Formel 1: Vorbericht Mercedes in Silverstone

Kann das MERCEDES GP PETRONAS Team beim Goßen Preis von Großbritannien sein Heimspiel in einen Heimvorteil ummünzen?

Formel 1: Vorbericht Mercedes in Silverstone: Kann das MERCEDES GP PETRONAS Team beim Goßen Preis von Großbritannien sein Heimspiel in einen Heimvorteil  ummünzen?
Erstellt am 6. Juli 2011

Der Formel-1-Tross reist zum neunten Rennen der Saison nach Silverstone (Start: Sonntag, 10.07.2011; 14.00 Uhr MEZ). Für MERCEDES GP PETRONAS mit den Silberpfeil-Piloten Michael Schumacher und Nico Rosberg hat der Großbritannien GP einen besonderen Reiz: Er ist das erste von zwei Heimrennen (Silverstone und Nürburgring) in Folge für das Team. Ross Brawn freut sich, dass die Mitglieder aus der Teamfabrik in Brackley beziehungsweise dem Motorenwerk von Mercedes-Benz HighPerformanceEngines in Brixworth die Möglichkeit haben, die Autos live in Aktion zu erleben.

Zum anstehenden Rennen wurden auf dem 5,891 Kilometer langen Traditionskurs zahlreiche Umbaumaßnahmen vorgenommen. "Ich habe die neue Boxenanlage und das neue Fahrerlager bereits besichtigt", so Brawn. "Gemeinsam mit den Streckenumbauten aus dem letzten Jahr ist Silverstone nun eine Strecke, auf die wir stolz sein können." Gleichzeitig spricht Brawn dem MERCEDES GP PETRONAS Team ein Lob aus. "In letzter Zeit haben wir sehr hart an der Weiterentwicklung des Autos und unserer Wettbewerbsfähigkeit gearbeitet und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um allen im Team für ihren Einsatz zu danken", betont der Teamchef. Er wünscht sich nun ein positives Wochenende in Silverstone.

Mercedes Team wird in Silverstone alles geben

Norbert Haug bezeichnet den britischen Kurs als echten Klassiker. "Diese Strecke hat sich im Lauf der Zeit verändert und zuletzt die erforderlichen Neuerungen angenommen", erklärt der Mercedes-Benz Motorsportchef die zuletzt vollzogenen Streckenänderungen. In dieser Saison wartet der Kurs mit einer neuen, spektakulären Boxenanlage auf. Auch die Start-und-Zielgerade wurde verlegt, bereits zum dritten Mal in der Geschichte der Strecke. "Mit diesen Veränderungen hat der Kurs seinen Hochgeschwindigkeit-Charakter behalten", meint Haug." Ich habe noch keinen Fahrer gehört, der die Herausforderung von Silverstone nicht liebt." Laut Haug ist eine effiziente Aerodynamik des Autos der Schlüssel zum Erfolg. Insgesamt gibt es elf Kurven, die unter trockenen Bedingungen mit Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h durchfahren werden. "Wir werden alle hart und konzentriert arbeiten, um dort ein respektables Ergebnis zu holen", verspricht Haug.

Neue Upgrades für die Mercedes Silberpfeile

Michael Schumacher freut sich schon auf die bevorstehende Herausforderung. "Silverstone ist eines unserer Heimrennen, und alle Teammitglieder aus den Werken in Brackley und Brixworth drücken uns natürlich die Daumen - umso mehr möchten wir für sie gut abschneiden und ihnen auf diese Weise für ihre harte Arbeit danken", betont der F1-Rekordweltmeister. Nach seinem 17. Platz beim vergangenen Rennen in Valencia zeigt sich Schumi vor Silverstone kämpferisch. "Wenn wir alle an einem Strang ziehen, bin ich mir sicher, dass wir mit dieser Einstellung unsere Ziele erreichen können", ist Michael überzeugt. Neue Upgrades und Lösungen sollen den Silberpfeil weiter nach vorn bringen.

Rosberg reist zuversichtlich zum Formel 1 Grand Prix nach Silverstone

Nico Rosberg reist mit guten Erinnerungen zum Großen Preis von Großbritannien. "Nach meinem dritten Platz im letzten Jahr hoffe ich erneut auf ein gutes Ergebnis", so Nico. "Gerade, weil so viele Teammitglieder aus Brackley und Brixworth mit ihren Familien da sein werden." Beim zweitlängsten Kurs im Formel-1-Rennkalender freut sich Nico auf die "vielen schnellen Kurven, ganz besonders von Copse über Becketts bis Stowe". Er hofft, den Abstand zur Spitze verringern zu können. "Wir haben einige neue Updates und ich bin gespannt, wie sie sich auswirken werden", meint Nico in Bezug auf den Silberpfeil.

Hintergrund Silverstone

Vor 61 Jahren fand in Silverstone das erste Formel 1-Rennen statt. Seitdem hat sich am Streckenverlauf viel verändert, aber etwas blieb immer gleich: die Geschwindigkeit. Mitte der 80er Jahre war Silverstone dank seiner flüssigen Kurven die schnellste Strecke im Rennkalender. Keke Rosbergs Rekord-Pole-Runde aus der Saison 1985 blieb mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 259 km/h sogar bis 2002 bestehen. Obwohl die Strecke im Jahr 2010 verlängert wurde, blieb der ursprüngliche Charakter erhalten – mit der neuen ersten Kurve wurde sogar noch eine Vollgaskurve hinzugefügt. Kein Wunder, dass Silverstone in jedem Jahr als Beispiel für eine echte Fahrerstrecke genannt wird..

