In der Diskussion: Hat Källenius die richtige Zukunftsstrategie?

Quo vadis Mercedes: Ist 'Luxus oder nichts' die Lösung?

In der Diskussion: Hat Källenius die richtige Zukunftsstrategie?: Quo vadis Mercedes: Ist 'Luxus oder nichts' die Lösung?
Erstellt am 30. Juli 2020

Der Stern ist in der Krise. Wie kommt er da nur wieder heraus? Daimler-Chef Ola Källenius hat einen Plan. Er ist man on a mission. Er will Marge statt Menge. Luxus statt Masse. Die Öffnung zum Volumenhersteller, die Zetsche vollzogen hat, will OK zurückfahren.

Eine Rückbesinnung auf alte Werte soll den kränkelnden Stern wieder gesunden lassen. Wenigen (Sehrgutverdienern) will Ola Källenius künftig das Wertigere (aka Teurere) bieten. Nicht Technologieführerschaft, sondern Luxus heißt das neue Mantra von Konzernleitung und Marketing. Luxus aber ist in der gegenwärtigen Automobillandschaft schon lange kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Und Luxus bedeutet schon mal gar nicht: „Das Beste oder nichts.“ Ob es sich bei künftigen Daimler-Produkten wirklich um das Beste handelt, steht sowieso in den Sternen (Stichwort: Austieg bei der Brennstoffzelle für PKW). Das Flaggschiff S-Klasse allein, welches zweifellos das beste Serienauto der Welt sein dürfte, macht noch keinen strahlenden Stern.

Einem eher diffusen Luxusgedanken opfert der Erfinder des Automobils offenbar seine Premiumidee und den schwer  erkämpften Titel "weltweit führende Premiumautomobilmarke". Ein konsistenter Zusammenhang, was der Daimler mit Luxus eigentlich meint, bleibt hingegen vorerst völlig unklar - außer dass die Produkte mit Stern teurer sein und mehr Marge bringen sollen. Aber werden sie auch werthaltiger sein? Es gibt Autoprofessoren und Finanzfachleute, die dem eingeschlagenen Källenius-Kurs jetzt viel Beifall spenden - nicht zuletzt, weil man meint, dass es die Ära Zetsche war, welche mit dem Fokus auf Quantität und der Öffnung zur Volkstümlichkeit zu einem maßgeblichen Teil den Daimler in die Krise geführt habe. Es gibt aber auch Mahner, die etwas tiefer in die Materie sehen und hinter das Konstrukt des aktuellen Stuttgarter Marketingsprechs gucken. So meldet sich heute der Marketingexperte Jürgen Gietl in seinem Beitrag „Warum die Marke Mercedes ein Relevanzproblem bekommt“ in dem Branchenmagazin „Absatzwirtschaft“ zu Wort.

Er sieht in der von OK verkündeten Strategie mehr Risiken als Chancen und fürchtet, dass sie für den Stern in einer Sackgasse enden könnte: „Die Konzentration auf das Luxussegment ist gefährlich. Denn sie lässt die Antworten auf die zentralen Fragen der Zukunftspositionierungen der Marke offen. Und sie bezieht sich auf einen unpräzise formulierten Kern der Marke Mercedes-Benz“, schreibt der Autor. Nach Meinung des Autors wäre der erfolgversprechendere Weg, wenn der Daimler sein Profil schärfen und dieses durch durch neue Mobilitätsspitzenleistungen auch beweisen würde. In einem zweiten Argumentatuionstrang weist er noch auf eine andere Dimension hin, welche die Ausrichtung einer Marke auf Luxus-Appeal zum Wagnis macht. Studien würden nämlich aufzeigen, “dass die Bedeutung von Luxusprodukten, die man nur als kostspielige, dem Vergnügen und Prestige dienende Produkte ansieht, in Europa und USA eher abnimmt.“ Nur in China sei das noch anders. Ob es dem Daimler am Ende reicht, im Reich der Mitte, noch begeisterte Kunden zu finden? Interesse an der Analyse der Luxus-Strategie von Jürgen Gietl? Seinen Beitrag in der Absatzwirtschaft könnt Ihr HIER nachlesen.

Autor: Mathias Ebeling

3 Kommentare

  • Pano

    Pano

    Spannender Artikel den ihr da empfiehlt. Die kritische Analyse ist gut nachvollziehbar und ich muss sagen, dass ich dem Autor in vielen Punkten zustimmen muss. Interessant ist, dass andere Markenverantwortliche den Luxusbegriff eher so definieren wie es dem Autor nach in Europa und USA in der Generation der Millenials geläufig ist und die sehr wohl die Schärfung des Markenkerns vorantreiben. Ich meine die Marketingchefin Bettina Fetzer und die Vertriebs- und Marketingvorständin Britta Seeger. Das ist mE ein Indiz dafür, daß innerhalb des Konzerns den Leuten sehr bewusst ist, daß ein mögliches künftiges Relevanzproblem zum handfesten Absatzproblem werden kann. In einem Punkt stimme ich dem Autor jedoch nicht zu. Steve Jobs selig und Elon Musk als Visionäre darzustellen ist mir zu sehr Mainstream. Am Ende des Tages verkaufen auch Apple und Tesla in erster Linie ihre Produkte. Gehen da die Absatzzahlen mal zurück interessiert keine Sau ob eine Idee von der besseren Zukunft damit verbunden ist sondern wie man die Verkäufe wieder in die Spur bringt. Wenn man schon auf dem Thema Visionäre rumreitet dann sei zumindest daran erinnert, daß Gottlieb Daimler und Carl Benz zu ihrer Zeit auch als Solche galten. Grüße Pano
  • GHag

    GHag

    Hoffentlich weiß Ok noch, wo er herkommt. Luxus ist nicht alles auf dieser Welt und schon garnicht in Europa. Vielleicht sollte es sich mal um die andauernden Qualitätsprobleme der derzeitigen Fahrzeuge kümmern. Es kann nicht sein, dass man bei einem CLA Shooting Break aus 2015 beriet zum dritten Mal die beiden Batterien auswechseln muss, damit "Stop and Go" funktioniert. Es wäre zuglangwierig, alle sonstigen Mängel auf zu zählen. Die Beseitigung zahlt der Kunde zum einen mit Zeit und zum anderen auch mit Geld, da ja bekanntlich Batterien ein Verschleißteil sind. abschließen sei noch gesagt, dass die Konzentration sich überwiegend im E-Bereich abspielt, ist nicht zu verstehen. Ein Brennstoffzellen-Fahrzeug ist die bessere Lösung, auch wenn die Versorgung mit Wasserstoff zur Zeit noch sehr rudimentär ist. Aber es sieht ja so aus, als hätte die Politik auch mal etwas verstanden und sich von ihrer Eltern-Manie etwas entfernt, um sich um "grünen Wasserstoff" zu kümmern. Hoffentlich gibt es dann noch "den Daimler" in Deutschland.......
  • R129Fan

    R129Fan

    Das Problem ist, der Typ hat keinerlei "Plan". Luxus? In der Vergangenheit brachten die Volumenmodelle ala /8er, 123er, 124er usw. das Geld. Dazu kommt der Ausstieg bei der Brennstoffzelle und ein Einstellung der Entwicklung bei den Verbrennern.Diese Niete in Nadelstreifen ist dabei den Erfinder des Automobils endgültig an die Wand zu fahren. Wer hält ihn endlich auf,bevor das Schiff gesunken ist?

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