondern ist zum grantelnden Altstar gereift, der schon in der vergangenen Saison mehr quengelte als Punkte sammelte. Er nörgelte auch in Österreich weiter an seinem Auto herum. Es habe zu wenig Abtrieb an der Hinterachse, weshalb er die Downforce an der Vorderachse stetig verringern ließ, bis die Balance komplett hinüber war. Die Konsequenz war ein Dreher mitten im Rennen. Und so diktierte er den Journalisten in die Smartphones, dass man mit dem Ferrari nur hinterher fahren kann: "Vorne können wir im Moment nicht viel mitreden. Unter normalen Umständen sind die Plätze fünf bis sieben gerade das, was für uns drin ist."

"End racism!" Das Fahrer-Statement zu diesem unsäglichen Thema vor dem Rennen wirkte etwas bemüht und aufgesetzt. Zumal sich mancher noch eine Extrawurst briet


Blöd nur, dass sein Teamkollege Charles Leclerc mit dem gleichen Ferrari bis auf Platz 3 vorfahren konnte. Schlussendlich sollte es für Leclerc sogar zum zweiten Platz reichen, denn die Marshalls hatten dem bis dahin zweitplatzierten Lewis Hamilton an diesem Wochenende seine zweite Zeitstrafe verpasst. Hamilton war in einer Rechtskurve mit Red Bull-Pilot Alex Albon aneinandergeraten, was ihm eine 5 Sekunden Zeit Strafe einbrachte. Damit war er seinen zweiten Platz los und fand sich final auf P4 wieder. Auch wenn Hamilton die Strafe artig akzeptierte und keinen bösen Kommentar losließ, kann man nach mehrmaligem Anschnauen der Situation auch zu dem Ergebnis kommen, dass es sich hier um einen normalen Rennunfall gehalten hat, der nicht unbedingt hätte geahndet werden müssen.

So aber rückte McLaren Pilot Lando Norris auf P3 vor, der in der Schlussphase des Rennens auch gleich die schnellste Runde hinlegte. Der Brite ist verdammt schnell und wird ganz sicher noch von sich reden machen in dieser Saison.

Wie lautet das Fazit aus Daimler Sicht? Beide Fahrer sind hochmotiviert und siegfähig. Das Auto ist schnell und das Team hat seine Hausaufgaben offenbar gemacht. Ein Doppelsieg wäre also für das Mercedes Formel 1 Team durch aus drin gewesen. Same procedure than last year? Das wäre nicht fair, man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie ihre Arbeit gut machen. Und die Saison ist ja noch lang. Vielleicht kann Bottas zeigen, dass er mehr ist als nur ein loyaler zweiter Mann. Und mit Leclerc, Norris und Verstappen haben auch die anderen Teams schnelle Männer in ihren Autos. Da kann also noch einiges passieren. Schon in einer Woche geht es - Corona bedingt- an gleicher Stelle mit dem zweiten Lauf weiter. Erstmals findet der zweite Lauf da statt, wo auch der erste Formel 1-Lauf über die Bühne ging. Wer wird diese Wiederholung am besten für sich nutzen können?

Die O-Töne aus dem Mercedes-AMG Petronas F1 Team:

Valtteri Bottas

Ein Formel 1-Rennen zu gewinnen, ist niemals einfach, aber heute war es eine besondere Herausforderung. Im Rennen war so viel los und es wäre sehr einfach gewesen, einen kleinen Fehler zu machen und alles zu verlieren. Als das Safety Car zum letzten Mal herausgekommen ist, dachte ich mir nur: „Wirklich, schon wieder!?“ Wahrscheinlich war das heute die beste Gelegenheit, meine Restarts zu perfektionieren. Wenn man in Führung liegt, möchte man immer, dass alles konstant und rund verläuft, aber heute musste ich permanent Herausforderungen meistern – ich hatte aber immer alles unter Kontrolle. Im ersten Stint konnte ich einen ordentlichen Vorsprung herausfahren und das Auto sowie die Reifen schonen. So konnte ich sicherstellen, dass wir an unserer geplanten Strategie festhalten konnten. Im zweiten Stint gab es mehr Druck, besonders nach all den Safety-Car-Phasen. Während des Rennens hatten wir einige Bedenken wegen der Zuverlässigkeit, was uns ganz schön unter Druck gesetzt hat, aber zum Glück haben beide Autos bis zum Schluss gehalten. Ich denke, wir haben gezeigt, dass wir ein gutes Paket besitzen. Jetzt müssen wir die Zuverlässigkeit in den Griff bekommen, aber ich habe keine Zweifel daran, dass unser Team diese Probleme lösen wird. Ich freue mich schon auf das nächste Rennen hier am kommenden Wochenende.

