Von brav zu scharf: Mercedes W201 im Evo-Trimm

Atec-Motorenbau rüstet einen 190E 1.8 zum Motorsportler hoch

Von brav zu scharf: Mercedes W201 im Evo-Trimm: Atec-Motorenbau rüstet einen 190E 1.8 zum Motorsportler hoch
Erstellt am 24. Februar 2017

Die Motoren-Experten von Atec-Motorenbau gönnten einem Mercedes 190E 1.8 eine gehörige Kraftkur. Unter der Haube hat der Mercedes der Baureihe W201 daher mächtig zulegen können. Entsprechend seines Leistungsvermögens zeigt sich der optisch angedickte Benz im selbstbewussten Evo-Kleid. Dagegen musste der Innenraum reichlich Federn lassen, wodurch jedoch die Metamorphose zum Straßenboliden erst so richtig perfekt wird.

Jeder fängt mal klein an

Mit der Baureihe W201 präsentierte Mercedes-Benz in den 1980er Jahren ein Modell, das unterhalb der mittleren Baureihe positioniert war. Neben den beliebten Basis-Varianten und Motorisierungen mauserte sich die Limousine rasch auch zum hervorragenden Sportwagen. Denn bereits ein Jahr nach der W201-Premiere debütiert der 190E 2.3-16 mit 185 PS, der in 7,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt und eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h vorweisen kann - ideale Vorraussetzungen für eine beeindruckende Motorsport-Karriere.

 

Der Evo 1 ist geboren

1988 stieg Mercedes-Benz mit dem aus der Serienversion entwickelten Rennsport-Tourenwagen in die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) ein.

Zu Homologations-Zwecken entstand auf der Basis der Straßenversion der agilen 16V-Variante der Typ “190E 2.5-16 Evolution“. Von ihm waren mindestens 500 Exemplaren zu fertigen, um die entsprechenden FIA-Auflagen zu erfüllen.

 

Das Evo-Styling: Ein starkes Statement

Entsprechend sportlich ist auch der optische Auftritt des später nur kurz als “Evo I“ bezeichneten Modells geraten. Mit den weit ausgeschnittenen und ausgestellten Radhäusern und einem markanten Aerodynamik-Kleid wirkt der W201 muskulös und enorm agil. Laut Werksstatistik wurden vom “190E 2.5-16 Evolution“ insgesamt 502 Fahrzeuge gebaut.

Der Evo wird Kult

Doch nicht nur Renn-Teams und ambitionierte Privat-Fahrer begeisterten sich für das heiße Sportgerät, sondern auch zahlreich weitere Mercedes-Fans.

Und so stellte der Markt bald entsprechende Karosserie-Kits und Motoren bereit, um zuvor brave Serien-Modelle in reinrassige Leistungsträger zu verwandeln.

 

Mercedes Evo I: Haste keinen? Bau Dir einen!

Auch der von Atec-Motorenbau (Merzig) auf die Räder gestellte Mercedes war nicht immer ein energiegeladener Evo. Vielmehr rollte der hier gezeigte 190er dereinst als gesittete 1,8-Liter-Variante vom Band. 2011 ging der W201 in den Besitz von Lothar Mich (Atec) über, der mit seinem Team den Wagen als Referenz-Fahrzeug und Vorführer nach allen Regeln der Mechaniker-Kunst tüchtig ummodelte. „Trotz der konsequenten Abrichtung zum Sportgerät verfügt der Mercedes über eine Straßenzulassung“, weist Lothar Mich ausdrücklich hin. „Zwar war für etliche technische Lösungen eine Einzelabnahme erforderlich, aber unterm Strich hat der Benz die TÜV-Prüfung ohne Probleme gemeistert.“

Gewusst wie!

