Nichts ist beständiger als der Wandel. Oft spricht der Volksmund große Wahrheiten gelassen aus, wenn auch nicht immer zur Freude von jedermann und jederfrau. So ist In der Oldtimerszene der Wandel nicht immer und überall gern gesehen. Letzteres gilt aber kaum für einen Klassiker dieser Klasse: ein graphitgrauer 1956er Mercedes 190 SL im Zustand "besser als neu".
Wie steht es denn um den Status der Helden und Favoriten von einst? Jeder von uns kennt verschiedene Modelle, die noch vor 10-15 Jahren heiß nachgefragt wurden, heute aber nur noch mit Geduld an eingeschworene Insider loszuschlagen sind. Keine Frage, diese Insider werden den wahren Wert bestimmter Modelle nachwievor erkennen und bewahren, das Mittelmaß der Modelle aber wird sicher unter Druck geraten. Die Nachfrage nach Fahrzeugen der fünfziger und sechziger Jahre nimmt nämlich langsam aber kontinuierlich ab, was natürlich auch damit zu tun hat, dass die Zielgruppe der Interessenten älter wird. Die nachfolgenden Generationen an Oldtimerliebhabern entdecken stattdessen nun die siebziger, achtziger und neunziger Jahre, zumal das nicht nur die Fahrzeuge waren, in denen man aufgewachsen ist, sondern mit denen sich heute völlig unproblematisch am Straßenverkehr teilnehmen lässt. So sind Fahrzeuge wie der Baby-Benz oder Modelle der Baureihe 124 für viele Mercedes-Fans längst schon Klassiker. Jetzt aber rücken auch Baureihen wie 210 und 129 nach. Ein Ponton in gutem gebrauchten Zustand oder ein Strich Acht mit kleiner Maschine und wenig Extras werden dagegen auch zunehmend seltener nachgefragt.
6 Bilder Fotostrecke | Sterne unterm Hammer: 1956 Mercedes 190 SL: Die Graue Eminenz: Liebhaber gesucht!
Design-Ikone aus 2. Hand
Wie aber schaut es mit den Leuchttürmen von einst aus? Ist auch eine Design-Ikone wie der 190 SL, immerhin der legitime kleine Bruder des legendären 300 SL heute schwerer verkäuflich als noch vor 15 oder 20 Jahren? Zumindest wurden in diesem hier präsentierten Fall weder Kosten noch Mühen gescheut, den 56er 190 SL in einen absolut herausragenden Zustand zu präsentieren.
Das Auto stammt aus zweiter Hand und wurde von seinem Erstbesitzer bis zu dessen Tod 1986 regelmäßig gefahren. Anschließend geriet der Zweisitzer ein wenig in Vergessenheit und wurde anschließen von der Zweitbesitzerin auf Anraten eines Mercedes-Restaurationsbetriebs aufwändig in einen „Besser-als-neu"-Zustand versetzt.
Ein 56er Mercedes SL im Neuzustand - oder sogar besser?
Der Neuaufbau alten Blechs ist eine Wissenschaft für sich und auch in dieser Disziplin sind sich nicht immer alle Gelehrten einig. Um den alten Kunstharzlack von der Karosserie zu holen, wurde diese weder gestrahlt noch tauchbadentlackt, sondern mühevoll von Hand abgeschliffen. Dabei geht es vor allem darum, Verzug zu vermeiden, oder dass sich Rückstände der Chemie in irgendwelchen Stellen festsetzen und so den neuen Lackaufbau wortwörtlich untergraben.
Wo nötig, wurde das alte Blech durch New Old Stock, also alte neue Blechteile ersetzt und die Karosserie sorgfältig neu zusammengesetzt. Nach Aussage des Verkäufers betrifft dies auch die Schweißnähte und vor allem die Spaltmaße, die rundum exakt 4 mm betragen. Jetzt sollen die Türen wieder mit dem klassischen satten Mercedes Klang schließen. Der 190 SL wurde im Original Farbton 190 "graphitgrau" lackiert und der Verkäufer versichert, dass die Qualität der Lackierung den damaligen Werksauslieferungszustand deutlich übertrifft. Fakt ist, dass das satte, tiefe Grau dem Zweisitzer hervorragend steht und die Qualität der Lackierung deutlich zu erkennen ist.
Über 1144 Teile stecken in der Totalrestauration des Mercedes 190 SL
Die gleiche Mühe und die Detailversessenheit gilt auch für den weiteren Wiederaufbau. Laut der angelegten Restaurationsliste sind dabei 1144 Ersatz- und Verschleißteile zum Einsatz gekommen. Dabei wurden natürlich auch alle Gummis sowie die Lederpolster wie auch das Verdeck vollständig erneuert. Eine komplette Revision erfuhren auch Motor und Getriebe, ebenso die Achsen. Diese arbeitsintensive Totalrestauration des 56er Mercedes-Benz 190 SL wurde mit Bildern auf einer CD festgehalten.
Der geneigte Kenner wird beim Lesen und beim Betrachten der Fotos schon erahnen, dass die aktuelle Folge „Sterne unter dem Hammer" kein Schnäppchen behandelt, sondern sich einem herausragenden Angebot widmet, das sich an die Feinschmecker der 190 SL Szene wendet. Rund 200.000 EUR ist die Preisvorstellung des Verkäufers. Interessenten können unter folgender Email-Adresse Kontakt aufnehmen: contact@e-mags-media.de
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