„S“ wie Superlative: Mercedes, echt oberklasse!

Die S-Klasse der Baureihe W126 setzt Maßstäbe im Automobilbau

„S“ wie Superlative: Mercedes, echt oberklasse!  : Die S-Klasse der Baureihe W126 setzt Maßstäbe im Automobilbau
Erstellt am 10. März 2011

818.036 gebaute Exemplare in 12 Jahren: Mit dieser hohen Auflage und einem ungewöhnlich langen Produktionszyklus avanciert der Mercedes-Benz W126 zum Rekordhalter in der automobilen Oberklasse. Nur die Anerkennung als „Oldtimer“ will der Erfolg gewohnten S-Klasse nicht so recht gelingen. Denn aufgrund seiner modernen Stilistik und des umfangreichen Elektronikpakets mögen viele dem Mercedes den Klassik-Status nicht zubilligen. Dabei haben die ersten Baujahre der Modellreihe W126 bereits über 30 Jahre auf dem Blechbuckel und somit die Berechtigung für ein H-Kennzeichen erworben. Ingolf Bogus indes weiß ganz genau, was er an seinem Mercedes-Benz 420SE hat - nämlich einen Meilenstein, der seinesgleichen im Automobilbau sucht.

Baujahr 1986 und dennoch wie neu: der Mercedes-Benz 420SE

Den in Astralsilber lackierten W126 erwarb Ingolf Bogus vor knapp drei Jahren von einem älteren Verwandten. „Ich kenne den Wagen und seine komplette Historie von der Erstzulassung bis zum heutigen Tag“, berichtet der Mercedes-Fan, der mit dem Erwerb des 420SE auch in den Besitz von Originalrechnung, originaler Fahrzeugkarte und sämtlichen Belegen über Wartung und Reparaturen seit der Erstzulassung kam.

Der Mercedes bleibt in der Familie

„Damals hatte mein Verwandter die S-Klasse nach Beendigung seines Erwerbslebens angeschafft“, berichtet der Diplom-Ingenieur. Tja, tja, das sogenannte „letzte Auto“ eben. Infolge der unterdes stark nachlassenden Fahrtüchtigkeit und der Sehkraft des Ruheständlers diente der W126 schließlich nur noch für die wöchentlichen Einkäufe im Wohnort und zum Wochenendausflug an den Ortsrand. „Aufgrund des eingeschränkten Gebrauchs wurde der Mercedes ausschließlich in der Zeit von Frühjahr bis Herbst eines Jahres genutzt – und das auch nur bei guter Witterung. Daher hat der Benz weder Winter noch Salz gesehen.“



Nach gerade mal 40.000 gefahrenen Kilometern sollte der Mercedes abgegeben werden, aber dennoch im Kreise der Familie bleiben. Ingolf Bogus erinnert sich augenzwinkernd: „Als ich den W126 in Augenschein nahm, waren sogar noch die allerersten Reifen drauf. Diese waren - wie das Reserverad - 22 Jahre alt und nach Einschätzung meines Verwandten nach wie vor tadellos.“ Gleiches gilt übrigens für den Erste-Hilfe-Kasten. Der zählte ebenfalls zur Erstausstattung und war natürlich vollständig...

Rückblende in die Zukunft: 1979 begründet der W126 die automobile Moderne

Als Mercedes-Benz die Baureihe W126 im Jahr 1979 einführte, bedeutet dies nichts weniger als eine Zeitenwende im Automobilbau. Denn in punkto Design, passiver Sicherheit, elektronischem Komfort und Umwelttechnologie wies die S-Klasse völlig neue Wege.



Die Modellpalette der Baureihe 126 umfasste zunächst sieben Typen mit unterschiedlicher Motorisierung. Die Verwendung von gewichtsreduzierenden Materialien und der geringe Luftwiderstand der im Windkanal optimierten Karosserie verhalfen der neuen S-Klasse zu einem gegenüber den Vorgängermodellen um 10 % reduzierten Kraftstoffverbrauch.

Überarbeitete Achtzylinder für den neuen W126

Die beiden Achtzylinder-Motoren der Vorgängerbaureihe wurden durch zwei überarbeitete Aggregate mit vergrößertem Hubraum und Leichtmetall-Kurbelgehäuse ersetzt. Durch ihre höhere Leistung bei geringerem Gewicht ermöglichten die neuen V8-Motoren verbesserte Fahrleistungen bei sparsamerem Benzinverbrauch.

Das Fahrwerk der Mercedes S-Klasse

Das Fahrwerk verfügt über eine Doppelquerlenker-Vorderachse sowie eine Schräglenker-Hinterachse. An den Vorderrädern ist der W126 mit Faustsattel-Scheibenbremsen ausgerüstet, welche die Verwendung größerer Bremsscheiben gestatten und den Bremszylinder auf der besser gekühlten Radinnenseite haben.

