Ohne Verbrennungsmotor geht es doch nicht. Das weiß auch Mercedes und verpasst der V-Klasse einen neuen Vierzylinder-Benziner mit Aufladung, der die bekannten Dieseltriebwerke ergänzt. Immerhin ist der mit einem Mildhybrid-Modul elektrifiziert.
Auch wenn manche es nicht glauben wollen: Es gibt noch ein Vehikel neben dem EQV. Neben der E-Version hat Mercedes die V-Klasse auch mit Benzinmotor auf den Markt gebracht. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der E-Version des Personentransporters. So verschieben sich die Prioritäten. Schließlich ist der VW-Multivan-Konkurrent bereits seit zehn Jahren auf dem Markt und wird seitdem so gut es geht frisch gehalten. Die aktuelle Überarbeitung muss die Kunden noch mindestens bis 2026 überzeugen, bevor Mercedes seine Vans auf die vollelektrische Plattform Mercedes-Benz Van.EA (Van Electric Architecture) stellt. Dann soll es im Innenraum noch mal eine Stufe luxuriöser zugehen als ohnehin schon.
Ohne Verbrenner geht es (noch) nicht
Ob der Übergang zum reinen Stromern so reibungslos vonstattengeht, wie es sich das die schwäbischen Produktplaner vorstellen, steht noch in den Sternen. Ohne Elektrifizierung geht es schon heute nicht. Neben dem bewährten Dieselmotor (OM654) packt Mercedes einen neuen Zweiliter-Benziner (M254) inklusive 17 kW / 23 PS Mildhybrid-Modul in die V-Klasse. Unterm Strich ergibt das eine Leistung von 170 kW / 231 PS. Nachdem es beim rein elektrischen Bruder EQV selbst mit den 90-Kilowattstunden-Akkus schwer ist, die von Mercedes angegebene Reichweite von 365 Kilometer zu erreichen, bekommt der V-Klasse mit Verbrennungsmotor angesichts des nachlassenden Interesses an Elektroautos noch mehr Bedeutung.
Die V-Klasse spielt ihre Stärken auf der Langstrecke aus
Während der EQV sich vortrefflich als Shuttle im Stadtgebiet und zum Flughafen eignet, ist die V-Klasse mit Benzinmotor für längere Strecken gedacht. Mit einem maximalen Drehmoment von 370 Newtonmetern und der E-Power scheint das Antriebskonzept zumindest auf dem Papier geeignet zu sein, um das 2.277 Kilogramm schwere Vehikel anzuschieben. Zumal man bei einem Familien-Van keine quer-und längsdynamischen Wunderdinge erwartet. Wäre ja auch nicht besonders erstrebenswert, wenn der Mageninhalt des Nachwuchses in die Tüten wandert, weil Papa sich für den neuen Walter Röhrl hält. Die Fahrleistungen lesen sich angesichts der Größe ansprechend: Nach 8,8 Sekunden sind aus dem Stand 100 km/h erreicht und mehr als 215 km/h müssen es mit einer Großraum-Limousine definitiv nicht sein.
Allrad gibts nur beim Diesel
So weit, so gut. Allerdings stellen wir eine leichte Anfahrschwäche fest. Sobald sich die V-Klasse bewegt, spielt der elektrifizierte Vierzylindermotor seine Stärken aus. Vor allem, wenn man in bester Personenbeförderungsmanier flott, aber nicht übermütig voranstrebt. Will man das Ziel schneller erreichen, verblast die Herrlichkeit. Den Wunsch nach Leistung quittiert das Triebwerk mit einem unüberhörbaren Knurren. Ignoriert man die Unmutsäußerung und tritt herzhaft auf das Gaspedal, passiert aber dennoch nicht viel. Auch die hauseigene Mercedes-Neungangautomatik, die ihren Dienst gewohnt unaufgeregt verrichtet, kann daran nicht viel ändern. Bei unserer Testfahrt kamen wir auf einen Verbrauch von 9,5 l/100 km. Mercedes gibt 10,4 l/100 km an. Das Fahrwerk der Benziner-Version ist harmonischer abgestimmt, weil es sich mit rund einer halben Tonne weniger Gewicht herumschlagen muss. Allerdings gibt es den Benziner nur mit Hinterradantrieb. Wer einen Allradler will, muss zu den Dieselvarianten greifen. Der Grund für diese Antriebsbeschneidung beim Otto-Triebwerk liegt in dem zu großen Eingriff in die Fahrzeugarchitektur, der nötig gewesen wäre.
Der Basispreis liegt aktuell bei 57.000 Euro
Bei den Assistenzsystemen bietet die V-Klasse Klassenübliches serienmäßig: Unter anderem einen adaptiven Tempomaten, einen Totwinkel-Assistenten, einen aktiven Spurhalte-Assistenten und die hilfreiche Rückfahrkamera. Wer eine 360-Grad-Kamera oder einen Tempomaten, der sich an den Navigationsdaten orientiert, will, muss Aufpreis bezahlen. Ein Head-up-Display gibt es weder für Geld noch für warme Worte, da es vom Bauraum her nicht zu realisieren war. Der Grund ist, dass der Platz unter anderem für die Klimaanlage und andere Bauteile gebraucht wird. Ein Umbau wäre zu teuer gewesen. Zumal uns das Mercedes MBUX-System über zwei 12,3-Zoll-Monitore mit allen notwendigen Informationen versorgt. Die Bedienung des Infotainmentsystems stellt auch Fahrer, die keine Mercedes-Insider sind, vor keine großen Herausforderungen. Allerdings muss man sich an die Handhabung der Berührungsfelder der Lenkradfernbedienung gewöhnen. Das klappt relativ schnell. Apropos: Die Sprachsteuerung funktioniert wirklich gut und ist mittlerweile eine echte Alternative zur Touchscreen-Mania. Wie gut, dass Mercedes sich auch bei der V-Klasse ein Stück weit treu bleibt und zum Beispiel für die Bedienung der Klimaanlage auf klassische Bedienelemente setzt. Allerdings hat diese V-Klasse, mit 57.747,13 Euro auch ihren Preis.
Datenblatt: Mercedes-Benz V 300
Typ: Großraum-Limousine
Motor: Vierzylinder-Benziner
Hubraum (cm3): 1.999
Leistung in PS (kW) bei U/min-1: 231 (170) bei 5.000 bis 5.800
Max. Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 370 bei 2.000 bis 4.000
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 215
Beschleunigung 0-100 km/h (sek.): 8,8
Getriebe: 9G-Tronic
Antrieb: Hinterradantrieb
Treibstoffsorte: Super
Tank (L): 70
Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km): 10,4
Gewicht, Herstellerangabe (kg): 2.267
max. Zuladung (kg): 1.043
Abmessungen (L/B/H): 5140 / 1928 / 1917 (L/B/H)
max. Ladevolumen (L): 1.030 bis 4.630
Preis (Euro): 57.747,13
Abgasnorm: Euro 6e
Effizienzklasse: G
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