Vor 70 Jahren: Der Mercedes-Benz 300 S feiert Weltpremiere

10 Mal so teuer wie ein VW Käfer: Der 300 S ist das teuerste Auto deutscher Produktion

Vor 70 Jahren: Der Mercedes-Benz 300 S feiert Weltpremiere: 10 Mal so teuer wie ein VW Käfer: Der 300 S ist das teuerste Auto deutscher Produktion
Erstellt am 30. September 2021

Der Mercedes-Benz 300 S (W 188) ist der Star am Messestand von Mercedes-Benz auf dem Autosalon Paris vom 4. bis 14. Oktober 1951. Damit übertrifft die Stuttgarter Marke jene hohe Messlatte, die sie mit der Repräsentationslimousine Mercedes-Benz 300 (W 186) erst im April desselben Jahres gelegt hat: Die Verkaufsbroschüre beschreibt den Typ 300 als einen „Wagen, der einen Traum verwirklicht“. Doch beim automobilen Herbstereignis in Paris präsentiert die Marke mit den zweitürigen Varianten nun luxuriös-sportliche Fahrzeuge, die erst recht zum Träumen einladen.

29 Bilder Fotostrecke | Vor 70 Jahren: Der Mercedes-Benz 300 S feiert Weltpremiere: 10 mal so teuer wie ein VW Käfer: Der 300 S ist das teuerste Auto deutscher Produktion #01 #02

Den 300 S gibt es als Cabriolet A, Coupé und Roadster. Alle drei Varianten haben ein Design zum Träumen: Es kombiniert Eleganz mit Sportlichkeit, zum Ausdruck gebracht beispielsweise durch die lang gestreckte Motorhaube, die vergleichsweise niedrige Dachlinie und eine fließende Heckgestaltung. Gebaut wird der 300 S im Sonderwagenbau im Werk Sindelfingen und damit in Manufakturfertigung. Im Interieur sind beste Materialien fein verarbeitet – duftendes Leder, edles Holz, glänzendes Metall. Das Ergebnis ist nicht allein ein höchst erlesenes Automobil, sondern in jedem Fall auch ein Einzelstück. Denn wie bereits vor dem Zweiten Weltkrieg erfüllt der Sonderwagenbau nahezu jeden Wunsch der solventen Kundschaft. So gibt es praktisch keine zwei identischen 300 S. Und zugleich bedeutet das: Wer mit einem 300 S auf den Straßen dieser Welt unterwegs ist, fährt in den höchsten Sphären der exklusiven Automobilität.

300 S: traumhafte Synthese zwischen Luxus und Sport

Der 300 S ist auch heute noch ein gesuchtes Liebhabermodell. Und ein seltenes noch dazu: Vom 300 S werden bis August 1955 inklusive der Vorserienfahrzeuge lediglich 560 Stück gebaut (216 Coupés, 203 Cabriolets A und 141 Roadster). Vom folgenden 300 Sc mit Einspritzmotor sind es noch einmal 200 Fahrzeuge (98 Coupés, 49 Cabriolets A und 53 Roadster). Insgesamt entstehen also gerade einmal 760 exklusive Zweitürer. Zum Vergleich: Vom ebenfalls in Sammlerkreisen sehr beliebten 300 SL werden von 1954 bis 1957 genau 1.400 Coupés und dann bis 1963 noch einmal 1.858 Roadster produziert.

Das teuerste Auto deutscher Produktion

Und auch der Verkaufspreis charakterisiert die Positionierung des 300 S an der Spitze des Markts. Er ist 1951 das teuerste Auto deutscher Produktion, kostet 34.500 DM und damit über 10.000 DM mehr als die Limousine Mercedes-Benz 300. Die Serienausstattung ist bemerkenswert komplett und schließt folgende Umfänge ein: Heizung mit Gebläse rechts und links, Blinklichtanlage, zwei Nebelscheinwerfer, Rückfahrleuchte, gepolsterte und klappbare Notsitzbank sowie je ein Schrank- und Wäschekoffer. Der 300 S bleibt das mit Abstand kostspieligste Fahrzeug auch beim Erscheinen des 300 SL Coupés (W 198) im Jahr 1954: Dieser steht mit 29.000 DM in der Preisliste. Ähnlich sieht es auch 1957 aus: Der 300 Sc hat 1957 einen Preis von 36.500 DM. Der im gleichen Jahr erscheinende 300 SL Roadster kostet 32.500 DM – ist also um 4.000 DM günstiger.

