Die Klimaschutzziele der EU-Kommission sind ehrgeizig

Ende der freien Fahrt in Sicht? ADAC warnt vor Einschränkungen der Mobilität

Die Klimaschutzziele der EU-Kommission sind ehrgeizig: Ende der freien Fahrt in Sicht? ADAC warnt vor Einschränkungen der Mobilität
Erstellt am 17. September 2020

Gestern hielt EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen ihre ersten Rede zur Lage der Europäischen Union. Als eines ihrer vordringlichen Ziele bezeichnete sie den Klimaschutz: "Der Europäische 'Green Deal' ist unsere Blaupause für den Übergang. Der Kern ist, dass wir bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden. Da müssen wir schneller und besser werden." Das bedeutet de facto, dass die EU-Kommission beabsichtigt, falls die Länder ihr folgen, die Klimaziele verschärfen. Um mindestens 55 Prozent sollen in den kommenden zehn Jahren die Treibhausgase im Vergleich zum Jahr 1990 vermindert werden. Dass es dann zu einschneidenden Maßnahmen vor allem im Verkehr kommt, ist so klar wie Kloßbrühe. Der  größte Verkehrsclub Europas, der ADAC, hat sich denn auch gleich heute zu Wort gemeldet und seine Bedenken zu den ehrgeizgen Zielen der EU-Kommissionschefin formuliert. Im Wortlaut heißt es dazu:

"Der ADAC bekennt sich ausdrücklich zum Klimaschutz und hält dafür Fortschritte im Verkehrssektor für unverzichtbar. Entscheidend ist aber, dass Klimaziele technisch machbar, ökonomisch sinnvoll und finanzierbar sind. Für den Verkehrssektor ist bereits das Ziel einer Reduktion des CO2-Ausstoßes um 40 Prozent in Deutschland ambitioniert und nur mit erheblichen Anstrengungen erreichbar. Nicht vergessen werden darf, dass das Erreichen dieser aktuellen Ziele bereits mit deutlichen Kostensteigerungen für den Verbraucher verbunden ist. Absehbar weitere Belastungen sind unter sozialen Gesichtspunkten nicht hinnehmbar, denn Mobilität darf keine Frage der finanziellen Möglichkeiten sein. Das sollte auf europäischer Ebene bei den Beratungen zu neuen klimapolitischen Zielen und dazu erforderlichen Maßnahmen nicht vergessen werden.

Eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um deutlich mehr als 40 Prozent bis 2030 im Verkehr ist nicht erreichbar, ohne die Mobilität erheblich einzuschränken. Abstrakte Ziele zu formulieren, die in der Konsequenz auf dem Rücken der Verbraucher sowie der nationalen Wirtschaftsstandorte ausgetragen werden, helfen nicht weiter. Fortschritte beim Klimaschutz im Verkehr sind möglich. Für einen Umstieg auf emissionsarme Fahrzeuge und Alternativen zum Auto braucht es aber mehr Zeit.

Alternativen zum Auto sind in vielen Regionen noch unzureichend vorhanden. Auch sind viele Menschen schlichtweg nicht in der Lage, Neufahrzeuge anzuschaffen. Auch etliche Firmen können - insbesondere angesichts der Corona bedingten Umsatzeinbußen - nicht kurzerhand ihre Flotten erneuern. Für kontraproduktiv hält der ADAC darüber hinaus ein Verbot des Verbrennungsmotors. Unabhängig von den ökonomischen Folgen sind die klimaneutrale Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors und der Kraftstoffe elementar für Fortschritte beim Klimaschutz. So gibt es hierzulande 47 Millionen Pkw mit Verbrennungsmotoren. Nur ein kleinerer Teil davon wird bis 2030 durch batterieelektrische Fahrzeuge ersetzt werden können. Mit einer Absage an die Technologieneutralität werden erhebliche Chancen für den Klimaschutz vertan.“ (Bild; freepik/wirestock)

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