Mercedes-Benz CLS 350 CDI 4MATIC Shooting Brake: Der 60.000 km-Test

So schlug sich unser Redaktionsauto Mercedes-Benz CLS 350 CDI 4MATIC Shooting Brake

Mercedes-Benz CLS 350 CDI 4MATIC Shooting Brake: Der 60.000 km-Test: So schlug sich unser Redaktionsauto Mercedes-Benz CLS 350 CDI 4MATIC Shooting Brake
Erstellt am 28. November 2017

"Bye, bye, Buddie!" Nach 60.000 km heißt es nun Abschied nehmen von unserem weißen Mercedes-Benz CLS 350 CDI 4MATIC Shooting Brake. Zweieinhalb Jahre Redaktionsalltag liegen nun hinter dem eleganten Sport-Kombi. War er aber auch ein zuverlässiger Begleiter? Und was kommt danach? 

Nachdem wir mit dem schwarzen E 350 CDI 4MATIC T-Modell (S212) uneingeschränkt gute Erfahrungen gemacht hatten, lag der Gedanke nahe, nach Ablauf des Leasingvertrags sich wieder für ein neues E-Klasse T-Modell zu entscheiden. Der E-Klasse Kombi bietet seinen Insassen viel Platz, die Zuladung ist mehr als ordentlich und mit einer E-Klasse mit AMG-Paket ist man zu jeder Gelegenheit perfekt angezogen. Erst Recht, wenn es auch darum geht, die „Men in Benz“ zu repräsentieren.  Dann aber meldete sich die MB Niederlassung in Köln: „Hallo Jungs, wir haben da was für Euch!“

In Köln hatten wir auch bereits unsere schwarze E-Klasse geleast und somit waren wir gespannt, was uns Niederlassungs-Mitarbeiter Volker Horst  präsentieren wollte.  Er präsentierte einen CLS 350 CDI 4MATIC Shooting Brake in Diamantweiß. „Nahezu Vollausstattung. Den gibt es in dieser Konfiguration exakt 24mal, diese Autos wurden als Vorführwagen so für die Niederlassungen konfiguriert“, ließ uns Volker Horst noch wissen, aber er hätte zu dem Zeitpunkt gar nichts mehr sagen brauchen.  Der elegante 4,96 m lange Sportkombi (den man ja zeitlebens so nicht nennen durfte) hatte die Mercedes-Fans-Abordnung schon aus dem Stand begeistert.  Allein die bloße Erscheinung mit den größer wirkenden 19-Felgen, die die Radhäuser mit ihren 255/35 R19  und 285/30 R19-Pirelli P Zero in alle Richtungen ebenso satt wie perfekt ausfüllten, war  ein Traum von einem Dienstwagen. Ein sehr mutiges und eigenständiges Design und somit für uns gerade das Richtige.  252 PS stark und dank Harnstoffeinspritzung EU 6 klassifiziert. Rechnerisch ist der BLUETEC-Motor damit zwar 13 PS schwächer als der vorhergehende 350 CDI, gleichzeitig aber nun mal deutlich sauberer. Entscheidender ist beim Diesel ohnehin das Drehmoment. Hier wird der Fahrer mit einem maximalen Drehmoment von 620 Nm zwischen 1.600 und 2.400 U/min mehr als ordentlich bedient. Das sind Werte, die vor nicht allzu langer Zeit amerikanischen V8-Motoren vorbehalten waren.  

Starkes Design bei hohem Nutzwert!

Gut, von einem Pressefahrtermin wussten wir, dass der Einstieg im Vergleich zur E-Klasse angesichts der 1,42 m niedrigen CLS-Dachlinie etwas sportlicher war, aber wir wussten auch, dass die Zuladung auch bei nicht umgelegter Heckklappe mit 590 Liter (Maximum 1550 Liter) sehr ordentlich war.  Es sollte sich auch später erweisen, dass vier Redakteure mit Gepäck im CLS Shooting Brake wirklich ohne Kompromisse gut reisen. Aber als wir damals im Showroom der Kölner Niederlassung standen und gebannt auf das Prachtstück starrten, hatten wir an alles Mögliche gedacht, nur nicht an Dienstreisen mit voller Besatzung und Beladung.