Die fortschrittliche Stilistik des W126

An Front und Heck prangen markante Schürzen aus Kunststoff, die weit zum Boden herunter reichen. Erstmalig im Großserienbau fungieren die Schürzen als ein maßgeblicher Bestandteil der Formsprache. Designer Bruno Sacco schmückte sogar die Flanken mit den charakteristischen Schutzleisten.



Überdies hatten die Konstrukteure die Karosserie nach den neuesten Erkenntnissen der Sicherheitsforschung konzipiert. Somit waren die W126-Limousinen die weltweit ersten Serienfahrzeuge, die das Kriterium des asymmetrischen Frontalaufpralls erfüllten.

Gleiche Designmerkmale für alle Modelle der W126-Baureihe

Äußerlich gibt es keine signifikanten Ausstattungsdetails, an denen die einzelnen Modelle voneinander unterschieden werden könnten. Features wie Scheinwerferwischanlage und Leichtmetallfelgen waren für alle Modelle optional erhältlich. Bei Fahrzeugen der zweiten Serie waren die Leichtmetallfelgen für Coupés und den 560er Limousinen sogar serienmäßig.

Technologische Highlights des Mercedes-Benz

Ab 1981 bot Mercedes für den W126 optional einen Airbag an. Damit war Mercedes-Benz weltweit Vorreiter in Sachen passiver Sicherheit im Serienautobau. Ab dem Modelljahr 1988 konnte die S-Klasse zudem mit einem Beifahrerairbag geordert werden.



1987 führte Mercedes-Benz die Antriebsschlupfregelung (ASR) ein. Sie war als erste elektronisch gesteuerte Anfahrhilfe zunächst lediglich für die V8-Modelle lieferbar. Derweil wurden die Sechszylindervarianten zunächst mit einem elektrohydraulischen Sperrdifferential namens ASD und zum Modelljahr 1990 ebenfalls mit einem vollwertigen ASR ausgestattet.

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Extras komplettieren die Basisausstattung der noblen Mercedes Limousine

Die Basisausstattung der S-Klasse war zur Markteinführung ziemlich überschaubar. Aufgrund der spärlichen Serien-Accessoires hatte die S-Klasse schnell den Spitznamen „Buchhalter“ weg. Tatsächlich gab es außer einer Servolenkung keine nennenswerten Besonderheiten, mit der die Serienversion hätte aufwarten können. Dafür aber hielt Mercedes-Benz eine lange Liste optionaler Extras für den Neuwagenkunden bereit. Aus dieser hatte sich der Vorbesitzer des 420SE seinerzeit großzügig bedient, denn der Mercedes von Ingolf Bogus glänzt mit durchaus ungewöhnlichen Extras. So kann unser Fotomodell Außentemperaturanzeige, Scheinwerferreinigungsanlage, elektrisches Schiebehebedach, klappbarer Armlehne, Abgasreinigungsanlage und elektrischen Fensterheber vorne aufweisen.

Blaupunkt- statt Becker-Radio für die S-Klasse

Äußerst ungewöhnlich war der Wunsch des Erstkäufers, auf das Becker-Radio zu verzichten. Es wurde lediglich eine Radiovorbereitung mit mechanischer (!) Antenne geordert. „Außerdem ist der Mercedes ohne rechten Außenspiegel und Leichtmetallfelgen bestellt worden. Von Extras wie Klima, Tempomat oder hintere Fensterheber ganz zu schweigen“, ergänzt der 48jährige.



Beim örtlichen Mercedes-Händler ließ besagter Verwandter dann ein Blaupunkt-Radio einbauen, da er von der Qualität der Becker-Radios nun einmal nicht überzeugt war. Nach dem Kauf rüstete Ingolf Bogus sogleich ein originales Becker-Radio Grand-Prix“ nach. „Denn das hatte schon damals echtes RDS.“ Außerdem gönnte er seiner S-Klasse eine für einen Achtzylinder standesgemäße Automatikantenne. Des weiteren werten nunmehr originale "Gullideckel"-Felgen und ein rechter Außenspiegel den 420SE auf.

Kleine Reparaturen bringen den Premium-Benz wieder in Bestform

„Nach dem Erwerb des 402SE kümmerte ich mich als erstes um die Beseitigung der Parkschäden an allen vier Ecken. Hierzu wurden die Stoßfänger neu lackiert und die hintere Streuscheibe ersetzt“, berichtet Ingolf Bogus. Ausgetauscht wurden ferner die defekte Analoguhr im Kombiinstrument, der Endschalldämpfer, Bremsbeläge, die Batterie und die Steuerkettengleitschienen. „Auch die Gummimanschetten der Traggelenke waren eingerissen und die Motorlager hatten sich gesetzt“, ergänzt Ingolf Bogus. „Beides wurde ersetzt, genauso wie das Zündgeschirr. Ansonsten war das Fahrzeug fast neuwertig und benötigte nur eine gründliche Reinigung und den Austausch der Betriebsstoffe sowie der Wischerblätter.“