Zehn VW Käfer für einen Benz

Ein weiterer Vergleich: Im Zeichen des Sterns ist man zu diesem Zeitpunkt mit einem Mercedes-Benz 180 „Ponton“ (W 120) für 8.700 DM bereits sehr angenehm unterwegs. Das Gros der Menschen träumt Mitte der 1950er-Jahre freilich noch von einem eigenen Auto und wäre in Deutschland beispielsweise mit einem Lloyd 400 für 3.350 DM, einem Volkswagen „Käfer“ für 3.750 DM oder einem BMW 600 für 3.985 DM schon mehr als zufrieden.

Die technische Entwicklung erfolgt unter der Ägide des Entwicklungschefs Prof. Fritz Nallinger

Der 300 S basiert weitgehend auf dem Typ 300, ist allerdings auf einem Fahrgestell mit 150 Millimeter kürzerem Radstand aufgebaut. Der Dreilitermotor trägt aufgrund vielfältiger Änderungen gegenüber dem Aggregat in der Limousine die Bezeichnung M 188. In der Limousine leistet er mit zwei Vergasern 85 kW (115 PS) bei 4.600/min. Im 300 S wächst die Leistung mit höherer Verdichtung, einer „schärferen“ Nockenwelle und drei Vergasern auf 110 kW (150 PS) bei 5.000/min. Das auf 230 Newtonmeter gestiegene Drehmoment liegt bei 3.800/min anstatt der 196 Newtonmeter im Typ 300 bei 2.500/min. Der sehr beträchtliche Aufwand lohnt sich: Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 175 km/h.

Modellpflege für das Luxus-Modell mit Stern

Die Serienproduktion der drei Varianten läuft zwischen Juni und September 1952 an. Notiz am Rande: In der Entwicklung wird der 300 S zunächst mit der Baureihennummer W 186/3 oder auch der Bezeichnung W 186 Sport geführt. Erst später erhält der Zweitürer die interne Bezeichnung W 188. Im September 1955 stellt die Marke auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main zusammen mit der Limousine 300 c auch die modellgepflegte Version des exklusiven Zweitürers vor, den 300 Sc. Die wichtigsten Änderungen betreffen die Hinterachse und den Motor. So haben die Fahrzeuge jetzt eine Eingelenk-Pendelachse mit tiefliegendem Drehpunkt. Der Motor bekommt eine Trockensumpfschmierung, und die Gemischbildung erfolgt nicht mehr über drei Vergaser, sondern stattdessen per Direkteinspritzung. Bei gleichzeitig erhöhter Verdichtung steigert das die Motorleistung auf 129 kW (175 PS).

300 Sc mit stolzem "EINSPRITZMOTOR"

Auch die Karosserie erfährt Änderungen: Der 300 Sc hat Ausstellscheiben an den Seitenfenstern sowie größere Blinkleuchten vorn und hinten. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind zwei waagerechte, mit Chromstäben verzierte Lüftungsschlitze auf beiden Seiten unterhalb der Motorhaube sowie eine schmale, durchgehende Chromleiste vom vorderen bis zum hinteren Radausschnitt inklusive Schweller. Auf den leistungsstärkeren Motor weist der Chromschriftzug „EINSPRITZMOTOR“ mittig auf der hinteren Stoßstange hin. Die Produktion des 300 Sc läuft im April 1958 aus.

Creme de la Chrom Der 1954er Mercedes 300S Cabriolet bietet Dynamik Deluxe Der zweitürige Mercedes 300S (Baureihe W188-I) waren zu seiner Zeit nahezu unerschwinglich. Nur wenige konnten sich den teuren Traumwagen...

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community