Gut in der Spur mit 4MATIC

Dass der der vorgestellte CLS Shooting zudem über 4MATIC-Antrieb verfügte, war nach unseren Erfahrungen mit der schwarzen E-Klasse höchst willkommen. Dieser permanente Allradantrieb ist in jeder Beziehung ein Zugewinn an Fahrdynamik und Fahrsicherheit. Auf Nässe und Schnee lieferte der CLS in punkto Grip immer perfekt ab. Besser geht es nicht. Dass die 350 CDI-Motorisierung eine gute Wahl ist, wussten wir ebenfalls schon vom Vorgänger. Natürlich kennen wir die Kritik der Tester der deutschen Fachpresse, die diesen Motor gegenüber den BMW- und Audi-Sechszylindern immer abwerteten. Tatsächlich fehlen dem 252 PS starken 350 CDI auf dem Papier ein paar PS im Vergleich zu seinen Wettbewerbern, aber in punkto Kraftentfaltung und Geräuschentwicklung können wir diese Kritik nicht nachvollziehen. Im Zusammenspiel mit dem hervorragenden, automatischen 7-Stufen-Getriebe zieht der CLS schon bei geringem Gasdruck kraftvoll durch. Auch unsere sportlich orientierten Kollegen haben nur im Ausnahmefall den Sportmodus gewählt, um noch etwas zügiger unterwegs zu sein. Bei wirklich voller Zuladung kann der Modus „S“  bei Überholmanövern allerdings wirklich eine sinnvolle Unterstützung sein. Aber auch nach über 62.000 km bleiben wir dabei, der 350 CDI ist deutlich besser als sein von den Autotestern verbreiteter Ruf. Im Übrigen hat sich ein Kollege aus der Mercedes-Fans.de-Redaktion nach den beruflichen Erfahrungen mit dem CLS 350 CDI Shooting Brake ebenfalls für dieses Auto entschieden.  

Leise und sparsam - aber nicht spaßarm!

19 Bilder Fotostrecke | Mercedes-Benz CLS 350 CDI 4 Matic Shooting Brake: Der 60.000 km-Test: So schlug sich unser Redaktionsauto Mercedes-Benz CLS 350 CDI 4MATIC Shooting Brake #01 #02

Absolute Spitzenklasse was der CLS Shooting Brake hinsichtlich des Innenraumgeräuschpegels abliefert. Der CLS kann sowohl beim Abrollgeräusch – selbst bei den verwendeten, großen 19“-er Niederquerschnittsreifen – als auch beim Wind- und Motorgeräusch mit Oberklasse-Feelings überzeugen. Es gab in den drei Jahren immer wieder Situationen, in denen die Kollegen der Redaktion auf der Autobahn andächtig lauschten und sich freuten wie leise der CLS Shooting Brake ist.  Wer dem Motor nervendes Brummen oder Knödeln vorwirft, muss eigentlich permanent im Volllastbereich unterwegs sein. Aber wer fährt schon so? Im normalen Redaktionsalltag erzielten wir je nach Fahrer und Fahrverhalten Durchschnittsverbräuche zwischen 6,9 und 8,9 Liter.   Verbräuche über 9,5 Liter ließen sich eigentlich nur durch mutwillige Vollgasfahrten erzwingen. Selbst unser V8 begeisterter Kollege ist angesichts des „Monsterdrehmoments bei Mini-Verbrauchs“ ein Diesel-Fan geworden. Der Gesamtdurchschnittsverbrauch lag nach 62.000 km bei 8,6 Liter. Wenn wir da an unseren schönen alten 560 SE denken, müssen wir uns eingestehen, dass wir die Leasingraten eines Jahres fast von der Spritersparnis bezahlen. Naja, nicht ganz aber fast. Konkret: Gegenüber dem 560 SE ergibt sich bei 62.000 km eine Kraftstoffkostenersparnis von rund 8.620 €.  