Lewis Hamilton

Das Team und Valtteri haben heute großartige Arbeit geleistet. Ich habe im Rennen alles gegeben, was möglich war, aber es war einfach eines dieser Wochenenden. Es gibt viele Bereiche, in denen ich mich verbessern kann. Ich habe gestern im Qualifying keine besonders gute Arbeit abgeliefert und das lag allein an mir. Heute Vormittag war es dann sehr ungewöhnlich, direkt vor dem Rennen noch einmal einbestellt zu werden. Aber ich habe nur versucht, konzentriert zu bleiben und mein Rennen zu fahren. Die Situation mit Alex fühlte sich für mich mehr wie ein Rennzwischenfall an. Die Zeitstrafe führte dazu, dass ich den Podestplatz verloren habe. Aber daran kann ich nun nichts mehr ändern. Das Auto fühlt sich großartig an, obwohl die Zuverlässigkeit heute ein Problem für uns war. Zumindest sind wir ins Ziel gekommen und konnten die Punkte mitnehmen. Natürlich haben wir dadurch einen möglichen Doppelsieg verpasst, aber ich werde versuchen, das in den kommenden Rennen gutzumachen. Alles in allem war es kein gutes Wochenende für mich, aber es hätte schlimmer kommen können. Jetzt werde ich versuchen, daraus meine Lehren zu ziehen und es beim nächsten Mal besser zu machen.

Toto Wolff

Was für ein großartiges Rennen für die Fans, die so lange darauf gewartet haben, die Formel 1 wieder im Fernsehen zu sehen. Herzlichen Glückwunsch an Valtteri und das gesamte Team zu diesem Sieg. Für Lewis war es leider kein guter Tag, an dem er Pech mit den beiden Strafen hatte. Die Zurückversetzung muss man hinnehmen, aber die 5-Sekunden-Strafe fühlte sich aus meiner Sicht zu hart an. Ich habe mir die Szene mehrmals angesehen: Lewis hat in der Kurve voll eingelenkt und Albon hatte noch Platz, um die Kurve zu schaffen. Aus meiner Sicht war die Strafe nicht gerechtfertigt. Aber ich erkenne die Entscheidung der Rennkommissare an, die eine sehr komplexe Aufgabe erledigen müssen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Manchmal profitiert man davon, manchmal eben nicht. Während des Rennens sahen wir uns einigen Herausforderungen mit dem Getriebe gegenüber. Die Situation war sehr ernst und wir erkannten schon früh Probleme am Auto von Valtteri. Etwas später dann auch bei Lewis. Es hätte ein sofortiges Rennende bedeuten können. Wir wissen, dass es mit den Vibrationen des Fahrzeugs zu tun hatte. Deshalb haben wir beide Fahrer angewiesen, die Kerbs zu meiden. Zu einem Zeitpunkt sah es so aus, als ob keines unserer Autos das Rennen würde beenden können. Aus diesem Grund versuchten wir, das Rennen nach Hause zu bringen und auf unsere Autos zu achten. Beide Fahrer hatten eine starke Pace und sie waren an diesem Wochenende sehr ausgeglichen. Aber die Zuverlässigkeit hat uns einiges an Kopfzerbrechen bereitet. In Spielberg werden einige Fahrzeugteile mehr belastet als auf anderen Strecken im Rennkalender. Jetzt müssen wir hart daran arbeiten, diese Situation bis zum nächsten Wochenende zu verbessern. Aber wir haben schon einige Ideen, wie uns das gelingen kann.

Andrew Shovlin

Glückwunsch an Valtteri und das Team. Er ist am gesamten Wochenende sehr gut gefahren und hat den Sieg verdient. Das Rennen selbst war hart. Wir hatten das ganze Wochenende über einige Probleme, die in verschiedenen Systemen zu Elektrorauschen führen. Gegen Rennmitte erkannten wir Anzeichen für das Problem am Auto von Valtteri und kurz darauf bei Lewis. Somit verbrachten wir einen Großteil des Rennens damit, beide Autos ins Ziel zu bringen. Wir sagten beiden Fahrern, dass sie die Kerbs meiden sollten und gleichzeitig versuchten wir, die Power Unit nicht zu sehr zu belasten. Der erste Stint verlief noch relativ unkompliziert. Unser Plan war es, mit Valtteri den Vorsprung auf Max kontinuierlich auszubauen und uns mit Lewis durch das Feld nach vorne zu kämpfen. Alex machte es Lewis nicht einfach und wir glaubten, dass Lewis ihm genügend Platz gelassen hat, um auf der Strecke zu bleiben. Es war definitiv mehr Raum, als er Lewis am Start gelassen hat. Somit war die Strafe eine kleine Enttäuschung für uns, aber manchmal läuft es eben nicht für dich. Das Timing des Safety Cars spielte uns nicht besonders in die Karten. Wir hätten beide Autos hereinholen können, wollten aber nicht in eine Situation kommen, in der wir überholen hätten müssen, da wir noch die Bedenken wegen der Vibrationen hatten. Es ging also darum, das Risiko abzuschätzen. Diese Situation werden wir uns bis nächste Woche noch einmal genauer ansehen. Am Ende hätten wir bessere Arbeit leisten können, um Lewis auf dem Podium zu halten, aber als Valtteri in Runde 69 für die gelben Flaggen langsamer machte, wurde Lewis etwas eingequetscht. Alles in allem haben wir ein Auto, das sehr schnell ist, aber aktuell auch noch etwas zu fragil. Uns bleibt nicht viel Zeit, um die Probleme zu lösen und da sich die Strecke nicht verändern wird, können wir davon ausgehen, dass sie nicht von allein verschwinden werden. Wir werden in den kommenden Tagen hart arbeiten, um die Probleme zu beheben und freuen uns darauf, in einer Woche wieder hier anzutreten. Gut für die Fans ist, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass das zweite Rennen eine Wiederholung des ersten sein wird!

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