Volvo Group und Daimler Truck AG machen gemeinsame Sache

Das Joint Ventures für Brennstoffzellen-Serienproduktion ist ein Bekenntnis zur CO2-freien Transportmobilität

Volvo Group und Daimler Truck AG machen gemeinsame Sache: Das Joint Ventures für Brennstoffzellen-Serienproduktion ist ein Bekenntnis zur  CO2-freien Transportmobilität
Erstellt am 2. März 2021

Update: 02.03.2021

Die Daimler Truck AG und die Volvo Group haben heute das angekündigte Brennstoffzellen-Joint Venture gegründet. Die Volvo Group hat hierfür 50 Prozent der Anteile am bestehenden Unternehmen Daimler Truck Fuel Cell GmbH & Co. KG für die Summe von etwa 0,6 Milliarden Euro auf einer barmittel- und schuldenfreien Basis erworben. Die Partner wollen das neue Joint Venture als einen weltweit führenden Hersteller von Brennstoffzellen etablieren und damit zu einem klimaneutralen und nachhaltigen Transport bis zum Jahr 2050 beitragen. Die Daimler Truck AG und die Volvo Group haben die Umbenennung des Unternehmens in cellcentric GmbH & Co. KG vereinbart.

 

Update 02.11.2020

Die Volvo Group und die Daimler Truck AG haben nun eine verbindliche Vereinbarung zur Gründung des Joint Ventures unterzeichnet. Ziel ist die serienreife Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Brennstoffzellensystemen. Der Fokus liegt auf dem Einsatz in schweren Lkw, zusätzlich sollen die Systeme auch für andere Anwendungen angeboten werden. Die Partner wollen das neue Joint Venture als einen weltweit führenden Hersteller von Brennstoffzellen etablieren und damit zu einem klimaneutralen und nachhaltigen Transport bis zum Jahr 2050 beitragen. Die Volvo Group wird 50 Prozent der Anteile an der Daimler Truck Fuel Cell GmbH & Co. KG für die Summe von etwa 0,6 Milliarden Euro auf einer barmittel- und schuldenfreien Basis erwerben. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Halbjahr 2021 erwartet. Diese unterliegt noch der Fusionskontrolle durch die zuständigen Behörden und ist vorbehaltlich anderer Genehmigungen.

 

Ursprüngliche Nachricht 22.04.2020

Die Daimler Truck AG und die Volvo Group, zwei führende Unternehmen der Nutzfahrzeugindustrie, haben eine vorläufige, nicht bindende Vereinbarung zur Gründung eines neuen Joint Ventures unterzeichnet. Ziel ist die serienreife Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Brennstoffzellensystemen für den Einsatz in schweren Nutzfahrzeugen und anderen Anwendungsfeldern. Im Interview erläutert Martin Daum, Vorstandsvorsitzender der Daimler Truck AG diesen Schritt.

Welche Bedeutung hat für Ihr Unternehmen das Joint Venture mit Volvo?
Es hat für mich drei Bedeutungen. Erstens mal ist es eine Anerkennung eines Wettbewerbers, von dem, was wir in den letzten 25 Jahren geleistet haben. Wir haben eine Technologie, die fertig ist, die auf die Straße gebracht werden kann, und daran möchte sich dieser Partner mit einem erheblichen Betrag, mehr als 600 Millionen Euro, beteiligen. Zweitens, wir brauchen diesen Partner, warum, weil Brennstoffzelle lebt davon, die erheblichen Investitionen auch später in die Produktionstechnologie, auf möglichst viele Fahrzeuge umzulegen. Und da haben wir als Daimler, obwohl wir Marktführer sind, nicht genügend Stückzahlen, und da ist es dann ganz gut, wenn ein weiterer starker Partner mit dazu kommt, so dass man dann das Investment verteilen kann. Und drittens, und das ist ganz wichtig, wir wollen ein klares Signal, beide Partner, Volvo und wir, ein klares Signal an Politik und Mineralölfirmen und Gashersteller geben, dass wir es ernst meinen mit der Brennstoffzelle, weil eine Sache heute noch fehlt, das ist eine flächendeckende Wasserstoff-Infrastruktur, und die Investments, die dort getätigt werden, bedürfen eines vorherigen Commitments des Herstellers, dass wir auch die entsprechenden Fahrzeuge auf die Straße bringen.