Mechanik? Typisch Mercedes-Benz!

Spürbarer Verschleiß bis auf die Verschleißteile wie Bremsen, Reifen und wir würden auch Felgen dazu zählen, ist dem Auto kaum anzumerken. Der Lack strahlt wie am ersten Tag. Steinschläge, Insekten u.ä. sind am diamantweißen Lack abgeprallt. Das Interieur hat die 62.000 km ebenfalls gut überstanden. Man bedenke: Permanent kommt zumindest die Fahrersitzverstellung zum Einsatz, das Gleiche gilt für das Lenkrad samt elektrischer Verstellung. Ausgenudelt ist da nichts. Gut, den beiden Vordersitzen ist anzusehen, dass hier kein Neuwagen steht, aber das Sitzgefühl ist immer noch angenehm straff und definiert. Allein die schwarze Stoffbespannung an der B-Säule der Fahrerseite zeigt leichte Abscheuerungen.  Mechanischer Verschleiß über die besagten Verschleißteile hinaus, oder sogar Defekte waren und sind an dem Auto ebenso wenig wie an seinem Vorgänger zu beklagen. Im Übrigen, vereinzelt wird ja immer wieder Kritik an den neuen Mercedes-Modellen geübt, sie seien nicht mehr so solide und robust wie einst. Da empfehlen wir einfach mal den Türentest. Die rahmenlose Sportwagentür des C218 ist da ganz sicher nicht weniger solide als die der 124er, 126er, 211er/212er Baureihen. Dass während der 62.000 km keinerlei mechanische Defekte auftraten, bestärkt uns in unserem Eindruck, dass der CLS X 218 mechanisch einen hervorragenden soliden Eindruck macht.   

Lachnummer Linguatronic

Anders jedoch bei der Elektronik. Grundsätzlich ist diese über die kompletten 62.000 km nahezu störungsfrei gewesen. Allerdings waren zwei Updates erforderlich, weil die Elektronik einige Assistenzsysteme nicht mehr zu erkennen vermochte. So verabschiedete sich zwischendurch der Spurhalteassistent, was ärgerlich, aber nicht dramatisch ist. Mehr Sorge bereitet uns die Distronic, die sich auch nach Neuaufspielung immer wieder mal ohne Vorankündigung verabschiedete. Wer sich im Stau auf die Bremsfunktion verlassen hätte, wäre das ein oder andere Mal verlassen gewesen. Aufzuspüren war der Fehler jedenfalls nicht. Dafür ist lobend der Service des Autohaus LUEG in Essen zu erwähnen. Unser CLS ist bei dem für uns zuständigen Service-Mitarbeiter Herr da Silva in den besten Händen gewesen, der das Auto offensichtlich sehr gewissenhaft im Blick hatte. So fiel ihm einmal ein Schnitt in der Reifeninnenflanke eines Hinterreifen auf. Das hätte unangenehme Folgen haben können. Wir haben das Auto zudem immer frisch gewaschen und ausgesaugt zurückbekommen.  

Ein Kapitel für sich, ist allerdings die Sprachsteuerung. Wir sortieren das einfach mal in das Kapitel „Realsatire“ ein. Während die Linguatronic an 95% der Tage vollkommen normal funktioniert, tobt sich an den anderen Tagen ein „Elektrolurch“ aus, der einen entweder zur Verzweiflung oder zum Lachen bringt. Egal ob nun mündlich ein Telefonpartner oder ein Reiseziel aufgerufen wurde, das von der immer freundlichen Stimme der Linguatronic zurückgespielte und (falsch) verstandene Wort hat dann in diesen Momenten nichts, aber auch rein gar nichts mit dem zu tun, was der Sprecher eingegeben hatte. Als Beispiel: Wir wollen Herrn Meyer sprechen. Das System bietet Herrn Dr. Schröder an. "Herr Meyer!" "Dr. Schröder?" "Meyer!" "Dr. Schröder?" "HERR MEYER!!!!" "Gut, Dr. Schröder anrufen. Beruflich oder privat?"

