Formel 1: Jubiläumsrennen in Silverstone

Überraschungssieger in Silverstone: Max macht's

Formel 1: Jubiläumsrennen in Silverstone: Überraschungssieger in Silverstone: Max macht's
Erstellt am 9. August 2020

Der fliegende Holländer: Der erste Nicht-Mercedes-Sieg geht auf das Konto von Max Verstappen, der in der Fahrer-WM jetzt auf Position 2 liegt.

Die Formel 1 feierte ihren 70. Geburtstag mit einem zweiten Rennen in Silverstone bei allerbesten Sommerwetter und viele waren gespannt, ob Pirelli sein Reifendebakel vom vergangenen Wochenende wiederholen würde. Die Reifen sahen zwar mitleidserregend aus, aber zum guten Schluss gab es eine Geburtstagsüberraschung.

Man kann Toto Wolf und seinem Team nicht ernsthaft vorwerfen, dass sie ihre Arbeit möglichst perfekt machen wollen. Ganz im Gegenteil, gäbe es mehr Menschen von seinem Kaliber, die Autoindustrie wäre vielleicht nicht in der Krise, in der sie sich momentan befindet und ohne politische Hilfe wohl auch kaum herauskommt.

Nun führt dieser Perfektionismus von Wolff und Co. zu der Begleiterscheinung, dass sie die Teams der Konkurrenz scheinbar nach Belieben beherrschen und nur von nicht vorhersehbaren Pannen und Störungen aus der Bahn geworfen werden. Siehe Silverstone im letzten Lauf, wo die Pirelli Reifen nicht bis zum Schluss durchhielten und den Führenden Lewis Hamilton zwangen, das Rennen als Dreirad zu beenden. Folglich standen die Pirelli Reifen beim Jubiläums Grand Prix natürlich unter besonderer Beobachtung und auch Lewis Hamilton erkundigte sich mehrfach bei seinem Ingenieur, wie weit er mit den Reifen noch fahren kann.

Während dessen fuhr einer völlig unaufgeregt und unspektakulär vorne weg. Die Rede ist von Max Verstappen. Der fliegende Holländer führte über lange Strecken das Rennen an, und musste erst dann die Führung an den Pole Sitter Valtteri Bottas abgeben, als er seinen Reifensatz erneuerte. Allerdings kämpfte sich Verstappen unmittelbar nach seiner Rückkehr auf die Piste durch ein kluges Überholmanöver wieder an die Spitze zurück.

Zehn Runden vor Schluss lag Verstappen also auf P1, Valtteri Bottas folgte auf P2 und Lewis Hamilton war Dritter. Würde das Rennen so zu Ende gehen? Lewis Hamilton wäre nicht Lewis Hamilton, wenn er nicht den Ehrgeiz hätte, das Bestmögliche für sich und das Team heraus zu holen und fing zwei Runden vor Schluss den finnischen Teamgefährten, der sich an diesem Wochenende über seine Vertragsverlängerung freuen durfte, noch ab. Aus deutscher Sicht noch erfreulich, dass „Ersatzfahrer“ Nico Hülkenberg das Rennen als Siebter beendete.

Dass Max Verstappen nach 52 Runden als Sieger abgewunken wurde, dürften vorher nur die wenigsten auf dem Zettel gehabt haben. Es bleibt dabei, wenn es überhaupt ein Team gibt, das Toto Wolff und den Silberpfeilen gefährlich werden kann, dann ist es dieser Holländer, der nicht nur eine Menge Benzin im Blut hat, sondern vermutlich auch ein paar Literchen von seinem Sponsorengebräu, das bekanntlich ja Flügel verleiht.

