Spektakulärer Traktor mit Stern

MB Trac: Der coole Trecker!

Spektakulärer Traktor mit Stern: MB Trac: Der coole Trecker!
Erstellt am 29. Januar 2021

Welcher Junge träumt in seiner Jugend nicht davon, einmal einen Traktor zu fahren? Und wenn schon einen Trecker, dann auch ein wirklich cooles Teil. In Europa gibt es da nur einen: den MB Trac.

Einen Bagger zu führen und einen Traktor zu fahren scheint zu den Ur-Instinkten eines Jungen zu gehören. Und wenn man schon träumt und sich nicht gerade gedanklich in den mittleren Westen der USA mit seinem nicht enden wollenden Wheat Belt und den gigantischen Landmaschinen beamt, dann träumt man von keinem kleinen Trecker, der sich den Weg über schmale Waldwege oder tiefe Furchen bis zur Scheune bahnt, sondern man wähnt sich auf dem Bock eines stattlichen Traktors. Natürlich mit Allradantrieb, Leistung satt, zahllosen Gängen und Rädern, die vorne genauso groß wie hinten sind.

Technisch top, wirtschaftlich ein Flop

Der spektakulärste Traktor in Europa war zumeist in einem lichten grün lackiert, verfügte über ein stattliches Fahrerhaus und einen Stern auf dem Kühlergrill. Was viele nicht wissen, stammte dieser aus dem Hause Mercedes und seine Geschichte war schneller als von vielen erwartet Anfang der 1990er Jahre wieder vorbei - eigentlich. Denn im Gegensatz zu den meisten PKW, Lastwagen und der Nutzfahrzeuglegende des Unimog war der MB Trac wirtschaftlich ein Flop und wurde 1991 wieder eingestellt. Ändert nichts daran, dass der Luxustrecker bis heute Legendenstatus hat – nicht nur bei den Bauern.

Die Geschichte des MB Trac beginnt 1967

Unter der Leitung von Gustav Krettenauer wird der technisch mit dem Unimog verwandte MB Trac 1967 im Daimler-Benz Werk Gaggenau entwickelt. 1972 feiert der Prototyp des MB Trac 65 / 70 auf der DLG-Ausstellung in Hannover seine Premiere. Noch auf der Messe werden 350 Bestellungen geschrieben. Der Traktor bleibt über seine 20jährige Geschichte wichtigen Grundprinzipien über alle Baureihen, Leistungsbereiche und Entwicklungsstufen hinweg treu: Das Eigengewicht des MB Trac wird zu rund 60 Prozent von der Vorderachse und rund 40 Prozent von der Hinterachse getragen. Mit schweren Anbaugeräten im Heck oder beim Pflügen sorgt das für eine nahezu perfekte Balance mit je rund 50 Prozent Belastung beider Achsen.

Sechszylinder OM 352 H mit 150 PS

Den nächsten großen Aufritt hatte der MB Trac 1500 im September 1980 auf der DLG-Ausstellung in Hannover. Unter der ungewöhnlich langen und kantigen Haube arbeitete ein Sechszylindermotor der Bauart OM 352 H mit 110 kW / 150 PS. Mercedes gab den potenziellen Kunden auf der niedersächsischen Landmaschinenmesse gleich noch eine Kurzbeschreibung des neuen Treckers mit auf den Weg: „Der Schlepper zieht auch bei steigender Anforderung kraftvoll durch, so wenn beim Pflügen stellenweise schwere oder nasse Böden auftreten oder bei Arbeiten am Hang. Zugkraftunterbrechungen durch Schaltvorgänge werden weitgehend vermieden. Das eng abgestufte Getriebe mit zwölf Vorwärts- und zwölf Rückwärtsgängen erlaubt die genaue Anpassung der Geschwindigkeiten an den Arbeitsvorgang.“

