Stolpersteine und andere Fallen

Augen auf beim Altbenz-Kauf!

Stolpersteine und andere Fallen: Augen auf beim Altbenz-Kauf!
Erstellt am 12. Oktober 2017

Natürlich, was Mercedes-Benz gerade in der aktuellen Modellpalette auffahren lässt, ist in seiner Formensprache – gelinde gesagt – sexy. Und auch die Vielzahl technischer Helferlein in einem so modernen Auto haben praktisch nur Vorteile. Aber nun schauen Sie sich mal ein Schmuckstück wie den karibisch-restaurierten W124 an. Oder wie wäre es mit einem 123er – als Kombi mit dem unvergleichlichen OM617 als 300 TD? Wäre es nicht toll, einen solchen Klassiker zumindest als Zweitwagen zu besitzen? Vielleicht damit an schönen Sommertagen zu pendeln oder im Retro-Flair einkaufen zu fahren? Wer hier zustimmend nickt, sollte den folgenden Artikel gut durchlesen. Da verraten wir nämlich, welche Stolpersteine es beim Altbenz-Kauf und dem Fahren gibt.

Die Fahrzeugsuche

Mercedes ist seit jeher eine Luxusmarke. Und selbst wenn in Stuttgart auch unzählige Volumenmodelle, ja regelrechte Arbeitstiere entwickelt wurden, so gehört praktisch keines davon zu den klassischen „Billig-Verbrauchten“, die man für wenige hundert Euro kaufen und fahren kann.

Doch genau das sorgt dafür, dass gerade bei den Mercedes-Benz, die vor den 90ern entstanden, mittlerweile auch viele mit billig restaurierten Blendern auf schnelles Geld aus sind. Das bedeutet, kaufen sollte man nur von vertrauenswürdigen Händen:

  • Erstbesitzer, die eine lückenlose Historie vorweisen können
  • Sammler
  • Auf Oldtimer spezialisierte Autohäuser

Gut ist es, sich in jedem Fall nicht nur über das gewünschte Modell und seine Schwachstellen generell zu informieren, sondern auch den zustandsbezogenen Marktwert. Bei allen Fahrzeugen, die gut aussehen aber verdächtig günstig sind, ist höchste Vorsicht geboten.

Generell gilt zudem:

  • Nur mit Kaufvertrag
  • Niemals alleine ansehen
  • Bei Kaufpreisen ab 10.000 € das Auto einem Oldtimer-Sachverständigen zeigen.

Und so gut einem ein Auto vielleicht auch gefällt, wenn der Verkäufer sich um irgendetwas drückt, keinen Sachverständigen zulassen will, dann sollte abgebrochen werden.

Das Finanzielle

Es gibt beim Oldtimerkauf eine Grundregel: Was man beim Kaufpreis spart, steckt man hinterher in Reparaturen. Von diesem Motto sollte man sich auch bei Mercedes leiten lassen – es ist zwar unbestritten, dass das Mercedes Classic Center praktisch bei keinem gesuchten Ersatzteil abwinkt (unter Insidern gilt Mercedes als der Hersteller mit der besten Oldie-Ersatzteilversorgung), dennoch zahlt man für einen Benz eben auch beim Oldtimer „Benz-Preise“. Es sollte also generell „etwas mehr“ eingeplant werden. Und dann stellt sich natürlich die größte der Geldfragen: Kredit oder Leasing?

Tatsächlich ist das heute beim Oldtimerkauf eine echte Krux, denn mittlerweile gibt es durchaus Firmen, die nicht nur Neuwagen-, sondern auch Oldtimerleasing anbieten. Allerdings, Hands down, ändert das nichts am größten Nachteil dieser Variante:  Leasing ist unterm Strich immer nur eine Art Miete, bei der man nur die Nutzung zahlt – zumal so manche Oldie-Leasingverträge explizit das private Schrauben verbieten, was den Wagen ja eines nicht zu verachtenden Spaßes beraubt. Zudem ist das Oldtimer-Leasen für Privatanwender kein wirklicher Kostensparpunkt, sondern rechnet sich eher für Selbstständige. Vorteil Kredit: Obwohl hier die monatlichen Raten höher sind, ist man hinterher Eigentümer des Oldtimers und vor allem kennt man hier die Raten, die beim Leasing immer etwas intransparent sind.