Mercedes-Benz Energiekonzept

Seinerzeit war der Mercedes bereits mit einem Katalysator geordert worden. Das war möglich, da Mercedes-Benz für alle Varianten der überarbeiteten Modellpalette (Ausnahme: 560 SEL und 560 SEC in ECE-Version) auf Wunsch eine geregelte Abgasreinigungsanlage mit Dreiwege-Katalysator einbaute. Serienausführung war jeweils die so genannte "RÜF-Version", bei der das Fahrzeug ohne Katalysator und Lambdasonde, aber mit dem multifunktionalen Gemischaufbereitungs- und Zündsystem ausgeliefert wurde. Ab September 1986 gehörte der geregelte Katalysator bei allen Mercedes-Benz Pkw-Modellen mit Otto-Motor zur Serienausstattung.

Ab 1985 erscheint die überarbeitete S-Klasse als „Zweite Serie“

Im September 1985 kam der W126 in den Genuss einer umfangreichen Modellpflege. Geänderte Stoßfänger und geglättete Schutzleisten an den Flanken zählen ebenso zu den Neuerungen wie umgestaltete Leichtmetallfelgen bzw. Radzierblenden. Neben anderen Modifikationen erhielten die Schweller nun auch eine Kunststoffverkleidung, die farblich der Türbeplankung angepasst war. Des Weiteren modernisierte Mercedes die Innenausstattung mit funktionalen Detailänderungen.

Leistungsstarker V8 im Mercedes-Benz

Bis auf die erwähnten Wartungs- und Reparaturarbeiten bereitet der grundsolide Achtzylinder keinerlei Mühe oder gar Sorgen. „Souveräne Fahrleistungen und satter Sound bei durchaus akzeptablen Verbrauchswerten“, bringt Ingolf Bogus die Vorzüge des 204 PS starken Aggregats auf den Punkt.

Rekordhalter W126

Als der W140 im März 1991 die Baureihe W126 ablöste, war die S-Klasse zur erfolgreichsten Oberklasse-Baureihe in der Geschichte von Mercedes-Benz avanciert. Mehr noch: Im Oberklasse-Segment war die Baureihe W126 unangefochtener Weltmarktführer. Keine andere Baureihe von Mercedes-Benz oder von Mitbewerbern hat jemals eine derart hohe Absatzzahl in dieser Fahrzeugklasse erreicht.

Der W126 auf großer Fahrt

Und der 420SE von Ingolf Bogus? Der hat mittlerweile rund 47.000km auf der Uhr. Auf längeren Touren durch die Schweiz, nach Österreich oder Norditalien spielt die Reiselimousine ihre Stärken aus. „Der Mercedes fährt sich wie eine Sänfte. Man gleitet geradezu über den Asphalt. Dieses Jahr ist er gemeldet für eine Ausfahrt - „Route des Grandes Alpes“ vom Genfer See an die Côte dÁzur sowie eine Ausfahrt des S-Klasse Clubs in die schöne Steiermark“, freuen sich Ingolf Bogus und seine Gattin, die den W126 ebenfalls mit großer Begeisterung pilotiert. Topgepflegt wird der W126 natürlich ebenfalls. „Nach wie vor hat der Mercedes keinen Winter gesehen. Den verbringt er nämlich im schützenden Autopyjama in der heimischen Garage.“ Die substantielle Solidität des W126 mit einberechnet, dürfte der Mercedes-Fan also noch viele Jahre Freude an seinem herrlichen Mercedes-Benz 420SE haben.



Text: Mathias Ebeling

Fotos: Andreas K. Bauer

Mercedes-Fans Facts

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 420SE W126

Baujahr: 1986

Motor: V8-Motor mit 4196 ccm, Katalysator, Leistung: 204 PS

Kraftübertragung: Vierstufige Wandlerautomatik

Räder: „Gullideckel“-Felge in 15 Zoll

Reifen: Dunlop, 205-65/R15 vo/hi

Fahrwerk: Doppel-Querlenker, Schraubenfedern, Gummi-Zusatzfedern, Drehstab-Stabilisator vorne. Doppel-Querlenker, Schraubenfedern, Gummi-Zusatzfedern und Drehstab-Stabilisator hinten

Bremsen: Scheibenbremsen rundum

Karosserie: Original, Lackierung in Astralsilber, Scheinwerferreinigungsanlage, elektrisches Schiebehebedach und andere Extras

Innenraum: Veloursausstattung, Außentemperaturanzeige, klappbarer Armlehne, elektrische Fensterhebern vorne

Car-Hifi: Becker-Radio Grand-Prix

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1 Kommentar

  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    da können auch wir nur ehrfurchtsvoll staunen: Tolles Auto!

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