Es war nass, es war kalt. Es war vier Uhr morgens. Es war ein typischer Novembertag. Und ich musste mich beeilen, damit ich nicht meinen Flieger verpasse. Denn heute wollten wir uns mit unserem Leser Andreas Möller treffen, auf den als Gewinner des SLR Stirling Moss-Gewinnspiel eine besondere Überraschung wartete. Der Mercedes-Fan aus Pforzheim wusste, dass er uns als Beifahrer bei der Überführung des SLR begleiten sollte. Nun, so ganz stimmte die Sache nicht. Das Leben ist schließlich voller Überraschungen.
Der Gewinn als Herausforderung: 6.5 ° und alles offen!
Unser Treffpunkt war ein kleiner Flugplatz irgendwo in den Hügeln des Stuttgarter Hinterlands. Das Thermometer zeigte 6.5 ° über Null, auch hier hatte es bis vor kurzem geregnet. Aber das war nun vorbei, stattdessen blies ein kühler Wind über das Flugfeld. Da standen wir nun, zwei freundliche Zeitgenossen, die sich um den SLR kümmerten und auf Hochglanz brachten, ein ob des verhangenen Himmels kritisch dreinschauender Fotograf und ein verfrorener Redakteur, der das Offenfahren auch bei Minusgeraden schon probiert hatte. Aber da schien wenigstens die Sonne. Für beobachtende Aussenstehende müssen wir ein grandioses Bild abgegeben haben: vier Typen in dicken Jacken und Mützen sowie ein todschicker SLR auf einem einsamen Flugplatz. Warscheinlich kommt gleich eine Frachtmaschine .oder die Polizei?!
Andreas Möller weiß noch nichts von seinem Glück
Da strahlt der Gewinner schon: zu diesem Zeitpunkt wusste Andreas Möller noch nicht, dass er nicht nur im Stand ans Steuer durfte!
Nö, stattdessen kam eine schwarze V-Klasse im AMG-Look. Am Steuer Andreas Möller, der Gewinner des SLR-Gewinnspiels. Der Gastronom aus Pforzheim ist perfekt vorbereitet: Ich habe mir bei meinem Mercedes-Händler schnell noch eine original Mercedes McLaren SLR-Jacke gekauft! Wenn ich schon mal in so einem Auto mitfahren darf, dann auch im korrekten Outfit! Andreas ist allen sofort sympathisch. Aber nicht nur wegen der tollen Windjacke, er ist ein netter Kerl. Ein echter Fan, die Glücksfee hat alles richtig gemacht. Dann machen wir ihm den Vorschlag, er solle sich mal für ein paar Erinnerungsfotos hinters Lenkrad des gerade mal 122 cm hohen Sportwagens schwingen! Der Mann ist sofort begeistert: Was ehrlich?! Super!
650 AMG-Kompressor-PS warten darauf angelassen zu werden...
Der Fotoapparat rattert, der Fotograf sagt: "So, Thomas, du jetzt auf den Beifahrersitz! Dann haben wir Euch beide!" Alles abgesprochen. Andreas ist begeistert, wie begeistert wird er sein, wenn er hier liest, dass das exakt der Mercedes Mclaren SLR ist, den der zweimalige Formel 1-Champion Mika Häkkinen auf der Mille Miglia 2009 pilotiert hat? Aber auch schon so ist der Stirling Moss die letzte und extremste Evolutionsstufe des SLR ein Fest für die Sinne. 650 PS - puristisch zu genießen ohne Dach, ohne Windschutzscheibe. Nur ein paar fast schon lächerlich kleine Windabweiser. 350 km/h sind mit dem Boliden drin. Die würden wir heute, wohl nicht erreichen, aber immerhin die Vorstellung....
Dann der Vorschlag: "Lass ihn doch mal an. Wollen wir doch mal hören, wie der 650 PS starke Kompressor-V8 klingt." Andreas staunt: "Was ehrlich? Super!"
Andreas dreht auf Zündung, wartet ein Sekündchen bis sich die Elektronik sortiert hat und drückt dann zielbewusst auf den in der Konsole platzierten Starterknopf. "Bist du schon mal SLR gefahren?, frage ich. "Nein, ich weiß auch nicht, warum ich alles sofort finde. ist halt ein Mercedes!" Ich wette im Stillen, er hat sich heimlich gut vorbereitet. Finde ich gut!