Wie hat der neue Streckenverlauf von 2010 die Charakteristik verändert?

Durch den neuen Streckenverlauf wurde der Kurs im letzten Jahr um ungefähr 750 Meter und rund zehn Sekunden der gesamten Rundenzeit verlängert. Die Strecke ist jetzt 1.241 Meter (27%) länger als bei ihrem Debüt 1950 und per Zufall genauso lang wie das allererste Streckenlayout im Jahr 1948 (3,67 Meilen/5,891 km). Obwohl die Strecke von 2009 auf 2010 umgebaut wurde, blieb die Durchschnittsgeschwindigkeit nahezu identisch: die durchschnittliche Geschwindigkeit der schnellsten Qualifying-Runde 2009 betrug 236,915 km/h, 2010 waren es im Durchschnitt 236,652 km/h. Die Strecke besitzt acht Kurven, die mit mehr als 250 km/h durchfahren werden, nur zwei liegen unter 100 km/h. Im Gegensatz dazu gibt es in Monaco acht Kurven unter 100 km/h und keine über 250 km/h.

Welche ist die schnellste Kurve in Silverstone?

Gemäß der Nummerierung der FIA ist derzeit Kurve 2 (Farm Curve) die schnellste – dabei handelt es sich jedoch eher um eine Vollgasbiegung im neuen Streckenteil als eine richtige Kurve. Die schnellste echte Kurve ist Kurve 1 (Abbey), eine Vollgas-Rechtskurve nach der neuen Boxenanlage, in der die Piloten kurz vom Gas gehen, aber nicht bremsen. Sie wird mit ungefähr 290 km/h durchfahren. Im letzten Jahr war die Kurve „noch etwas rutschig, weil sie noch sehr neu war“, erinnert sich Michael Schumacher. „Aber ich erwarte, dass es dieses Jahr in Ordnung ist.“ Die Fahrer halten dort G-Kräften von bis zu 4,8G stand und werden für 1,3 Sekunden mit über 4G belastet. Das Auto wird inklusive der eigenen Masse einer vertikalen Höchstbelastung (Abtrieb) von 22 kN ausgesetzt – das entspricht bis zu 2,2 Tonnen. Somit erzeugt das Auto in der Kurve den zweieinhalbfachen Abtrieb seines eigenen Gewichts.

Die Passage von Copse über Becketts bis zu Stowe ist eine der berühmtesten in der Formel 1. Was ist die Herausforderung daran?

Nach der neuen Kurvennummerierung ist Copse Corner nun Kurve 9, der Becketts-Komplex beinhaltet die Kurven 10 bis 14 und Stowe ist Kurve 15. Dieser Streckenabschnitt ist 1,88 km lang (das entspricht 32% der Streckenlänge) und wird in ungefähr 25 Sekunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 272 km/h durchfahren. Das Auto ist dabei niemals langsamer als 195 km/h.

Welche Belastung müssen die Fahrer im Becketts-Komplex aushalten?

Der Becketts-Komplex besteht aus fünf Kurven, in denen die Fahrer innerhalb kürzester Zeit extrem hohen, entgegengesetzten G-Kräften ausgesetzt werden. „In Silverstone kommt es viel auf High-Speed an, aber es geht auch darum, die Kombination von Kurve 11 bis 14 richtig hinzubekommen – wenn man die erste nicht richtig erwischt, zieht sich das bis zur letzten durch“, betont Michael. Nico Rosberg bestätigt: „Es ist eine tolle, sehr fordernde Passage, da das Auto dort so viel Grip besitzt! Man benötigt eine perfekte Fahrzeugbalance für eine gute Runde.“ Aus technischer Sicht verlangt dieser Bereich sowohl viel Abtrieb als auch gute Richtungswechsel – die Autos werden durchschnittlich mit einer vertikalen Kraft von 21 kN belastet (das entspricht 2,1 Tonnen). Die Fahrer berühren das Bremspedal kaum: vor Kurve 12 wird leicht gebremst, etwas mehr vor Kurve 13, allerdings mit nicht mehr als 35% des Maximums.

Die Strecke besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Hälften – ab dem Ausgang von Kurve 7 (Luffield) bis zum Bremspunkt für Kurve 16 (Vale) gibt es nur schnelle Kurven. Wie stark unterscheiden sich die Streckenteile?

Der Streckenabschnitt von Kurve 7 bis Kurve 16 ist 3,2 km lang, was 54% der gesamten Runde entspricht. Diese Distanz wird mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 250 km/h in ungefähr 41 Sekunden zurückgelegt. Die andere Streckenhälfte von Vale bis Luffield, inklusive der neuen Arena-Schleife, ist 2,7 km lang (46% der Streckenlänge). Dafür benötigen die Fahrer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 199 km/h rund 48 Sekunden. Der Abschnitt zwischen Luffield und Vale ist also gut 25% schneller als die andere Hälfte der Strecke.

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