Da fragt man sich, was da in den Schaltkreisen gerade für ein Teufel tobt. Da hilft im Übrigen auch keine Nachschulung der Linguatronic. An manchen Tagen will sie einfach nicht.  Blöd, wenn man dann gerade mit einem befreundeten Journalisten eines anderen Magazins unterwegs ist. Besagter Kollege kriegte sich vor Lachen nicht ein und nur, weil wir das Abendessen bezahlt haben, ist diese Geschichte noch nicht in seinem Medium erschienen.

Unser Gesamturteil nach 62.000 km

In Summe aber hat unser CLS Shooting Brake damals nicht nur unsere Herzen im Sturm erobert, sondern durch seine überwiegend zuverlässige Mitarbeit uns überzeugt. Es gab sogar die Überlegung, den Wagen aus dem Leasingvertrag herauszukaufen, um ihn behalten zu können. So glücklich waren wir mit dem Auto, das auch für uns eine ideale Visitenkarte war. Ein bisschen traurig stimmte uns dann die Info, dass der CLS Shooting Brake eingestellt werden würde. Was tun? Sich eine CLS Shootingbrake „Final Edition“ sichern? Ein GLE SUV nehmen? Oder gar GLE Coupé?  Aktuell gibt es gerade tatsächlich ein Interessantes Angebot für einen Shooting Brake Final Edition. Das können wir uns wirklich gut vorstellen, denn wäre da nicht die launische Linguatronic und die bisweilen unvermittelt aussteigende Distronic, wäre unser Testergebnis eine glatte 1! Der Mercedes-Benz CLS 350 CDI BLUTEC Shooting Brake 4MATIC ist genau das Richtige für automobile Individualisten, die auf Stauraum nicht verzichten können, gleichzeitig aber eine gewisse Sportlichkeit beim Fahren schätzen. Zudem ist er ein zuverlässiger Begleiter, der 99 %, der von einem Mercedes-Benz erwarteten Qualitäten, zu 100 % erfüllt und obendrein einfach ein megamäßiges Designstatement ist. Nach 62.000 km fällt die Trennung vom CLS 350 CDI Shooting Brake 4MATIC schwer. Sehr schwer. 

 

Technische Daten Mercedes-Benz CLS 350 CDI BLUTEC Shooting Brake 4MATIC

 

Antrieb: V6, 2.987 ccm, Common-Rail-Diesel, zweistufiger Turbolader, Direkteinspritzung, 252 PS bei 3800 U/min, 620 Nm bei 1600 - 2.400 U/min, 7G-TRONIC PLUS-Siebengang-Automatik, 4MATIC Hinterradantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Schraubenfedern mit Zweirohr-Gasdruckstoßdämpfer, Stabilisator, Scheibenbremsen; Hinten Raumlenkerachse, Schraubenfedern, Gasdruckstoßdämpfer, Stabilisator, Scheibenbremsen

Räder: Leichtmetallfelgen  19"-Felgen mit 255/35 und 285/30 Pirelli P Zero

Verbrauch (nach EU-Norm): 6,6 - 6,7 Liter

Test-Verbrauch: 8,6 l

CO2-Emissionen: 248g/km (EU 6)

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,7 Sek.

Leergewicht/Zuladung: 1950 kg / 510 kg

Kofferraumvolumen: 590 - 1550 Liter

Länge x Breite x Höhe (m): 4,96 x 1,88 x 1,42

Wendekreis: 11,3 m 

Fahrzeugpreis: 91.269 Euro

 

 

 

 

 

 

 

 

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