Seit 125 Jahren in der Zukunft zu Hause

So entsteht ein schöner Stern - Einblicke in das Automobildesign von Mercedes-Benz

Seit 125 Jahren in der Zukunft zu Hause: So entsteht ein schöner Stern - Einblicke in das Automobildesign von Mercedes-Benz
Erstellt am 17. November 2010

Während die Physiker noch darüber rätseln, ob Zeitreisen eines Tages gelingen können, sind die Automobildesigner bei Mercedes-Benz längst in die Zukunft aufgebrochen. Jeden Tag versetzen sie sich in kommende Zeiten und entwerfen Automobile, die erst Jahre oder Jahr-zehnte später auf den Straßen die Blicke auf sich ziehen werden. Für die kommende Generation der Serienmodelle blicken die Kreativen fünf oder zehn Jahre voraus. Noch weiter ins Morgen reisen die Designer in den fünf Mercedes-Benz Advanced Design Studios. Sie denken drei oder mehr Dekaden voraus. Allen gemeinsam ist ein Thema: Mobilität der Zukunft – die Mercedes-Benz Formensprache weiterentwickeln, mit neuen gestalterischen Ideen Trends setzen, die einen Mercedes auch künftig immer frisch, ästhetisch und stilvoll erscheinen lassen, ohne seine Wurzeln und Markenidentität zu verleugnen. Zukunft ist für sie also schon heute.

Globales Advanced Design – die Mercedes-Benz Design Studios

Das erste Advanced Design Studio im Ausland hat im Juni 1990 in Kalifornien seine Arbeit aufgenommen. Heute denken in Carlsbad Designer und Modelleure auf rund 1.200 Quadratmetern über das Exterieur von Fahrzeugen für morgen und übermorgen nach. Das Center tauscht regelmäßig Ideen und Kreative mit den Schwesterstudios in Tokio und Sindelfingen aus. Das vierte Studio in Como (Italien) beschäftigt sich ausschließlich mit dem Interieur künftiger Fahrzeuge. In der Villa Salazar in Ufernähe zum Comer See produzierte zuvor Gianni Versace Fliegen und Krawatten. Das jüngste Advanced Design Studio befindet sich seit Neuestem in Peking.

Die Zukunft der Mobilität

Professor h.c. Gorden Wagener, der Chefdesigner von Mercedes-Benz, ist für

alle Studios verantwortlich. Neben den rund 440 Designern, die sich um das Seriendesign kümmern, arbeiten mehr als 60 Designer an jenen Konzepten, die die Marke mit dem Stern bis zu einem halben Jahrhundert in die Zukunft blicken lassen. So sind die kreativen Köpfe in Como bei Ideen zum Innenraum neuer Fahrzeuge ganz Ohr und Auge für die Einflüsse der Region. Im berühmten Dreieck zwischen den Städten Como, Mailand und Turin sind Möbelindustrie und Modewelt zu Hause. Das traditionelle Handwerk hat dort einen hohen Stellenwert – ein ideales Umfeld für das Advanced Design Studio. Das gilt auch für den asiatischen Raum. Gerade die Märkte in Japan und China – beide von großer Bedeutung für Mercedes-Benz – verlangen perfekt verarbeitete Fahrzeuge mit höchster Funktionalität in der Bedienung. Solche Trends werden in den Design Studios in Tokio und Peking aufgespürt, weiterentwickelt und fließen in das Design ein. Gerade Tokio als Megacity ist ein wichtiger Trendgeber für das Thema Downsizing im Premiumsegment. Die Designer hinterfragen hier Grundsätzliches, zum Beispiel, was „mobil sein“ in der Zukunft überhaupt bedeuten mag.

Die Advanced Design Studios: Freiräume für Kreativität

„Wir laufen keinen Modeerscheinungen hinterher“, sagt Professor Wagener, „sondern versuchen, langfristige Trends aufzuspüren, die über Jahrzehnte hinweg den Wert unserer Marke steigern. Ideen, die höchste Ansprüche in Technik, Leistung, Komfort und Sicherheit erfüllen.“ Ein Designer muss deswegen „in der Zukunft leben“ und mindestens zwei bis drei Fahrzeuggenerationen im Voraus denken. Die Advanced Design Studios sind somit kreative Räume, in denen die Designer ihren Gedanken freien Lauf lassen können, ohne sofort an die Serienproduktion zu denken.

