Whistle blowing oder Fake News? Was ist bloß in Stuttgart los? Kaum eine Woche vergeht ohne Hiobsbotschaft. Da heißt es an einem Tag „Einbruch der Verkaufszahlen“ auf dem existenziellen Markt in China, am nächsten Tag jubeln die Börsianer und geben neue Höchstziele für die Aktie aus. „Kursziel 90 Euro“, prophezeit so mancher Analyst. Das Gleiche bei der neuen von Källenius ausgebenden Strategie: „Weniger Autos bauen!“, dafür mehr Luxus und mehr Oberklasse. Andere Experten erachten die Konzentration auf Luxusmodelle als zu riskant.

Källenius legt sich auf Autos mit Elektromotor fest, genau in einer Phase, wo sich die Wettbewerber ein Hintertürchen offen lassen. „Technologieoffenheit“ ist das neue Zauberwort! Källenius bekommt Zuspruch von vielen Fachleuten. Aber es gibt auch Gegenreden aus der Fachwelt. Nächste Baustelle: Händler stöhnen über das neue Agentur-Modell, das ihnen einerseits eine Rabattschlacht erspart, andererseits aufzeigt, dass der Konzern künftig mehr Autos über eigene Kanäle verkaufen will. Zulieferer beklagen sich über permanent wechselnde Gesprächspartner, was wir teilweise bestätigen können, andere loben die Dynamik der Neuen. Die deutschen Autobauer legen im ersten Quartal 2023 auf dem Inlandmarkt mächtig zu, Mercedes-Benz auch. Nur sind bis auf Ford alle besser als die Schwaben.

Aufteilung des Konzerns, Verkauf des Uhlenhaut-Silberpfeils, die Misserfolge in der Formel 1, keine Präsenz in LeMans, dem wichtigsten Sportwagen-Rennen der Welt, die ewige Warterei auf den Super-AMG One und nicht zuletzt überhaupt die Ausrichtung der Marke AMG. Greift der Schwede entschlossen durch, um den Konzern fit für die Zukunft zu machen, oder rockt er eine deutsche Industrie-Ikone runter?

Die Liste ließe sich noch beliebig verlängern und wir rätseln auch, ob Mercedes-Benz den richtigen Weg eingeschlagen hat, oder ob sich der Erfinder des Automobils da gerade selbst zerlegt. Genau in diesem Moment flattert uns ein Papier ins Haus, das eine gewisse Brisanz in sich birgt. Hier schreibt jemand, der sich Sorgen um seine Firma, seinen Arbeitsplatz und seine Marke macht. Wir haben nach interner Diskussion beschlossen, den Text des vorliegenden Papiers 1:1 zu veröffentlichen. Zeigt hier jemand nur den Stinkefinger in Richtung Stuttgart oder sorgt sich da ein Mitarbeiter ernsthaft um die Zukunft seiner Marke und sucht den Weg an die Öffentlichkeit? Ist Mercedes-Benz das Nokia der Automobilindustrie? Oder ist das der Weg, der gegangen werden muss, um zu überleben? Denn der Wandel wird kommen! Wir geben den Text daher ausdrücklich frei, um interessierten Mercedes-Fans eine Diskussion in ihren Communities zu ermöglichen.

Es folgt der Text, der der Redaktion vorliegt:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

auf der letzten Betriebsversammlung wurde fahrlässigerweise grob über den EQS abgelästert im Glauben, das könnte nicht an die Öffentlichkeit kommen. Ein E1 (welcher ist mir unbekannt) zeigte großes Unverständnis und immense Enttäuschung über den EQS, den man sich als S-Klasse Konkurrent vorgestellt hatte. Sowohl Qualität als auch Design seien nicht auf Höhe der Verbrenner-Schwester. Er fand mit seinen Äußerungen große Zustimmung und die Absatzzahlen in China schließen sich dem an. Während nach außen weiter versucht wird, die Kunden geradewegs zu indoktrinieren, der EQS sei ein Luxusauto, zerfleischt sich die Führungsetage für diesen Wagen.
Ich bin überzeugt, dass dieser Umstand öffentlich gemacht werden muss, da er die Lügen aufzeigt, die das Unternehmen verbreitet und auch Aktionäre ein Recht auf einen Blick in die Abstimmung der Belegschaft haben.

Mit freundlichen Grüßen
Ein Mercedes-Fan, aber auch Skeptiker"

Bitte schreibt eure Meinung in die Kommentare oder sendet uns eine Email an redaktion@mercedes-fans.de. Wir werden alle e-Mails natürlich vertraulich behandeln.

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