Wie wird die Zusammenarbeit konkret aussehen?                                                    Wir haben ein gleichberechtigtes 50/50-Joint Venture und das ist auch gut so, bewusst so gewollt, das heißt, wenn sie da auf Dauer erfolgreich werden wollen, müssen sie zunächst mal eine klare, gemeinsame Strategie haben, und die haben wir. Es ist von beiden Unternehmen ein klares Bekenntnis zu einer CO2-freien Transportmobilität, es ist ein klares Bekenntnis von beiden Häusern zu einer kundenorientierten Produktentwicklung, das heißt, nur wenn unsere Kunden erfolgreich sein können mit einem Produkt, werden sie es auch kaufen. Und es ist von beiden Seiten ein klares Bekenntnis zu einer langfristigen Strategie da. Wenn sie diese Vision, diese Grundlagen teilen, dann schaffen sie es auch, die Konflikte, die im Alltag über Kleinigkeiten entstehen, auch zu lösen.

War es für Sie eine schwere Entscheidung, dieses Joint Venture einzugehen?
Nein, es war keine schwierige Entscheidung für Daimler, obwohl wir das Knowhow hatten. Von der technischen Seite her hätten wir keine Hilfe gebraucht. Wir haben hervorragende Ingenieure, wir haben viel Erfahrung, wir haben millionen von Kilometern mit der FuelCell schon gefahren, wir wissen was geht, was nicht geht, welche Herausforderungen es gibt und wie man sie löst. Dafür hätten wir es nicht gebraucht. Aber um das kommerzielle Problem zu lösen, das heißt FuelCell herstellen zu können, zu Preisen, die das dann auch attraktiv für unsere Kunden machen, das Ding zu kaufen, da haben wir die breitere Stückzahlbasis gebraucht. Und ich denke, um das Huhn-Ei-Problem, erst die Infrastruktur, dann die Fahrzeuge, oder umgekehrt erst die Fahrzeuge und dann die Infrastruktur, zu lösen, brauchen wir eine stärkere Stimme, und da bin ich froh, einen solchen kompetenten, guten und großen Partner wie Volvo an meiner Seite zu haben. Das war allen klar bei Daimler und ich denke, das ist auch eine weitere gute Basis für unser Joint Venture, dass beiden Partnern klar ist, wir brauchen uns gegenseitig.

Welche Aufgaben werden Sie übernehmen, welche Volvo?                                       Wir nehmen alles, was Daimler in den letzten 25 Jahren entwickelt hat, alles an Knowhow, alle Anlagen, alle Menschen, alle IP-Rechte, also Eigentumspatente, gehen in diese gemeinsame Gesellschaft rein. Aber es braucht beide mit ihrem Knowhow, das Ganze jetzt in die Großserie zu bringen. Es ist eine Sache, ein Fahrzeug auf die Straße zu bringen, für ein Presse-Event eine Schlagzeile zu kreieren. Aber es ist eine komplett andere Sache, so was dann in Zehntausender-Stückzahlen jedes Quartal vom Band laufen zu lassen. Da hat Volvo genauso wie wir sehr, sehr gute Expertise und sehr, sehr gute Mitarbeiter. Und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern von Volvo, die dann auch in das Joint Venture reingehen werden.

Auf welcher unternehmerischen Basis zwischen den beiden Unternehmen werden Sie zusammenarbeiten?
Es ist eine Gesellschaft, in der Daimler alle Kompetenzen in Brennstoffzellen gebündelt hat. Und an dieser Gesellschaft wird Volvo 50 Prozent der Anteile halten. Erfolg ist auch, wenn man Dinge einfach hält. Das hat man hier gemacht.
Was bedeutet das Joint Venture für Ihre Mitarbeiter, die derzeit bei der MB Fcell GmbH in Nabern, Untertürkheim und im kanadischen Burnaby arbeiten? Für die Mitarbeiter bedeutet es, dass nach vielen Jahren der Forschung und des Ausprobierens jetzt ein klares Ziel ist, Produkte auf die Straße zu bringen. Das ist nicht mehr "nice to have", sondern es ist unbedingt notwendig, um die Zukunft zu erreichen, die wir uns vorstellen.