Seriendesign bei Mercedes-Benz – Qualität aus einer Hand

Beim Seriendesign mit seinen Vorgaben durch ein exakt definiertes Lastenheft, fertigungstechnische Gegebenheiten oder gesetzliche Vorschriften muss zielgerichtet auf ein bestimmtes Nachfolgemodell hingearbeitet werden. Das ist eine Herausforderung, die Disziplin bei Kreativität erfordert und sich stark an konkreten Anforderungen orientiert. Unter der Leitung des Design Centers in Sindelfingen sind die Designer weltweit in alle Entwicklungsprozesse eines neuen Fahrzeugs, gleich ob Pkw, Nutzfahrzeug oder Bus, Mercedes-Benz, smart oder Maybach, eingebunden. Von der strategischen und konzeptionellen Planung über die operative Prozesssteuerung bis hin zur eigentlichen Designarbeit – die Mercedes-Benz Designer arbeiten in verschiedenen Abteilungen an Lösungen für das Automobildesign der künftigen Serienmodelle.

1. Design Pkw: Strategie und Konzeption

Das Mercedes-Benz Design gestaltet Fahrzeugentwürfe von der Architekturphase bis zum Serienprozess. Die kreative Entwicklung sowie das Design möglicher neuer Baureihen und deren Varianten für das Mercedes-Benz Portfolio gehören ebenfalls zu den Hauptaufgaben. In enger Abstimmung mit den Bereichen Forschung und Entwicklung werden darüber hinaus zukünftige Mobilität und innovative Showcars gestaltet – vom Entwurf bis zum fahrfähigen Prototypen. Neben dem reinen Fahrzeugdesign bearbeiten die Designer unter dem Label Mercedes-Benz Style auch Produktdesign-Aufträge exklusiver Premiumhersteller in Bereichen wie Transport, Industrial Design, Lifestyle, Möbel.

2. Design Pkw: Steuerung und Management

Alle Automobil-Designprojekte, die von Mercedes-Benz ins Leben gerufen werden, werden zentral geleitet. Das Design Center in Sindelfingen steuert den Designprozess hinsichtlich Qualität, Termin- und Kostenkontrolle über den gesamten Lebenszeitraum eines Automobils hinweg. Das Know-how wird für das Gesamtfahrzeug, bestehend aus Exterieur und Interieur, von der Strategiephase über die Fahrzeugentwicklung und Produktion bis zum Ende der Serienphase eingesetzt. Die Designer sind zuständig für den Aufbau aller Designexponate vom Tonmodell über 1:1 Modelle bis zum Einstiegs- und Datenkontrollmodell und für die Erstellung aller im Designprozess nötigen Datenmodelle sowie für die Freigabe aller Strak-Daten zur Übergabe an den Werkzeugprozess. Der Strak eines Fahrzeugs ist die mathematisch perfekte geometrische Darstellung der kundensichtbaren Oberflächen im Interieur und Exterieur unter Berücksichtigung aller technischen und formalästhetischen Ansprüche.

3. Design Pkw: Entwurf Exterieur

Von der A- bis zur S-Klasse, vom SLK bis zum SLS: Die Designer entwickeln das Design aller Pkw-Baureihen und sind verantwortlich für Exterieur sowie User-Interface-Design und Ergonomie. Sie bearbeiten die Projekte über den gesamten Entwicklungszeitraum. Die während des Lebenszyklus eines Modells notwendigen Designarbeiten, wie Modellpflegen und Änderungsjahrumfänge, liegen ebenfalls in der Verantwortung des Design Centers.

4. Design Pkw: Entwurf Interieur

Die Interieurdesigner gestalten nicht nur den klassischen Fahrzeug-Innenraum, bestehend aus Sitzen, Türen, Dachhimmel sowie Armaturenbrett mit Bedienelementen, sondern darüber hinaus auch die Grafiken im Bordcomputer, den Menüaufbau und die gesamte Bedienlogik. Sie benötigen für jede Aufgabe diverse Spezialisten wie beispielsweise Produkt-, Grafik- und Softwaredesigner. Spezialisten für Oberflächengestaltung kreieren sowohl die Farben als auch sämtliche Materialbeschaffenheiten für das Exterieur und das Interieur. Von Ledernarbungen über Metallstrukturen bis hin zum Glanzgrad aller Oberflächen wird jedes Detail sorgfältig ausgewählt und abgestimmt. Oft entscheiden feinste Nuancen. Die strategische Stärkung des Interieurs ist notwendig, weil es in den letzten Jahren viel komplexer geworden ist und an Bedeutung zugenommen hat.