Nur 75 Exemplare, jedes 750.000 teuer, da wäre ein Abflug irgendwie uncool...
Der 650 PS-Treibsatz klingt für einen Kompressor-Treibsatz sehr zivil, ein bisschen mechanisch, fast wie eine Turbine. Aber unter dem Strich vielleicht schon einen Strich zu zurückhaltend. "Na, ja, jetzt sitzen wir schon mal so, jetzt kannst du auch ein paar Meter fahren. Die Fahraufnahmen machen wir hier. Komm, schieb mal die Automatik rein und los geht's!"
Der erste Aufgalopp ist vorsichtig aber gekonnt. Andreas hat den SLR fest im Griff, führt den SLR gut am Gas und fährt auch in den Kurven eine saubere Linie. Gut so, schließlich wurden von dem SLR Stirling Moss, der zugleich eine Reminiszenz an das Weltmeisterjahr 1955, die ewigen Mille Miglia Rekordzeit und eben an Stirling Moss, der diesen Rekord im damaligen SLR aufstellte, ist, nur 75 Exemplare gebaut. Jedes 750.000 EUR teuer, da wollen wir uns nicht in die Liste der prominentesten Testwagen-Zerstörungen eintragen.
Unterwegs im Auftrag des Stern -" es ist kalt, wir haben unsere Sonnenbrillen auf, der Tank ist voll". Die beiden "Cruise-Brothers" geben an diesem Novembertag sicher ein bemerkenswertes Bild ab!
Na, dann lass mal gehen. Wollen wir doch mal wissen, was die 650 Pferdchen so können. bei trockener Piste, soll der SLR in 3.5 Sekunden auf Tempo 100 sein. Bei uns kämpft die Traktionskontrolle wegen dem feuchten Untergrund bei 130 km/h noch mit dem Schlupf. Aber Andreas macht das souverän.
Dann ist der Zeitpunkt günstig für die nackte Wahrheit: "Ach so, was ich vergessen hatte zu erwähnen. Andreas du fährst, und lass uns mal über die historische Rennstrecke fahren - die Solitude."
Ich erinnerte mich da an das alte Rennleiterhaus bei Start-und-Ziel im Mahdental. Das steht immer noch an der Landstrasse. Ist Stirling Moss hier auch gefahren? 1961, oder? Andreas pilotiert den SLR durch Warmbronn. Der Ortsname ist pure Übertreibung. Ich bin froh, dass ich eine Mütze trage - und ohne Brillen geht schon ab Tempo 60 gar nichts mehr.
Die Entgegenkommenden reißen entweder die Augen auf, oder den Daumen hoch...
Sehr schön zu beobachten ist das Staunen, der uns entgegenkommenden Verkehrsteilnehmer. Die einen reißen die Augen auf - was kommen da für zwei Spinner? - die anderen den Daumen hoch! "Der Daimler ist in der Region schon noch was Besonderes" , meint Andreas. "Auch für unsere Familie, für meinen Vater und meine Brüder, gab es eigentlich nie etwas anderes." Und für ihn auch nicht. Über 300 Mercedes-Modellautos hat er in einem speziell präparierten Hobbyraum. Und im Mercedes-Benz Modellauto Club ist er auch. Die Kommunikation gestaltet sich zwischenzeitlich etwas schwierig, weil auf den kurvigen Passagen lassen wir es ordentlich krachen. Da ist mit Reden und Zuhören nix! Andreas verarbeitet im Zusammenspiel mit der Fünfgang-Automatik das monströse Drehmoment von 820 Nm absolut routiniert. Und irgendwann höre ich ihn mal rüberbrüllen: "Das ist ja wie Motorradfahren - nur ohne Helm!"