Stellt sich noch die Frage nach der Bezahlungsart. Hier kann man nur antworten: In bar. Denn zumindest beim Privatkauf ist das die einfachste (und oftmals einzige) Möglichkeit. Kauft man hingegen beim Händler, muss man sich an dessen Vorgaben halten.

H, 07, oder?

Bei der Frage nach der Zulassung beginnt beim (künftigen) Besitzer die Qual der Wahl, denn prinzipiell kommen für den Wagen gleich mehrere Anmeldeformen infrage:

  • Ganz reguläre Anmeldung
  • Saisonkennzeichen
  • H-Kennzeichen
  • H-Saisonkennzeichen
  • Rote 07er Nummer

Die erste Option sollte man dabei rundweg ausschließen. Denn für ein Fahrzeug, womöglich noch ohne Kat und mit großem Hubraum, zahlt man dabei schlicht unnötig viel Geld, denn die Kfz-Steuer errechnet sich auch bei alten Fahrzeugen aus Hubraum und Schadstoffklasse. Machen Sie mal die Probe aufs Exempel: Für den eingangs erwähnten 300 TD müsste man bei normaler Anmeldung satte 1.163 Euro pro Jahr zahlen!

Auch das normale Saisonkennzeichen lohnt sich nur, wenn der Oldie noch keine 30 Jahre alt ist und man so ein paar Euro sparen will. Richtig interessant wird es erst beim H-Kennzeichen. Denn sofern das Auto die (vor einigen Jahren sogar entschärften) Grundvoraussetzungen bezüglich des Allgemeinzustands und potenzieller Umbauten mitbringt, zahlt man damit bei einer Ganzjahres-Anmeldung nur 192 Euro Steuer – unabhängig von Hubraum und Schadstoffklasse. Beim brandneuen H-Saisonkennzeichen reduziert sich diese Summe natürlich nochmals.

Wenn das Auto sowieso ein H-Kennzeichen hat, ist natürlich auch ein 07er-Kennzeichen eine Option. Denn: Damit entfällt künftig nicht nur jeder TÜV-Besuch, sondern man kann das Kennzeichen auch auf verschiedene Autos montieren. Doch der Nachteil wiegt auch bleischwer: 07er-Fahrzeuge dürfen nämlich nur noch zu Werkstatt-, Prüf- und Einstellfahrten sowie Treffen bewegt werden. Nachzuweisen via Fahrtenbuch. Damit fällt jegliche Alltagsnutzung flach.

Für den normalen Oldtimer ist deshalb das H-Kennzeichen die beste Option, weil es sowohl die Ersparnis als auch Alltagstauglichkeit bietet – und Pflege, damit das Kennzeichen nicht aberkannt wird, lassen die meisten Oldie-Benz-Besitzer ihrem Schätzchen ja sowieso schon angedeihen.

Die besten Einsteiger-Oldies von Mercedes

Bleibt natürlich noch die Frage, welcher es denn sein soll. Denn längst nicht jeder alte Benz ist einsteigertauglich – man denke etwa an W114 und W115, die recht komplizierte Rostprobleme haben können wie auch die 116er S-Klasse. Daher sollte man sich auf die folgenden Modelle spezialisieren (Coupés und Cabrios sind dabei immer am teuersten)

  • W/S124
  • W126
  • W/S/C123
  • W201
  • C107
  • W460

Bei älteren Baureihen kommt hinzu, dass diese wiederum begehrt, selten und somit teuer sind, das gilt besonders für Luxusmodelle wie W108 oder W113. Neuere Modelle (W202, W140, W210) können interessant sein, sind aber allesamt noch nicht H-würdig.

1 Kommentar

  • Jorge

    Jorge

    Ich vermisse den Hinweis auf Originalität - sonst wird es nichts mit Preissteigerungen und Anerkennung als 'historisches Fahrzeug'. Leider lassen die meisten der von Ihnen vorgestellten Fahrzeuge unter 'Auto der Woche' hinsichtlich Originalität sehr zu wünschen übrig und fallen eher unter 'Tuningobjekt'. Hat m.E. wenig mit dem Selbstverständnis der Marke zu tun...

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