1990 kommt der MB Trac 1800 Intercooler 

Noch etwas kraftvoller wird es 1990. Hier stellen die Schwaben auf der Fachmesse Nordargrar – wiederum in Hannover - den neuen MB Trac 1800 Intercooler vor, der durch seine Nomenklatur aus seiner Leistung keinen großen Hehl macht. Er wird von einem Dieselmotor mit 132 kW / 180 PS angetrieben, der auf dem seit 1987 gebauten MB Trac 1600 Turbo basiert, dessen sechs Liter großer Sechszylindermotor 115 kW / 156 PS leistete. Der neue Ladeluftkühler des Treibwerks vom Typ OM 366 LA sorgt für das Leistungsplus von 24 PS, das dem mächtigen Traktor bestens steht. MB Trac 1500 und 1800 Intercooler gehörten zur 1976 eingeführten schweren Klasse der Mercedes-Systemtraktoren. Außerdem gab es Typen der leichten (seit 1972, Baureihe 440) und mittleren Klasse (seit 1982, Baureihe 441). 1987 umfasst das MB-Trac-Programm acht Modelle vom kleinen MB Trac 700 mit seinen 50 kW / 68 PS bis zum 1600er Turbo mit eben 115 kW / 156 PS.

Arbeits- und Transporthelfer - seit über 70 Jahren

Landwirte schätzen den Unimog bereits seit den frühen 1950er Jahren als vielseitigen Arbeits- und Transporthelfer. Die Stärken des Unimog (Universal-Motor-Gerät) überträgt der MB Trac im Jahre 1972 erstmals in den Bereich der Ackerschlepper. Im Gegensatz zu den meisten anderen Traktoren seiner Zeit bietet der Trac serienmäßig Allradantrieb, vier gleich große Räder und eine mittige Fahrerkabine. Für den harten Alltagseinsatz verfügt er über eine leistungsfähige Regelhydraulik vorn wie hinten sowie drei Anbauräume (Front, Aufbau und Heck) für Geräte aller Art. Statt der üblichen Blockbauweise hat der MB Trac einen besonders robusten Leiterrahmen. Die gefederte Vorderachse und die ebenfalls gefederte, für einen Traktor ungewöhnlich komfortable Kabine bieten dem Fahrer einen Arbeitsplatz, wie er ihn von einem Trakor nie kannte. MB Trac und Unimog sind nicht nur technisch eng miteinander verwandt, sondern wurden beide im Werk Gaggenau auf demselben Band montiert. Sitz, Lenkrad, Armaturen und Pedale des Tracs lassen sich im Fahrerhaus um mehr als 180 Grad drehen. So ist der MB Trac auch in umgekehrter Fahrtrichtung mit der starren Hinterachse voraus voll einsatzfähig.

Schluss. Aus. Vorbei. 1991 ist Ende!

Die Geschichte des MB Trac endet jedoch nach gerade einmal zwei Jahrzehnten im Dezember 1991. Der letzte von 190 gebauten MB Trac 1800 Intercooler Black Edition mit Sonderlackierung in Schwarzmetallic gehört mittlerweile zur Dauerausstellung des Unimog-Museums in Gaggenau. Heute ist der MB Trac – nicht nur als 1800er Black Edition – ein gesuchter Klassiker in der starken Szene der Traktorensammler. Insgesamt wurde in den 20 Jahren mehr als 41.000 MB Trac produziert – mehr als 30.000 Fahrzeuge sind heute noch im harten Alltagseinsatz auf dem Feld, in Wäldern und im Baugewerbe. So ganz endete die Geschichte im Dezember 1991 jedoch nicht. Seither werden die Modelle als WF Trac von der Firma Werner – Spezialisten für Forstaufbauten - angeboten. Im Laufe der Jahre wurden sie umfangreiche weiterentwickelt und den neuen technischen Gegebenheiten angepasst. So sorgen mittlerweile Vierzylinderdiesel aus dem Unimog für Vortrieb. Legendenstatus haben jedoch nur die bis 1991 gebauten originalen MB Tracs.

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