Dr. Jekyll und Mr. White

Das Bessere war schon immer der Feind des Guten: 2008 Mercedes C63 AMG (W204)

Dr. Jekyll und Mr. White: Das Bessere war schon immer der Feind des Guten: 2008 Mercedes C63 AMG (W204)
Erstellt am 7. September 2009

„Vrooom... Vroooom... Vrooooooooomm“. Eine unsichtbare Hand scheint mich in den Beifahrersitz zu pressen, als Driton Mazrekaj den rechten Fuss gen Boden drückt. Blitzschnell springt die AMG Speedshift Plus 7G-Tronic durch die Vorwärtsgänge als wären es Punkte auf der Einkaufsliste. So fühlt es sich also an, wenn 457 PS über die Hinterachse herfallen.

Man hört die Kraftstoffreste förmlich im Auspuff verpuffen, nachdem das Super Plus in den acht Brennräumen sprichwörtlich zu Feuer und Flamme geworden ist. Ganz umsonst hat AMG mit dem 6,3-Liter V8 den „Engine of the Year Award 2009“ ja nicht gewonnen.

Der C63 zoomt sich an die Kreuzung heran, da tippt Driton kurz mit dem Fuss aufs Bremspedal. Sechs-Kolben-Festsättel verbeissen sich in 360 Millimeter messenden Scheiben der Vorderachs-Bremsanlage, während die brutale Verzögerung an der Antriebsachse mittels 330mm Scheiben erreicht wird. Die gleiche Kraft, die mich eben noch hat an der Sitzfläche kleben lassen, scheint mich in diesem Moment gegen die Windschutzscheibe schleudern lassen zu wollen. Natürlich ein sinnloses Unterfangen, sich gegen die auftretenden Beschleunigungskräfte wehren zu wollen. Zum Glück gibt es ja noch den Sicherheitsgurt...

Die Krone der Automobilschöpfung

Als Driton Mazrekaj im August 2008 seine C-Klasse in Empfang nahm, war das nicht einfach nur ein Auto, in das er da zum ersten Mal einstieg. Besser könnte man die Inkarnation des Wolfes im Schafspelz wohl kaum beschreiben. Mal serviert die brave Stufenheck-Familienlimousine das Zuckerbrot, bei Bedarf wird auch die mit Glasscherben gespickte XXL-Peitsche herausgeholt. Mit leistungsstarken Fahrzeugen der Marke Mercedes kennt Driton sich aus. Sein Weg führte ihn über diverse 190er, über einen C55 bis hin zum aktuellen W204.

Bei der Aufpreisliste eines AMG-Modells sind nicht mehr viele Optionen offen, das AMG Performance Package hatte es dem 33-Jährigen jedoch angetan. Die Hochleistungs-Bremsanlage liefert Bilderbuchwerte, das Hinterachs-Sperrdifferenzial macht sich in scharf gefahrenen Kurven prima und auch das Alcantara-/Nappalederlenkrad liegt noch mal eine Nummer besser in der Hand. Auf das nochmals modifizierte Fahrwerk kam es indes nicht an – da stand schon etwas anderes bereit.

Bitte lesen Sie...

...auf der nächsten Seite weiter!


Mögen AMG-Anbeter und Mercedes-Puristen jetzt auch schockiert die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, da müssen sie wohl durch. Für den Wahl-Hamburger stand von Anfang an fest, dass man der Krone des Sternenbaus durchaus noch ein bisschen Sahne um die Zacken schmieren könnte. Schliesslich ist man als Inhaber seiner eigenen Firma für Fahrzeugverdelung auch nur zu gern versucht, mal das Machbare aufzuzeigen. Es gibt eben nichts, was man nicht noch verbessern könnte.

Farbe der Unschuld?

Das in Tenoritgrau-Metallic ausgelieferte Neufahrzeug erhielt eine Folienbeklebung im trendigen Weiss. Für den Fall, dass die Farbe mal wieder aus der Mode kommen sollte, dauert es nur ein paar Stunden und der C63 erstrahlt wieder im (geschützten) Originallack. An dieser Stelle sei übrigens mal mit dem Irrtum aufgeräumt, eine Beklebung verursache nur einen Bruchteil der Kosten einer Neulackierung. Möchte man ein perfektes Endergebnis, welches vom Lackfinish nicht zu unterscheiden ist, begibt man sich schnell auch preislich in selbige Regionen. Das Dach, der Kühlergrill und der Spoiler erhielten einen kontrastierenden Carbonlook-Überzug.

Wie schon erwähnt, konnte das AMG-Fahrwerk den Karosseriebaumeister nicht wirklich überzeugen. So tauschte er es gegen ein höhenverstellbares KW-Fahrwerk in der Variante 3 aus. Dank individuell justierbarer Zug- und Druckstufe lässt sich das Set-Up perfekt den eigenen Vorstellungen anpassen. Apropos Vorstellung: Driton hatte seine ganz eigene, was den Auftritt und die Räder seines Mercedes angeht. 8,5x20 Zoll messende O.Z. „Ultraleggera“ hatten es ihm angetan. Bereift mit superflachen 235/30er Hankook Evo S1 Reifen steht der Wagen unglaublich bullig und kräftig auf der Strasse. Dank Aufhebung der Geschwindigkeitsbeschränkung läuft der Benz munter in Richtung 300 km/h-Marke. „So schnell fahr ich aber nicht oft, der Reifen wegen“, grinst Driton.

Auch die audiophile Seite zeigt das V8-Geschoss ungeniert: Zu den zusätzlich installierten Komponenten zählen Lautsprecher von Harman/Kardon, ein zusätzlicher Alpine DVD-Player mit 7-Zoll Monitor und eine Playstation 3.

Und wer jetzt angesichts des Artikels den Eindruck bekommt, der Autor dieser Zeilen hätte sich in den Wagen verguckt, der hat womöglich recht. Es wird Zeit, über eine Honorarerhöhung zu verhandeln – Chef, lesen Sie mit..? ;-)



Text & Fotos: Igor Vucinic

Mercedes-Fans-Facts

2008 Mercedes C63 AMG (W204)



Antrieb: 6208 ccm-V8, 457 PS, V-max-Beschränkung aufgehoben, AMG Speedshift Plus 7G-Tronic-Automatikgetriebe

Fahrwerk: KW Gewindefahrwerk, Variante 3, AMG Hochleistungs-Bremsanlage, an der Vorderachse 360 x 36 mm mit Sechs-Kolben-Festsatteln, an der Hinterachse 330 x 26 mm mit Vier-Kolben-Festsätteln

Räder: O.Z. „Superleggera“ in 8,5x20“ ET32 mit Hankook EVO S1 in 235/30 R20

Karosserie: Originallack in Tenoritgrau-Metallic, Folienbeklebung in Weiss, schwarze Carbonfolie an Kühlergrill, Dach, Heckspoiler und Diffusor

Innenraum: AMG Performance Lenkrad mit Leder-/Alcantarabezug, AMG Sportschalensitze mit lackierten Sitzschalen, Einstiegsleisten Alu gebürstet

ICE: Comand APS Navigation, DVD Player Alpine, 7 Zoll Alpine LCD-Monitor, Harman-Kardon Lautsprecher, Playstation 3

42 Bilder Fotostrecke | Dr. Jekyll und Mr. White: Das Bessere war schon immer der Feind des Guten: 2008 Mercedes C63 AMG (W204) #01 #02

Passende Themen

1 Kommentar

  • HanSchopp

    HanSchopp

    Hehe... Toni's Auto wird ja auch immer bekannter :)

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community