Wer fährt heute eigentlich noch Mercedes-Benz G-Klasse und wer kommt für die neue G-Klasse überhaupt als Kunde in Frage? Ist eine elektrische G-Klasse mit 3 Tonnen Leergewicht und 400 kg Zuladung eher nutzloses Statussymbol als Nutzfahrzeug? Was sollen Förster, Kommunen und Zeitgenossen zukünftig fahren, die auf die Qualitäten einer typischen G-Klasse angewiesen waren und heute noch sind?
Die Mercedes G-Klasse hat ihren legendären Ruf mit harter Arbeit errungen. Als Rallyefahrzeug auf der 14.000 Kilometer langen Marterstrecke von Paris nach Dakar 1983 quer durch die Sahara, als Rekrut bei über 70 Armeen in der ganzen Welt, als Feuerwehr und Rettungsfahrzeug, als Geländewagen für Förster- und Waldarbeiter und als Schneeräumer und Winterhelfer in den Alpen. Die G-Klasse eroberte die Feldwege ebenso wie als G63 die Boulevards und als Modellauto millionenfach die Kinderzimmer und Sammlervitrinen.
Laut Mercedes-Chef Ola Källenius die beste G-Klasse aller Zeiten, ist der elektrische G580 EQ für viele G-Fans mit 3 Tonnen Leergewicht für echten Geländeeinsatz eher ungeeignet.
Neben der aktuellen Luxusbaureihe W 465 gibt es zwar auch heute noch das ultimative Arbeitstier, den Nutzanwender der G Baureihe, W 464, im G-Klasse Portfolio. Doch leider ist das Fahrzeug kompromisslos für das Militär entwickelt. Dazu muss der Wagen auch mit Kerosin fahren können, weswegen er allerdings nicht mehr die in der EU zulassungsfähige Euro 3 Abgasklasse erreicht. Das Auto verfügt über einen Abgaspartikelfilter und damit ist er sauberer als so gut wie alles was in den USA als „Light Truck Diesel“ unterwegs ist. Aber der EU-Paragraphenreiter versteht das nicht oder will das nicht verstehen.
Keine zivile Versionen für den harten Arbeitsalltag? S-TEC und Lorinser können helfen
Leider ist die Geschäftsleitung von Mercedes-Benz nicht gewillt, eine zivile Version des W 464 anzubieten. Oft kommt das Argument, dass die zu erwartende geringe Stückzahl den Homologationsaufwand nicht rechtfertigen würde. Bums, Totschlagargument. Wer ein bisschen über den Tellerrand schauen kann, fragt sich dann aber ernsthaft, wieso ein vollelektrischer G 580 EQ angeboten wird. Der Entwicklungsaufwand dieses Fahrzeugs ist im Vergleich zu einer zivilen W464-Variante um ein Vielfaches höher und die zu erwartende Stückzahl ist ebenfalls sehr gering. Ein ziviler G 300 d (W464) würde eindeutig auf die „Strong Stories“ der G-Klasse „einzahlen“. Seine Kunden würden das Fahrzeug artgerecht bewegen und für viele weitere Abenteuer mit dem Gelände-Stern sorgen.
Okay, das ist die emotionale Seite der G-Story. Aber was machen denn jetzt diejenigen in Beruf und Zivilleben, die ein Arbeitsfahrzeug wie die G-Klasse wirklich brauchen? Es gibt eine Alternative ohne und zwei mit Stern.
Der im ehemaligen Smartwerk in Hambach gebaute Ineos Grenadier schickt sich an, die Lücke des Arbeits-Gs zu füllen. Das Fahrzeug des Mercedes Formel 1 Team Sponsor Ineos (eigentlich ein Chemiekonzern) ist noch neu auf dem Geländewagenmarkt. Mit BMW Sechszylinder Turbodiesel und ZF-8-Gang Automatikgetriebe bietet der „Grenadier“ dafür gute Voraussetzungen. Ist aber kein Mercedes.
Eine überlegenwerte Alternative sind gebrauchte Mercedes / Puch G-Modelle wie sie von S-TEC oder Lorinser Classic wieder aufbereitet werden.
Da gibt es interessante Fahrzeuge aus Armeebeständen, vor allem die ehemaligen Fahrzeuge der Schweizer Armee sind hervorzuheben. Die Puch 230 GE mit 118 PS Vierzylinder verfügen alle über Katalysator und eignen sich für die Euro 3 Abgaseinstufung.
Die Fahrzeuge sind meistens gut im Zustand und haben wenig Kilometer. Preislich starten sie ab ca. 18.500 € (netto) und kosten somit oft nur ein Drittel des neuen Ineos Grenadier. Dafür verfügen sie allerdings alle nicht über ABS, da in den Fahrzeugen noch der alte Zuschaltallradantrieb verbaut ist.
Wer ein modernes Allradsystem haben möchte, der muss auf gebrauchte Mercedes G der Nutzanwender- Baureihe W 461 ab Baujahr 2002 ausweichen. Diese sind sehr selten und sie haben oft sehr viele Kilometer auf dem Tacho. Oder halt gebrauchte Mercedes G der Baureihe W 463, die zivile Komfortversion. Das ist aktuell der beste Plan für diejenigen, die einen halbwegs erschwinglichen, alltagstauglichen Mercedes Geländewagen erwerben wollen, der gleichzeitig auch über jene Annehmlichkeiten verfügt, die man von einem modernen Auto erwartet wie z.B. Klimaanlage.
Geheimtipp Mercedes ML W163. Diese ML-Modelle basieren auf einem Leiterrahmen und sind nach gründlicher Entrostung inn Teilbereichen ein ordentlicher G-Ersatz
Es gibt jede Menge Zubehör auf dem „Aftermarket“ für die G-Klasse. Jeder G, auch die AMG-Versionen lassen sich in apokalyptische Geländemonster verwandeln. Wer jetzt nach Unterhaltskosten fragt, sollte sich an die Fünf- und Sechszylinder Diesel-Versionen halten. Die sind im Kraftstoffverbrauch noch erträglich 10-14 Liter auf 100 Kilometer und jetzt mit HVO100-Diesel betrieben, sind ihre Schadstoffe um 90% reduziert.
Die dritte Alternative sind gebrauchte Mercedes ML der Baureihe W 163. Diese Fahrzeuge sind aktuell noch sehr preiswert auf dem Gebrauchtwagenmarkt verfügbar. Die erste M-Klasse Baureihe verfügt noch über einen stabilen Leiterrahmen. Was die Eignung als Zugfahrzeug angeht, können die ML einen G ersetzen, im schweren Gelände sind sie allerdings immer ein Kompromiss gegenüber einem G. Dafür sind sie im Unterhalt deutlich günstiger als die G-Klasse.
Fakt ist, der Förster aus dem Forsthaus Falkenau wird auch in Zukunft auf eine G-Klasse nicht verzichten müssen. Nur wird er bei der Suche nach dem geeigneten Modell etwas kreativer sein müssen als bisher.
Neues Projekt der S-TEC Fachwerkstatt in Graz Puch 230 GE von S-TEC jetzt mit mehr Hubraum
Preise um die 30.000 Euro S-TEC hat 30 Exemplare des Puch G 230 GE auf Lager
Neu im Inventar bei Lorinser Classic Sterne unterm Hammer: Karminroter Puch 230 GE steht zum Verkauf
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