Dank langjähriger Erfahrung im Motorsport (unter anderem arbeitete Atec mit MS-Jet-Racing und dem Mass-Schons-Team zusammen und ist heute in der Youngtimer-Trophy aktiv), bürgt die Atec-Crew für Highend-Produkte im Motorenbau. „Atec ist spezialisiert auf Motor-Revision und Leistungs-Umbauten“, sagt Lothar Mich. „Unsere Austauschmotoren stellen komplett überarbeitete, einbaufertige Aggregate dar. Die Revision umfasst die Erneuerung von Kolben mit Kolbenringen, Pleuel- und Hauptlager, Öl- und Wasserpumpe, Ventilführungen, Steuerantrieb, Hydrostößeln, und Dichtungen. Die Zylinderbohrungen werden nachgearbeitet, die Ventile falls erforderlich ebenfalls durch neue ersetzt und sämtliche Dichtflächen plan geschliffen. Summa summarum ein neuwertiger Motor.“

Der 16V-Motor wird hochgerüstet

Doch bei einer ausführlichen Revision des 2,5-Liter-16V-Reihenvierzylinders, der als Organspende zur Belebung des Projektfahrzeugs (ursprünglich ja ein Mercedes 190E 1.8) diente, wollten es die Merziger Motor-Experten nicht belassen.

 

Ergänzend rüsteten sie die Maschine mit einem frei programmierbaren elektronischen Einspritzsystem auf. Hierzu wurde das komplette mechanische Einspritzsystem, inklusive aller elektronischen Geber und Stellglieder entfernt und durch ein elektronisches System ausgetauscht.

Noch mehr gute Neuigkeiten für den W201

Doch damit nicht genug! In einer weiteren Ausbaustufe wurde auch das Saugrohr durch ein eigens entwickeltes Ansaugsystem ersetzt. Mittels Verwendung einer Carbon-Airbox steht zudem mehr Luft für die Verbrennung zur Verfügung. Daraus ergibt sich eine nochmalige Leistungssteigerung. Aus Platzgründen machte diese Lösung allerdings eine Modifikation des Ölkreislaufs erforderlich. Außerdem kommt im Atec-Evo nun auch ein größerer Ölkühler zum Einsatz.

 

Jede Menge Sport an Bord

Last but not least erhielt der Mercedes eine Einzeldrosseleinspritzung. „Das Nonplusultra für Saugmotoren“, sagt Lothar Mich und ergänzt: „Freilich erfordert ein solche Umbau auch die Anpassung der mechanischen Bauteile wie Kurbelwelle, Pleuel, Kolben, Nockenwellen und Nockenwellenverstellung.“ Als verdienten Lohn für all die Mühe schlägt immerhin ein aktueller Output von satten 326 PS zu Buche. Keine Frage: Der Aufwand hat sich wahrlich gelohnt! Von den gewaltigen Potentialen des Benz zeugt auch die rennmäßig abgestrippte Kabine mit Kevelaer-Schalen, Wiechers-Käfig, OMP-Lenkrad und komplett neuer Fahrzeug-Elektrik.

26 Bilder Fotostrecke | Von brav zu scharf: Mercedes W201 im Evo-Trimm: Atec-Motorenbau rüstet einen 190E 1.8 zum Motorsportler hoch #01 #02

 

Mercedes-Fans Technische Daten

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz W201 "Evo-1" (Atec-Umbau auf Basis Mercedes 190E 1.8)

Motor: Implantierter und komplett überarbeiteter Reihenvierzylinder, Hubraum: 2496 ccm, Umbau von mechanischer Einspritzung (KE-Jetronik), auf ein frei programmierbares elektronisches Einspritzsystem mit Einzeldrosseleinspritzung, Luftansaugung optimiert, Carbon-Airbox, größerer Ölkühler, Rennsport-Kurbelwelle, Pleuel, Schmiedekolben, Nockenwellen, Ventile, Leistung: 326 PS, maximales Drehmoment: 286 Newtonmeter, Eigenbau-Auspuffanlage mit DTM-Krümmer

Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe, Sintermetall-Kupplung, Sperrdifferential (75%)

Bremsen: Movit-Anlage

Räder: 18 Zoll

Reifen: Michelin „Total Performance“

Fahrwerk: H&R-Gewinde Gruppe C, Uniball-Lager

Karosserie: Evo-1

Innenraum: Dämmstoffe und Verkleidungen entfernt, OMP-Lenkrad, Wiechers-Käfig, König-Schalen (Kevelaer), Eigenbau-Fahrzeugelektrik, Renn-Benzinpumpe mit Catchtank

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