Die Zeit rast, viel zu früh erreichen wir die Stadtgrenze von Stuttgart. In den Tunnels der Außenbezirke begleitet uns ein Hupkonzert der anderen Verkehrsteilnehmer. Man ist hier sicherlich einiges an Mercedes-Benz-Sichtungen gewohnt, aber dieses Auto ist dann doch eine spontane akkustische Zustimmung wert. Vielleicht freuen sich die Leute auch einfach darüber, dass sie einfach ein paar schöne positive Emotionen rund um den guten Stern in diesem Moment teilen dürfen. "Das ist meine Marke, da vorne!" Zurückhaltung an der Ampel gibt's jedenfalls keine: "Hey, habt ihr im Lotto gewonnen?" Leider nicht. Die Luft flirrt über den Auslässen der langen Motorhaube. Aber gefroren haben wir nicht. Die Heizung macht einen ziemlich gut Job.
Auch im Stadtverkehr stellt der Hochleistungssportwagen unseren Gewinner vor keine Probleme. "Eigentlich verhält er sich so, wie ich es von einem Mercedes erwarten würde!", stellt Andreas fest, "die Lenkung ist recht stramm. Aber das ist eigentlich ganz gut so." Das Museum kommt in Sicht und wir dürfen den Stirling Moss direkt auf dem freien Vorplatz abstellen. Wir stehen keine 30 sekunden auf dem Vorplatz. Andreas stellt nach einem bedauernden tiefen Atemzug den V8 ab.
Endpunkt eines viel zu kurzen Tags: das Mercedes Museum
Andreas stellt fest: "Ein einzigartiges Erlebnis - ein perfekter Tag!
Da strömen auch schon die Massen aus dem Museum. Auf englisch, französisch, polnisch und deutsch stürmen die Fragenden auf uns ein. "Ob sie wohl ein Bild von dem Auto machen dürften?"
Wir schauen uns an und sind beeindruckt. Die Umstehenden sind froh, wenn sie ein Bild machen dürfen und wir durften stattdessen eine ausgedehnte Runde in diesem außergewöhnlichen Mercedes McLaren SLR Stirling Moss drehen. Andreas bringt es auf den Punkt: "Ein perfekter Tag!"
Mercedes-Fans Facts
Typ: SLR Stirling Moss
Motor: AMG V8, 3 Ventile pro Zylinder, 5439 ccm Hubraum, Bohrung/Hub 97,0 x 92,0 mm , Verdichtung 9:1
Leistung: 478/650 bei 6500 U/min kw/PS, 820 Nm bei 4000 U/min
Getriebe: AMG SPEEDSHIFT 5-Gang-Automatik
Fahrwerk: vorn: Doppelquerlenkerachse, Gasdruckstoßdämpfer, Schraubenfedern, Nickmomentabstützung, Drehstab-Stabilisator, hinten: Doppelquerlenkerachse, Gasdruckstoßdämpfer, Schraubenfedern, Nickmomentabstützung
Bremsanlage: Elektrohydraulisches Bremssystem Sensotronic Brake Control SBC, Scheibenbremsen aus faserverstärkter Keramik, vorne innen belüftet, Feststell-Trommelbremse hinten, ABS, Brems-Assistent, ESP®
Felgen: vorne: 9,0 J x 19 ET 45, hinten: 11,5 J x 19 ET 44
Bereifung: vorne: 255/35 19; hinten: 295/30 ZR 19
Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 350 km/h (begrenzt), Beschleunigung auf 100km/ in 3,5 s
LängexBreitexHöhe: 4820x2194x1220 mm
Leergewicht: 1551 kg
Karosserie: Carbonfaser-Verbundstoff
Fahrzeugpreis: 750.000 Euro
Stückzahl: 75 (limitiert)
Der Club: www.slr-club.com
8 Kommentare
Magejo
1. Mai 2010 20:30 (vor über 14 Jahren)
AndreasM
25. November 2009 20:28 (vor über 15 Jahren)
Mercedes-Fans.de
25. November 2009 15:26 (vor über 15 Jahren)
JayJay
25. November 2009 13:17 (vor über 15 Jahren)
HerrLehmann
21. November 2009 11:04 (vor über 15 Jahren)
AndreasM
21. November 2009 01:16 (vor über 15 Jahren)
TA004
20. November 2009 13:30 (vor über 15 Jahren)
Kanzler
19. November 2009 18:12 (vor über 15 Jahren)
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