5. Design Vans und Trucks

Mercedes-Benz Designer entwickeln für die Nutzfahrzeuge das Design der Transporter-Baureihen Vito, Viano, Sprinter und Vario sowie der Baureihen des Truckbereichs Accelo, Atego, Axor, Actros und der dazugehörigen Sonderfahrzeuge Unimog, Econic und S 2000. Marken- und baureihen-übergreifende Aufgaben übernehmen sie in den Programmen Dodge (Vans), Freightliner und Mitsubishi Fuso (Trucks). Der Gestaltungsumfang betrifft das Gesamtfahrzeug, also Interieur und Exterieur. Die Baureihen werden über den gesamten Designprozess hinweg bis zum Start der Produktion betreut – von Entwurf, Modellauswahl, Entscheidung über Designfreeze und Datenkontrollmodellfreigabe bis zur gestalterischen Koordination der designrelevanten Umfänge.

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Die Arbeitsweise des Mercedes-Benz Designs – in zehn Schritten zum fertigen Automobil

Rund drei Jahre dauert der Weg von der ersten Zeichnung bis zur Modellabnahme. In dieser Zeit durchläuft ein neuer Mercedes eine schier endlose Folge von Arbeitsschritten, in denen sich die Designer peu à peu an das endgültige Fahrzeug herantasten. Aus vorher konkurrierenden Entwürfen entsteht im Team die nächste Generation eines Mercedes-Benz.

1. Zeichnung/Rendering

Wie in der Mode steht am Beginn des Designprozesses für ein Automobil immer eine Zeichnung – sei es per Hand oder am Computer. Ideen, die bislang nur im Kopf des Designers existieren, werden sichtbar.

2. Digital/Package

Am Computer entsteht ein virtuelles Bild des neuen Automobils. Proportionen, Dimensionen und Linienführung werden simuliert und auf Stimmigkeit sowie Harmonie überprüft.

3. 1:4 Tonmodelle

Nicht alles kann am Computer simuliert werden, daher werden im Weiteren von jeder Variante eines neuen Automobils Tonmodelle angefertigt. Erst jetzt können die Designer entscheiden, ob ihre Entwürfe auch in drei Dimensionen die gewünschte Wirkung entfalten.

4. Modellauswahl

Aus mehreren Varianten wird die endgültige Form des neuen Automobils ausgewählt. Hier fällt die Entscheidung über die äußere Form des künftigen Mercedes-Benz Modells.

5. Fräsmodell

Das 1:4 Tonmodell wird in seine endgültigen Dimensionen übertragen. Es entsteht der erste „Prototyp“ in voller Größe.

6. 1:1 Modell

In Handarbeit werden alle Einzelheiten des neuen Modells gefertigt. Ein täuschend echtes Vorbild entsteht. Alle charakteristischen Merkmale des neuen Autos kommen zum Vorschein.

7. Interieurskizzen

Auch für die Innenraumgestaltung werden im ersten Schritt Zeichnungen und Renderings erstellt. Hier entstehen die verschiedenen Ausstattungslinien, also das Interieur, in dem sich der künftige Fahrer wohlfühlen soll. Leitmotiv dabei: „Perfect Aesthetics“ – ein Design, das sich der Schönheit verpflichtet fühlt.

8. Color & Trim/Bedien- und Anzeigekonzepte (BAK)

Material- und Farbauswahl für das Interieur werden festgelegt. Aus Hunderten von Stoff- und Ledermustern sowie einer schier unendlichen Farbpalette werden die Ausstattungsvarianten für das künftige Automobil festgelegt.

9. Interieur-Tonmodell/Interieur-Datenkontrollmodell

Alle Materialien und Farben werden an aufwändig hergestellten 1:1 Innenraummodellen unter „Echtbedingungen“ auf ihre Wirkung überprüft. Jedes Material und jede Farbe erhält einen Code und wird spezifiziert.

10. Modellabnahme

Abschluss eines jeden Designprozesses ist die Modellabnahme durch den Vorstand. Ist diese erfolgreich, steht der Produktion des neuen Mercedes-Benz nichts mehr im Weg.

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