The Fast & Ugly: Mercedes ML 320 Rallye Buggy

Wieder aufgetaucht: Mercedes-Benz ML in heißem Off-Road-Renntrimm der Prototypenklasse T1

The Fast & Ugly: Mercedes ML 320 Rallye Buggy: Wieder aufgetaucht: Mercedes-Benz ML in heißem Off-Road-Renntrimm der Prototypenklasse  T1
Erstellt am 14. Juni 2012

Darf so etwas Hässliches überhaupt den Stern tragen? Ästhetik stand wohl kaum an erster Stelle im Lastenheft beim Bau dieses schon seltsam anmutenden Fahrzeugs. Doch was auf den ersten Blick aussieht wie eine zusammengebastelte Rennsemmel für die Kiesgrube, entpuppt sich bei genauerem Hinschauen als ein gut durchdachtes Rallyeauto. Nachdem das Fahrzeug als verschollen galt, ist es 2012 überraschenderwese wieder aufgetaucht. Wir haben die Chance genutzt, um ihnen diesen einzigartigen Mercedes-Benz ML Rallye Buggy vorzustellen!



Gebaut wurde der hier gezeigte Mercedes ML 320 Rallye Buggy von Groine Development in Frankreich. Der Firmengründer, Georgies Groine, ist ein Urgestein der Paris-Dakar-Rallye, der die “Dakar“ zweimal auf Mercedes-Benz in der LKW-Klasse gewann.

Vier Rallye-Siege für den Mercedes-Benz ML in der Serienklasse T2

Nach seiner aktiven Rallyezeit in den achtziger Jahren versorgte Groine mit einer Flotte von Mercedes SK 6x6 den Rallyetross als Off-Road-Caterer. Mit der Einführung des Mercedes ML kam dem umtriebigen Franzosen die Idee, dieses Fahrzeug in der Serienklasse bei der Rallye Dakar einzusetzen. Mit der Unterstützung von Mercedes-Benz Frankreich wurden der ML 320 und der ML 430 in der seriennahen T2-Klasse homologiert. In den Jahren 2002 bis 2005 gewannen die ML des Groine-Teams jeweils in der Serienklasse zweimal bei der Rallye Dakar und zweimal die Rallye Raid-Weltmeisterschaft.

Zuverlässige Technik gab den Ausschlag

Dank niedrigem Schwerpunkt und Mittelmotor hat der Mercedes ML Rallye Buggy deutlich mehr Potenzial als seine Platzierungen vermuten ließen.

Ein ML 320 Rallye Buggy gebaut vom Paris Dakar Urgestein Georgies Groine

In dieser Zeit wollte ein gut betuchter spanischer Kunde von Groine in die Prototypenklasse (T1) wechseln, ohne dabei jedoch auf die zuverlässige Mercedes-Technik zu verzichten, und so baute Groine 2004 für den iberischen “Gentleman-Driver“ diesen ML Rallye Buggy. Bei diesem Wagen zogen die Franzosen alle Register, um die Fahrdynamik zu verbessern. Zunächst diente ein Gitterrohrrahmen als Basis für das Rallyeauto, der 3,2-Liter-V6-Mercedes-Motor wanderte in die Mitte und ein sequentielles Sechsganggetriebe von Sadev übernahm die Kraftübertragung.

Basis für den Mercedes ML-Buggy ist ein Gitterrohrrahmen

Groine Development aus Frankreich hat diesen Mercedes ML Rallye Buggy für einen wohlhabenden spanischen Privatfahrer und Mercedes-Fan aufgebaut.

Mit dem von der FIA vorgeschriebenen 35-mm-Luftmengenbegrenzer (Air-Restrictor) entwickelt das V6-Triebwerk noch 260 PS, was für eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h reicht. Die Karosserie wurde aus GFK gefertigt und die beiden schweren Reserveräder in der Dimension 235/85/16 wanderten zur besseren Gewichtsverteilung in die Mitte. Was blieb war nach wie vor der Allradantrieb. Aus dem Mercedes-Baukasten stammen außer dem Motor noch die Frontscheibe, die Scheinwerfer, die Rückleuchten – und selbstverständlich der Stern.

In schnellen Kurven hat der ML 320 Rallye Buggy die Nase vorn

Sehr aufgeräumt und geschäftsmäßig schaut das Interieur in dem Mercedes ML rallye Buggy der Prototypenklasse T1 aus.

Für ein Off-Road-Fahrzeug hat der Wagen einen extrem tiefen Schwerpunkt und dazu eine ideale Gewichtsverteilung von 50 zu 50. Damit ist der ML Buggy vor allem in schnellen Kurven anderen Off-Road-Racern haushoch überlegen. Würde hier mal ein echter Prof-Driveri am Lenkrad drehen, könnte man das Potential des Wagens sicher in gute Platzierungen umsetzen.

Mercedes ML Buggy 2012 wieder aufgetaucht

Das Fahrzeug wurde von 2004 bis 2007 in der hart umkämpften spanischen und portugiesischen Off-Road-Rallyemeisterschaft eingesetzt, verschwand dann aber in der Versenkung bis es in 2012 wieder auftauchte: Mit der Unterstützung von Mercedes-Benz Barcelona wurde der Buggy wieder neu aufgebaut, neben einigen Showfahrten bei Kundenevents konnte das Fahrzeug bei der Baja Italia im März auch schon wieder Rallyeluft schnuppern, wurde aber wegen eines Getriebedefekts aus dem Rennen geworfen.

Aus heutiger Sicht würde man sich für den Wagen neben einer etwas “aufgeräumteren“ Optik (die Reserveräder!) vor allem einen V8-Motor mit richtig Dampf aus dem Hause Daimler wünschen. Das Fahrzeug wird dieses Jahr noch bei einigen Off-Road-Rennen 2012 zu sehen sein, dazwischen ist es zeitweise bei Mercedes-Benz in Barcelona in der Ausstellung zu bewundern. Oder hier bei Mercedes-Fans.de



Text: Jörg Sand

Fotos: Jörg Sand, Groine Development

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