Fahrbericht: Mercedes-AMG GLC 63 S E Performance

Die bessere Wahl

Fahrbericht: Mercedes-AMG GLC 63 S E Performance: Die bessere Wahl
Erstellt am 17. Oktober 2023

Mercedes-AMG macht dem GLC Beine und merzt beim Aufpeppen des SUVs gleich einen Kardinalfehler der Limousine C 63 S E Performance aus. Außerdem bekommt der Stelzen-Stromer eine aktive Wankstabilsierung spendiert, was beim Kurventanz hilft.

Limousine oder SUV, das ist eine Grundsatzentscheidung, die jeder vor dem Kauf eines Autos treffen muss. Beim Mercedes-AMG GLC 63 S E Performance kommt noch dazu, dass der identische Antriebsstrang in der Limousine nicht komplett überzeugen konnte. Wir bemängelten damals, dass das Getriebe bisweilen nicht immer den richtigen Gang fand und das unharmonische Zusammenspiel in einem Ruckeln resultierte. Um es vorwegzunehmen. Diesen Malus haben die Affalterbacher Techniker ausgemerzt. Der Antrieb des Power-SUVs agiert geschmeidig und aus einem Guss. So gesehen, ist der Crossover die bessere Wahl.

Damit nicht genug. Der Stelzen-Teilzeitstromer hat im Gegensatz zur Limousine eine aktive elektromechanische 48-Volt-Wankstabilisierung. Die nutzen die Mercedes-Techniker, um das Auto agiler zu machen und gleichzeitig ein natürlicheres Verhalten der Karosserie zu erreichen. Je nach Fahrmodus versteift sich das System oder eben auch nicht. Also neigt sich die Karosserie bei der komfortbetonten Abstimmung in schnellen Kurven mehr, als das bei der sportlich-dynamischen Einstellung der Fall ist. „Wir lassen den Aufbau etwas wanken zu, damit der Fahrer das Auto spürt“, erklärt Fahrdynamiker Kevin Berger. An der Hinterachse unterstützt eine unnachgiebigere Wankstabilisierung im Zusammenspiel mit dem Allradantrieb und der Hinterachslenkung, die die Räder maximal mit 2,5 Grad einschlägt, das Eindrehen des Hinterteils. Dank des Zweiganggetriebes geht der E-Maschine auch bei höheren Geschwindigkeiten nicht die Luft aus.

Tatsächlich carvt der 2.310 Kilogramm schwere AMG-Kraftprotz ziemlich behände um die Ecken, ohne dass das Heck ein zu großes Eigenleben entwickelt, was das Fahrverhalten unharmonischer machen würde. Die fast perfekte Achslastverteilung von 49 Prozent vorne zu 51 Prozent hinten (Vorgänger 55 zu 45) und die Hinterachslenkung, die die Räder mit maximal 2,5 Grad einschlägt, helfen beim neutralen Fahrverhalten. Das im Vergleich zu einem Achtzylindermotor deutlich geringere Gewicht des Vierenders macht sich auch beim Einlenken bemerkbar. Der Vorderwagen folgt bereitwillig den Richtungsbefehlen und selbst in engen Kurven kämpfen die Vorderräder nur bei sehr ambitionierten Geschwindigkeiten mit der Traktion.

Bei der Lenkung macht Mercedes-AMG nicht den Fehler und fällt nicht dem Irrglauben anheim, dass hohe Rückstellkräfte mit Sportlichkeit gleichzusetzen sind. Die Steuerung ist präzise, meldet zu verlässig, wie es um die Traktion der Räder bestellt ist, ohne aus der Mittellage zu direkt anzusprechen, was das Fahren auf der Autobahn entspannt. Allerdings könnte sich die Lenkung etwas weniger synthetisch anfühlen. Auch die Bremse hat noch Verbesserungspotenzial, was aber meistens der Fall ist, wenn Rekuperation und analoge Verzögerung unter einen Hut gebracht werden müssen: Gerade beim progressiven Anbremsen ist die Bremsleistung nicht perfekt dosierbar.

An Kraft mangelt es dem AMG GLC 63 S E Performance nicht. Der Antriebsstrang besteht aus dem 350 kW / 476 PS starken Vierzylinder-Benziner an der Vorderachse, einer 150 kW / 204 PS-Elektromaschine hinten, einer Batterie mit einer Kapazität von 6,1 Kilowattstunden (4,8 kWh netto) sowie einer Neungang-Automatik ist identisch mit dem der C63 AMG Limousine. Das resultiert in einer Systemleistung von 500 kW / 680 PS und ein maximales Drehmoment von immerhin 1.050 Newtonmetern. Damit erreicht das SUV aus dem Stand nach 3,5 Sekunden die 100 km/h-Marke und ist bis zu 275 km/h schnell. Als Verbrauch gibt Mercedes - AMG 7,5 l/100 km an.

Die Aufgabenverteilung ist ebenfalls identisch zu der bei der Limousine. Die vorderdringlichste Aufgabe des Elektromotors ist es, den Benziner zu unterstützen und so für ein möglichst dynamisches Vorankommen zu sorgen. Deswegen nur eine rein elektrische Reichweite von 12 Kilometern ermöglicht, 1.000 Meter weniger als die Limousine, aber immer noch genug, um aus dem Wohngebiet herausfahren zu können. Bei einem AMG-Hightech Vehikel passt es nicht ins Bild, dass der Onboardlader auch beim Power-Crossover lediglich 3,7 kW schafft. Damit man bei Bedarf auch während der Fahrt nachladen kann, bietet der Stelzen-AMG-PHEV ebenso wie der Limousinen-Bruder vier Rekuperationsstufen.


Auch beim SUV kann der Fahrer aus acht Fahrprogrammen wählen: „Electric“, „Comfort“, „Battery Hold“, „Sport“, „Sport+“, „Race“, „Glätte“ und „Individual“, die mit vielen zusätzlichen Einstellungsmöglichkeiten verfeinert werden können. Beim Rennmodus lädt das System die Batterie, sobald es möglich ist, um stets die elektrische Zusatzpower bereitstellen zu können. Die Auswahl des gewünschten Fahrprogramms und weitere Einstellungen wie zum Beispiel die Stärke der Rekuperation nimmt man AMG-typisch an den beiden Drehknöpfen am Lenkrad vor. Im Mercedes-Infotainment fndet man sich schnell zurecht, auch wenn die AMG-Variante bisweilen etwas farbenfroher ist. Das gilt auch für den Preis des AMG GLC 63 S E Performance bei 121.856 Euro geht es los.

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Datenblatt Mercedes-AMG GLC 63 S E-Performance
Typ: PHEV-Crossover
Motor: Vierzylinder-Benziner mit PHEV-Modul
Hubraum (cm3): 1.991
Leistung in PS (kW) bei U/min-1: 680 (500)
Max. Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 1.020
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 275
Beschleunigung 0-100 km/h (sek.): 3,5
Getriebe: AMG Speedshift MCT 9G
Antrieb: Allradantrieb
Treibstoffsorte: Super Plus
Tank (L): 65
Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km): 7,5
CO2-Ausstoß (g/km): 170
Gewicht, Herstellerangabe (kg): 2.310
max. Zuladung (kg): 575
Abmessungen (L/B/H): 4.749 / 1.920 / 1.635n(L/B/H)
max. Ladevolumen (L): 470 bis 1.530
Preis (Euro): 121.856

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