Electric only - Deutschland ist bereit? Denkste! Der schon proklamierte Sieg des E-Motors über den Verbrenner war nur deswegen ausgemachte Sache, weil man es in Besprechungsrunden in Brüssel und Berlin so beschlossen hatte. Doch der deutsche Neuwagen-Kunde hat offenbar seinen eigenen Kopf. Er bleibt gegenüber der Elektromobilität skeptisch und hält dem Verbrenner die Treue. Tatsache ist: Die vermeintliche E-Auto-Revolution ist hierzulande und andernorts schwer ins Stocken geraten. Und das führt offenbar dazu, dass das für 2030 ins Auge gefasste Verbrenner-Aus von Mercedes-Benz neu gedacht wird.
Seitdem Ola Källenius Vorstandsvorsitzender von Mercedes-Benz ist, gibt man sich beim Erfinder des Automobils fest entschlossen, sukzessive vom Verbrenner lassen zu wollen und das gesamte Modell-Portfolio auf batterieelektrische Antriebe umzustellen. Mercedes priorisierte zunächst: Electric First. Wenig später legte man sich fest, alles auf eine Karte setzen zu wollen: Electric Only. Spätestens 2030 wollte man komplett auf elektrische Modelle umgestellt haben. Aber Mercedes-Benz ließ sich bei diesen Ankündigungen stets ein Hintertürchen offen. Falls es die Marktbedingungen zu lassen, dann werde Mercedes-Benz auch weiterhin Verbrenner anbieten, sagte Ola Källenius stets.
Aber: Insofern der Benziner und Diesel doch noch länger gefragt sein würden, wolle man in Stuttgart quasi aus der Konserve leben. Neue Verbrennungsmotoren werde man in Stuttgart nicht mehr entwickeln, hieß es (bis jetzt), weil man ja fest an den Erfolg der E-Mobilität glaube.
Der Siegeszug des E-Autos fällt vorerst aus
Die sehr schwachen Verkaufszahlen der E-Autos bringen den festen Glauben an den Erfolg des Elektroautos offenbar nun auch bei Ola Källenius ein Stück weit ins Wanken. Im Interview mit Zeit.de sagte der Mercedes-CEO, dass er sich nicht auf Elektroautos allein verlassen wolle. In dem Zeit.de-Beitrag vom 07.02.2024 führt Källenius aus, dass der Verbrenner länger, als man bislang glauben durfte, im Mercedes-Portfolio angeboten werden wird. „Den Zeitpunkt für den letzten Verbrenner kennen wir jedoch schlichtweg nicht“, sagt er und berichtet weiter: „(...) tatsächlich fragen Kunden: Kann ich auch nach 2030 einen Verbrenner von Mercedes bekommen?“ Der Mercedes-CEO möchte, dass man diesen Kunden dann folgende klare Antwort gibt: „Ja, selbstverständlich.“ Källenius geht im Interview mit Zeit.de übrigens davon aus, dass Mercedes-Benz „bis deutlich in die Dreißigerjahre“ auch Pkw mit Verbrennungsmotor anbieten werde.
Der E-Auto-Hype "isch over"!
Hört sich das noch nach Siegesgewissheit des E-Autos über den Verbrenner an? Ganz klar: Der Mercedes-Vorstandsvorsitzende kann ja die Fakten, dass die Verkaufszahlen der E-Autos weit unter Plan liegen, nicht ignorieren. Er muss die Mobilitätswende neu denken und weiß selbstkritisch warum: „Vielleicht gab es in der ganzen Branche ein bisschen zu viel Optimismus, jetzt herrscht mehr Realismus“, zitiert ihn Zeit.de.
Noch etwas: Für den Mercedes CEO ist es derzeit noch keine ausgemachte Sache, dass der EU-Beschluss, ab 2035 keine Neuwagen mit CO2-Emissionen mehr zuzulassen, auch umgesetzt werden wird. Källenius plädiert dafür, 2026 zu schauen, wie weit man mit der E-Mobilität in der EU gekommen sei. Aufgrund dieser Bestandsaufnahme müsse es dann eine sachliche Diskussion geben, was geht und was nicht.
1 Kommentar
Egide aus belgien
11. Februar 2024 20:28 (vor 10 Monaten)
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