Wann werden Sie wasserstoffbetriebene Trucks und Busse auf den Markt bringen? Das hat natürlich viele Aspekte: Wann haben wir das erste Fahrzeug für eine Pressevorstellung? Wann haben wir die ersten Testfahrzeuge in Kundenhand? Wann hat man die erste Kleinserie, mit der dann auch unsere Kunden mit mehreren Fahrzeugen Erfahrungen gewinnen können? Und ab wann können Sie zum nächsten Lkw-Händler gehen, ob Volvo oder Mercedes, ein Auto bestellen und es dann auch in der normalen Lieferzeit ausgeliefert bekommen? Letzteres wird sicherlich erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts sein, ersteres sobald als möglich.

Haben Sie schon Erkenntnisse, wie Ihre Kunden wasserstoffbetriebene Fahrzeuge annehmen werden?
Aber unsere Kunden sind in der gleichen Spannung wie wir. Unsere Kunden wollen auch helfen, den Klimawandel zu bekämpfen. Gleichzeitig müssen auch unsere Kunden am Markt überleben. Das heißt, wenn sie 1,80 Euro pro Kilometer kriegen, dann dürfen sie nicht Kosten haben, die bei 1,90 Euro liegen. Sonst multipliziere ich das mit viel gefahren en Kilometern und dann kann ich ausrechnen, wann ich pleite bin. Unsere Kunden brauchen also eine wirtschaftliche Lösung. Deshalb fiebern sie mit uns, ob wir das hinkriegen. Und daher ist auch der Gesetzgeber gefragt, das zu unterstützen. Eine wirtschaftliche Alternative hinzukriegen, das muss immer eine Kombination sein: zum Beispiel über Lkw-Maut, CO2-freies Fahren deutlich günstiger zu machen, und von unserer Seite aus über ein attraktives Angebot, gute und auch günstige Produkten. Wenn es uns gelingt, aus dieser Kombination die Brennstoffzelle oder den batterieelektrischen Lkw wettbewerbsfähig zu machen, dann steht dem Durchbruch nichts im Wege. Und dann steht nichts im Wege, eine CO2-freie Zukunft zu haben.

Wie wichtig ist die Wasserstoffinfrastruktur und wann wird sie flächendeckend zur Verfügung stehen?
Wir wissen, wie man Wasserstoff erzeugt, und wir wissen, wie man Wasserstoff aus regenerierbaren Energien erzeugt. Und das muss jetzt genauso wie bei uns gemacht werden, also das Erforschte muss jetzt in Massenproduktionen umgesetzt werden. Weil eins ist klar: Es muss Wasserstoff aus regenerierbaren Energien sein. Weil wenn ich Braunkohle oder gar Erdöl verbrennen würde, um daraus elektrischen Strom herzustellen, um daraus Wasserstoff herzustellen, um daraus wieder elektrischen Strom herzustellen, um dann endlich einen Lkw anzutreiben, das wird immer umweltschädlicher und -unfreundlicher zu sein, als gleich den Diesel in einem unserer modernen Mercedes-Lkw-Motoren zu verbrennen. Was aber wirklich unschlagbar ist, wenn es um CO2-Bilanz geht: Wenn es uns wirklich gelingt, sicherlich eher in südlicheren Gebieten mit riesen Solarfarmen, die Sonnenenergie - ich sag mal unendlich Sonnenenergie, und so viel haben wir auf der Erde, wir haben viel mehr Sonnenenergie auf der Erde, als wir jemals nutzen können, nur ist die Sonne halt manchmal an der falschen Stelle - dort einzufangen, daraus Wasserstoff herzustellen, den Wasserstoff nach Europa zu transportieren und dort ins Verteilnetz einzuspeisen, dann ist es uns gelungen. Dann hat man die Sonne einfangen und können es bei uns in Bewegung umsetzen.

2 Kommentare

  • Pano

    Pano

    Natürlich steckt der EInfluß der Geely Gruppe bzw von Li Shufu dahinter. Ist nüchtern betrachtet keine schlechte Idee. Volvo hat sich schließlich seit der Übernahme von Geely sehr gut entwickelt. Könnte auch für das JV mit Smart und dem Neuen im Bereich Brennstofzelle für NFZ so kommen. Je nachdem wie sich die Krise entwickelt könnten aber auch Ideen einer engeren Kooperation zwischen Mercedes und Volvo bei den PKW konkreter werden. Wie groß dann die Akzeptanz wäre ist eine andere Frage. Grüße Pano
  • Sascha Kellert

    Sascha Kellert

    Hmmm, ob es ein Zufall ist, das der Haupt-Aktionär von Volvo zufällig der größte Einzelaktionär von Daimler ist???

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