Glücksgriff: Mercedes-Benz 200 (W115) mit 26.000 km

Der Strichacht Baujahr 1971 ist ein außergewöhnlicher Garagenfund

Glücksgriff: Mercedes-Benz 200 (W115) mit 26.000 km: Der Strichacht Baujahr 1971 ist ein außergewöhnlicher Garagenfund
Erstellt am 30. Juli 2015

Der Mercedes-Benz Strichacht zählt zu den beliebtesten Mercedes-Klassikern. Heutzutage ist er noch recht oft im Straßenbild und in großer Zahl auf Mercedes-Benz Klassikerevents anzutreffen. Doch nicht mit vielen dieser charmanten Wagen ist eine so außergewöhnliche Geschichte verbunden, wie sie Strichachtfahrer Rolf Luhmann zu erzählen weiß. Im Mai 2001 wurde der MIB der neue Eigentümer des W115 mit Erstzulassung 22.04.1971. Das zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre alte Auto gelangte damals aus erster Hand, topgepflegt und mit einer geringen Laufleistung von nur 26.000 Kilometer in seinen Besitz.

Oldie but Goldie

In den darauffolgenden 14 Jahren hat sich die Laufleistung des Strichacht mittlerweile verdoppelt. 51.291 Kilometer stehen bei dem Schönwetterfahrzeug jetzt auf der Uhr. 44 Jahre nach seinem Stapellauf darf man dieses Exemplar also als gut eingefahren bezeichnen. Dass sich der /8 substantiell in einem beneidenswert Zustand befindet, liegt nicht nur an der guten Pflege, die der 53jährige Gärtnermeister seinem /8 angedeihen lässt, sondern auch an der fürsorglichen Behandlung des ersten Besitzers.

Das Gute liegt so nah

Rolf Luhmann wurde bei seiner damaligen Suche nach einem interessanten Mercedes-Benz Klassiker direkt in einem nahe gelegenen Ort seines Wohnortes fündig. Die Witwe eines Malermeisters bot im Jahr 2001 den Strichacht, nachdem sie das Auto nach dessen Ableben noch ein Jahr in der Garage verwahrt hatte, seinerzeit zum Kauf an.

 

Garagenfund mit 26.000 Kilometer auf der Uhr

Als der MIB einen ersten Blick auf das Kaufobjekt warf, konnte er sein Glück kaum fassen: Wow!Baujahr 1971 und nur 26.000 Kilometer auf der Uhr. Der Malermeister hatte in all den Jahren nicht viele Meilen gemacht aber alle Wartungs- und Pflegedienste peinlich genau eingehalten.

 

 

Topseller Mercedes-Benz Strichacht

Wie so viele andere damals so war auch der erste Besitzer der Attraktivität dieses Mercedes-Benz-Modells erlegen. Der/8 war der erste Millionenseller und – wenn man so sagen will – der erste Volkswagen von Mercedes-Benz. Ein Blick in die Zulassungsstatistiken der vergangenen Jahre fördert Erstaunliches zutage: Dieser Mercedes war bei Neuwagenkäufern seinerzeit so beliebt, dass er im August 1974 - noch vor VW Käfer/VW Golf - das meistverkaufte Fahrzeug auf dem Markt der Bundesrepublik Deutschland war.

Sehr begehrt und heiß geliebt

Der Erstbesitzer gehörte eindeutig zu den Wenigfahrern. Im Schnitt hatte er seinen Mercedes-Benz 200 nicht mehr als 750 Kilometer im Jahr bewegt. Ob er wohl als Sonntagsfahrer in einem anderen Sinne nur zum Kirchgang mit dem Mercedes vorgefahren kam? Was den Malermeister bewegte, den /8 so wenig zu bewegen, werden wir nicht mehr erfahren.

Original gut

Rolf Luhmann indes profitiert von der mäßig bewegten Vergangenheit seines Strichacht, bei dem natürlich noch der 95-PS-Motor und das Viergang-Schaltgetriebe mit der heute so originell anmutenden frühen Form des Schaltpaddels aka Lenkradschaltung natürlich original sind. Ein kleineres Upgrade im Motorraum gibt es allerdings doch: Es wurde eine kontaktlose Zündung installiert.

Beste innere Werte

Keine Frage, Gärtnermeister Luhmann hat mit seinem Mercedes-Fund einen guten Schnitt gemacht. Wunderschön und geradezu makellos präsentiert sich die komplette cognacfarbene Innenausstattung des 71er W115. Fleckiger, vergilbter Himmel? Nein! Durchgesessene Polster und abgeschubbelte Sitzbezüge? Denkste! Abgenutzt wirkende Bedienelemente und Türverkleidungen? Fehlanzeige. Fast wie neu ist der Eindruck des Innenraums, der nach wie vor in der damals so beliebten Buchhalterausstattung (ohne Extras) konfiguriert ist.

Substantiell gibt‘s nichts auszusetzen

Als Rolf Luhmann den Wagen erwarb, musste er aufgrund des Alters und infolge der untätigen Standzeit des Mercedes die Bremsschläuche, Stoßdämpfer, Benzinschläuche und natürlich auch die altersschwachen Reifen ersetzen. Dem Rost hatte der wenig im Straßenverkehr eingesetzte und stets in einer Garage verwahrte Wagen überwiegend standfest getrotzt. Lediglich ein vorderer Kotflügel, an dem sich an der Verschraubung der braune Nager eingenistet hatte, war zu ersetzen. Um dem Rost auch künftig keine Chance zu geben, gönnte Rolf Luhmann seinem Streichacht eine Hohlraumversiegelung.

Nur ein kleiner Schönheitsfehler

Einen kleinen Schönheitsfehler gab es bei dem Mercedes Strichacht übrigens doch. So sparsam der Erstbesitzer seinen Mercedes-Benz einsetzte, so kostengünstig meinte er als Meister der Farbtöpfe eine kleine Schönheitsreparatur eigenhändig ausführen zu können. Nach einem Parkrempler waren Lackierarbeiten am Strichacht notwendig geworden. Doch anstatt den Schaden von einem Lackierbetrieb beheben zu lassen, griff der Malermeister selbst zur Farbrolle. Tja, zwei linke Hände und ein dickes Lammfell muss man haben, wenn es mit der farblichen Ausbesserung unterhalb der Zierleisten des Mercedes nicht hundertprozentig klappen soll. Das durfte natürlich nicht so bleiben. Und also ließ Rolf Luhmann den Makel von einem befreundeten Lackierer in seinem Betrieb mit der Maßgabe, möglichst viel Originallack zu erhalten, fachmännisch beseitigen. Das Ergebnis sieht sehr gelungen aus und komplettiert das Glück des MIB mit seinem wunderschönen Strichacht. Mal ehrlich, Nicht viele können zu so einem herrlichen W115 mein sagen!

Text & Fotos: Mathias Ebeling

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1 Kommentar

  • egide aus belgien

    Egide aus belgien

    Auch ich war 2x Besitzer einen /8, aber mit Diesel Motor.

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