Wie schlägt sich die elektrische Business-Limousine auf Schnee und Eis?

Schon gefahren: Der Mercedes EQE 500 4MATIC in der Wintererprobung

Wie schlägt sich die elektrische Business-Limousine auf Schnee und Eis?: Schon gefahren: Der Mercedes EQE 500 4MATIC in der Wintererprobung
Erstellt am 12. März 2022

Mercedes verpasst dem EQE im nordschwedischen Arjeplog den letzten Schliff. Die Prototypen müssen nicht nur heftigen Minusgraden trotzen, sondern auch auf spiegelglatten Eisflächen beherrschbar bleiben. Der EQE 500 4MATIC beherrscht beide Disziplinen.

Bei Automobilen liegt die Wahrheit auf dem Eis. Vor allem Elektromobilen kann der geringe Reibwert gepaart mit den arktischen Temperaturen den Garaus machen. Deswegen versammeln sich die Ingenieure jedes Jahr in Nordschweden, wo auch im März noch Temperaturen von minus 17 Grad herrschen können und Teststrecken auf zugefrorenen Seen jede Abstimmungsschwäche gnadenlos offenbaren. Diesmal muss der Mercedes EQE diese Rosskur absolvieren, denn die elektrische E-Klasse darf sich im Werben um die elektroaffine Klientel keinen Fehler erlauben. Wir sitzen im Mercedes EQE 500 4MATIC mit 300 kW / 408 PS. „Wir haben den EQE bewusst sportlicher abgestimmt als den EQS“, erklärt Christoph Starzynski, Leiter der elektrischen Antriebe. Auf dem vereisten Handlingkurs im nordschwedischen Arjeplog kann man solchen Aussagen schnell auf dem Zahn fühlen.

Der EQE 500 als sportlicher Quertreiber

Vor allem, wenn man den Sicherheitsanker ESP deaktiviert. Und der 4,95 Meter lange kleine Bruder des EQS schlägt sich ziemlich beachtlich. Weil die elektrische E-Klasse freundlich ankündigt, sobald sich das Heck mit dem Gedanken trägt den Vorderwagen zu überholen. Auf dem blank polierten Eis kommt der EQE gerne quer daher, lässt sich aber mit wenigen unaufgeregten Lenkbewegungen wieder einfangen. Querdynamik-Fans freuen sich über entspannte Drifts, die bei konstantem Lenkwinkel mit dem Gaspedal kontrolliert werden. „Diese Berechenbarkeit des Fahrverhaltens ist für uns sehr wichtig“, bestätigt Christoph Starzynski.

Wer schneller sein will, muss auf den AMG warten

Die Hinterachslenkung, die die Räder mit einem Winkel von maximal 4,5 Grad einschlägt, hilft bei der Dynamik und dem neutralen Fahrverhalten, das sich auch bei einem schnellen Spurwechsel auf dem glatten Untergrund manifestiert. Jetzt schalten wir in den Comfort-Modus und die Elektronik legt dem bewegungsfreudigen Heck sofort straffere Zügel an. Die Regeleingriffe sind geschmeidig und halten die über zwei Tonnen schweren Limousine auch bei der spiegelglatten Oberfläche souverän in der Spur. Der Ingenieur neben mir nickt zufrieden. So hat er sich das vorgestellt. Aber noch wäre Zeit, an den Prototypen etwas zu verändern. Das Sport-Fahrprogramm wird seinem Namen gerecht und lässt größere Driftwinkel zu. Am Kurvenausgang stellt man das Auto gerade und mit einem beherzten Einsatz des rechten Pedals zieht der Allradantrieb den tonnenschweren Stromer auf die nächste Gerade. Wenn die Regelsysteme schon auf Eis so zuverlässig agieren, wird es auf Asphalt nur wenig Probleme geben. Allerdings ist auch beim EQE 500 4MATIC schon bei 210 km/h Schluss. Wer 30 km/h schneller unterwegs sein will, muss zu den AMG-Varianten greifen.

Komfort spielt auf in der elektrischen E-Klasse eine Rolle

Auch wenn die Mercedes-Manager den EQE als elektrische Business-Limousine klassifizieren, wird an den ehernen Grundfesten einer E-Klasse nicht gerüttelt – völlig egal, ob diese rein elektrisch angetrieben ist oder nicht. Schließlich haben die schwäbischen Ingenieure einen Ruf zu verlieren. Das bedeutet: Komfort spielt nach wie vor eine große Rolle. Bei einem Radstand von 3,12 Metern, ist auf der Rückbank genug Raum, dass man in China repräsentativ unterwegs ist. Aber auch ein Europäer mit Gardemaß findet auf der Rückbank mehr als genügend Raum es sich fürstlich bequem zu machen.

Der EQE 500 bietet auch den Hyperscreen

Neben dem luftigen Innenraum, der natürlich auch ein Resultat der EVA-II-Plattform ist, steht der Federungskomfort eine große Rolle. Das Luftfahrwerk kaschiert das stattliche Gewicht des EQE auch bei den sehr kalten Bedingungen zuverlässig. Die Mercedes-Techniker versichern aber, dass auch das Stahlfahrwerk beim Fahrkomfort keine Wünsche offenlässt, allerdings kann getrost davon ausgegangen werden, dass die meisten Kunden sich für die aufwendigere Federung entscheiden werden. Auch im Innenraum kann man sich zwischen dem aus dem EQS bekannten Hyperscreen und einer traditionelleren Variante mit einem senkrecht stehenden iPad als Infotainment-Zentrale plus den virtuellen Instrumenten vor dem Fahrer.

Ab dem Sommer zählts - Wie gut kommt der EQE an?

Im Sommer steht der Mercedes EQE beim Händler. Los geht es mit dem EQE 350+ mit 215 kW / 292 PS, der 70.626,50 Euro kostet. In Kombination mit der 90-Kilowattstundenbatterie wird diese hinterradangetriebene Version bis zu 660 Kilometer (WLTP) weit kommen, ehe sie wieder an die Ladesäule muss. Später werden genauso wie beim EQE 500 4MATIC beide Achsen angetrieben, während der EQE 300 nur mit Hinterradantrieb zu haben ist. Die beiden AMG-Versionen EQE 43 (350 kW / 476 PS) und 53 (bis zu 505 kW / 687 PS) komplettieren das Angebot. Aber es ist gut möglich, dass Mercedes bald noch eine Power-Schippe drauflegt, um Tesla & Co. das Fürchten zu lehren. Fahrdynamisch ist die elektrische E-Klasse jetzt schon ganz weit vorne dabei.

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