Im Jahr 2019 wird der Mercedes-Benz O 321 H 65 Jahre alt. Der markant-rundlich gestylte Omnibus mit Heckmotor wurde bis 1970 gefertigt und stolze 30.000 mal verkauft. So häufig wurde zuvor noch nie ein Omnibus verkauft und einer bröselt sanft im Dornröschenschlaf vor sich hin.

Zugegeben, man wirft ja manche Sachen nur ungern weg. Aber was sich der Besitzer des O 321 einst wohl gedacht haben muss? "Schieb ich ihn halt mal in den Garten, wer weiß wozu ich ihn noch gebrauchen kann!?" Das war vor ca. 35 Jahren, der Garten ist längst verwildert und der arme Bus wehrt sich verzweifelt geegn die Rückholkräfte von Mutter Natur. In manche Passagen hat Gevatter Rost schon herzhaft hineingebissen und nur noh ein bröseliges Oxyd hinterlassen, an manchen Flächen hängen Moosplatten wie ein dicker grüner Pullover am Bus. man sieht auf die Bilder und möchte rolandmäßig der feucht-grün-braunen Gegnerschaft entgegentreten und ausrufen: "Halt, so lassen Sie doch den armen Bus in Ruhe." Nein, unrettbar verloren ist er sicher nicht. Aber es bedarf einer kundigen Hand und eines spendablen Charakters. Damit fallen wir leider aus....

Der O 321 basierte bereits auf der neuen selbsttragenden Bauweise, bestehend aus Rahmen-Bodenanlage und mit fest darauf verschweißtem Aufbau von mittragender Funktion. Wenige Jahre zuvor kommt sogar schon ein Setra O 6600 der Firma Kässbohrer auf den Markt, welcher als „Vorreiter“ für den O 321 von Mercedes-Benz diente. „Se-tra“steht im übrigen für Selbsttragend.

Große Dieselmotoren sorgen für den Antrieb

Angetrieben wurde der O 321 von einem längs eingebauten Vorkammer-Dieselmotor. Der 5,1 Liter große Reihensechszylinder leistet 110 Pferdestärken. Ab 1962 ist der Omnibus sogar mit einem 5,7 Liter Motor mit 126 PS zu bekommen. Für die Kraftübertragung sorgte ein vollsynchronisiertes Fünfganggetriebe.
Auch in Puncto Design war der O 321 fortschrittlich unterwegs. Der Absatz läuft aber erst so richtig an, als Daimler-Benz auf seine Kunden hört, und dem O 321 nachträglich noch mehr Glanz und Chrom verpasst. Eigentlich wollten sich die Designer auf relativ wenig Chrom beschränken, um die Form in den Vordergrund zu stellen, doch der Kunde wollte mehr vom üblichen Chrom. Früher war eben mehr Lametta.

Stadtlinienbus oder Reisebus?

Die Form – bestehend aus einer runden Silhouette, einem markanten Grill und runden Scheinwerfern – wirkte schick und „harmonisch“.
Da die Busflotte zur damaligen Zeit lediglich aus einer Baureihe bestand, wurde der O 321 als Stadtlinienbus und als Reisebus für lange Strecken genutzt. Beides konnte der Omnibus prächtig. Verschiedene Ausstattungen – zum Beispiel mit breiten Innenfalttüren vor der Hinterachse für den innerstädtischen Betrieb und luftiger Dachrandverglasung für den Reisebetrieb – machten den O 321 quasi zum Alleskönner.
Von knapp 30.000 produzierten Einheiten wurden im übrigen 11.000 in Brasilien, 4 in Argentinien und 116 in Griechenland produziert. Einige Einheiten fanden ihren Weg auch nach Afrika und Asien. Einer von diesen 30.000 Exemplaren steht heute immer noch bei Mercedes-Fans.de-Leser Richard im Garten.

Harte Gartenarbeit hinterlässt Spuren

Seid ca. 35 Jahren steht der Reisebus mit Stern nun da wo er damals abgestellt wurde: Im Garten. Mitten im Grünen. Fahrplanmäßig ging es einst von Zistersdorf über Bad Pirawarth nach Wien und zurück. Nach seinem Dienst, wurde der Bus abgestellt und jeglichen Wetterkapriolen ausgesetzt. Dementsprechend sieht der Gute nun aus. Auf der Kunstharz-Lackierung setzt Moos an und der Rost sucht sich seinen Weg. Die Natur holt sich eben alles zurück.

Nun muss der O 321 weg

Nach 35 Jahren soll der O 321 nun aus dem Garten verschwinden. Bis Sommer muss der einst so tapfere Reisekönig aus dem Garten verschwinden. Wer also einen alltagstauglichen Bus sucht, darf sich gerne melden. ;-) Spaß beiseite, wer Interesse an dem Bus oder an Teilen hat, darf dies gerne kundtun. Am besten einfach einen Kommentar unter diesem Artikel hinterlassen.

Bilder: Daimler AG & Richard Pratsch