Lewis Hamilton
Das Rennen war eine echte Herausforderung. Gratulation an Max zu seinem Sieg. Red Bull scheint nicht die gleichen Schwierigkeiten mit den Reifen gehabt zu haben, die wir hatten. Ich bin nur dankbar dafür, dass wir das Rennen auf P2 beenden und damit eine gute Punkteausbeute mitnehmen konnten. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir so sehr mit Blasenbildung an den Reifen zu kämpfen haben würden. Der erste Stint war schwierig, im zweiten Abschnitt habe ich wahnsinnig auf die Reifen geachtet. Ich habe alles in meiner Macht Stehende unternommen, um die Reifen zu schonen, aber mit Blick auf die Blasenbildung machte es keinen Unterschied. In den Schlussrunden habe ich alles gegeben, um Charles und Valtteri zu überholen. Am Ende fühlte es sich so an, als ob ich nur noch mit einem halben Reifen fahren würde. Ich weiß nicht, ob jemand anderes auch so stark mit Blasenbildung zu kämpfen hatte wie wir. Jetzt müssen wir genau analysieren, was heute los war, aber ich bin mir sicher, dass das Team es lösen wird.
 
Valtteri Bottas
Das war ein frustrierendes Rennen. Es ist nie gut, wenn man von der Pole startet und nur auf P3 ins Ziel kommt. Sobald ich den Platz an Max verloren hatte, befanden wir uns im Hintertreffen. Wir hätten im zweiten Stint länger fahren können, so wie es Lewis auch gemacht hat, um gegen Rennende auf frischeren Reifen besser angreifen zu können. Ich versuchte, Max hinter mir zu halten, aber sobald ich im letzten Stint angegriffen habe, fielen die Reifen auseinander. Wir hatten heute starke Probleme mit Blasenbildung. Sobald sich Blasen bilden, verlierst du an Grip und Performance. Das ist sehr hart. Die anderen Teams, besonders Red Bull, scheinen nicht die gleichen Probleme wie wir gehabt zu haben. Das müssen wir jetzt analysieren, um die Gründe herauszufinden. Wir können aus dem heutigen Rennen sehr viel lernen, aber wir werden wie immer versuchen, gestärkt daraus hervorzugehen.
 
Toto Wolff
Gratulation an Max und Red Bull zu ihrem ersten Saisonsieg. Für uns war es ein schwieriger Tag. Uns war klar, dass wir bei bestimmten Bedingungen nicht so konkurrenzfähig sind, wie wir es gerne wären, und genau das ist heute eingetreten. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus heißeren Bedingungen, einem Auto mit viel Abtrieb, den weicheren Reifenmischungen und hohen Reifendrücken. Die Folge daraus war, dass wir heute nicht das schnellste Auto hatten und sich an unseren Reifen viel mehr Blasen gebildet haben als bei den anderen Teams. Jetzt bleiben uns eine Handvoll Tage, um die Gründe für diese Probleme herauszufinden, eine Lösung dafür zu finden und sie am Freitag in Barcelona auszutesten, um dann hoffentlich nächsten Sonntag ein besseres Rennen zu fahren. Das ist eine Herausforderung, aber wir haben solche Tage schon in der Vergangenheit erlebt und sind gestärkt daraus hervorgegangen. Deshalb freue ich mich auf Barcelona. Aus Niederlagen lernen wir am meisten.
 
Andrew Shovlin
Herzlichen Glückwunsch an Max und Red Bull zu diesem Sieg. Wir konnten heute nicht ganz mit ihnen mithalten und mussten uns schon relativ früh im Rennen um Schadensbegrenzung bemühen. Nur so konnten wir sicherstellen, dass wir nicht noch weiterzurückfallen würden als die Plätze zwei und drei. Bis Barcelona steht uns also noch viel Arbeit ins Haus, um unsere heutige Performance zu verstehen. Wir hatten mehr Blasenbildung als unsere Konkurrenten und beinahe jedes Auto auf der Strecke war diesbezüglich in einer besseren Verfassung. Allerdings folgten in der Vergangenheit auf unsere schlechten Tage auch meistens unsere größten Lernfortschritte. Deshalb werden wir uns sofort auf diese Herausforderung stürzen. Laut der Wettervorhersage dürfte es in Barcelona sogar noch heißer werden, uns bleibt also nicht viel Zeit, um die Probleme zu verstehen.

 

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