Reisemobilisten, so lautet ein gängiges Vorurteil, sind im Alter von 50 plus und treiben sich irgendwo im Schwarzwald oder an Rhein und Mosel herum. Aber wie es im Leben so ist, manche Besitzer der rollenden Behausungen sind auch jünger, und andere zieht es eher nach Bishkek oder Tam.

Eine der ersten Adressen, wenn es um Mobile für solche Reisen geht, ist Bocklet Fahrzeugbau. Neuestes Produkt der Koblenzer ist der Dakar 650 auf Basis eines Mercedes Sprinter 519 CDI mit Allradantrieb von Iglhaut.

In den Werkshallen von Firmenchef Michael Bocklet entstehen seit 1984 individuelle Reisemobile. Die allradgetriebenen Mobile aus dem Hause Bocklet gehören allesamt zur sogenannten „Dakar“- Baureihe. Das Team des Karosserie- und Fahrzeugbau-Meisters ist mittlerweile auf gut 20 Mitarbeiter angewachsen. Es umfasst Schreiner, Elektriker, Lackierer, Schlosser und Fahrzeugbauer – in den fast drei Jahrzehnten des Bestehens sind in den Hallen im Rheinland mehr als 400 maßgeschneiderte und höchst individuelle Fahrzeuge entstanden.

Der Dakar 650 gehört bei Bocklet eher zu den „kleinen“ Mobilen. Die Basis des Dakar 650 bildet der bewährte Mercedes-Benz Sprinter 519 CDI (mit einem Radstand von 3.665 mm) und dem Allradsystem von Iglhaut. Er ergänzt die Modellpalette der Koblenzer im Segment der kompakten, komfortablen und geländegängigen Reisefahrzeuge in der immer beliebter werdenden Klasse zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Angetrieben wird der Dakar 650 von einem Sechszylinder-Turbodieselmotor, der Euro V erfüllt. Aus 2.987 ccm Hubraum holt das Aggregat 140 kW / 190 PS (bei 3.800 U/min), bereits zwischen 1.400 und 2.400 U/min bringt es ein sattes Drehmoment von 440 Nm.

Für sein Allradsystem nutzt Iglhaut im Sprinter ein Verteilergetriebe mit permanenter Kraftverteilung auf Vorder- und Hinterachse, ergänzt durch eine zuschaltbare Geländeuntersetzung. Die Low Range-Stellung im Verteilergetriebe „untersetzt“ das Getriebe des Fahrzeuges und erhöht so die Kraft bei gleichzeitig reduzierter Geschwindigkeit. Das sorgt für den nötigen Vortrieb abseits des Asphalts, etwa bei Fahrten durch tiefen Sand oder Schlamm. Zum Einlegen von Low Range muss das Fahrzeug angehalten werden, der Wechsel vom Gelände- zurück in den Straßenbetrieb kann – bei eingelegtem Leerlauf – während der Fahrt erfolgen.

Auf Wunsch lassen sich Vorder- und Hinterachse mit einer 100-prozentigen Differenzialsperre ausrüsten. Um Beschädigungen zu vermeiden, können die bis zu drei Sperren des Iglhaut-Sprinters (Vorderachs-, Hinterachssperre sowie zentrale Differenzialsperre) nur bei eingelegter Geländeuntersetzung zugeschaltet werden. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 5,3 Tonnen bietet das allradgetriebene Fahrgestell mit dem Stern an der Motorhaube auch für längere Reisen ausreichend Zuladung. Für angemessene Reichweite und Unabhängigkeit von einem gut ausgebauten Tankstellennetz sorgt der 180 Liter-Kraftstoffvorrat.

In hundertfach bewährter Manier ist der Wohnaufbau ausgeführt, als GfK-Sandwichkonstruktion mit einer Wand- und Dachstärke von 50 mm, der Boden ist 60 mm stark. Auch der Dakar 650 verfügt, wie bei Bocklet üblich, über kältebrückenfreie und staubdichte Türen und Klappen mit GfK-Stufenprofil sowie Hohlgummidichtungen und Mehrfachverriegelungen. Das ist sowohl bei der Durchfahrt von Furten in Island wie auch bei der Durchquerung der Wüsten dieser Welt sinnvoll – schließlich sollen weder Staub noch Wasser den Weg in die Staukästen oder den Wohnraum finden.

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Die Wohnkabine ist, dem Anforderungsprofil Fernreisender entsprechend, robust und stabil gehalten. Im Innenraum bietet sie bei 205 cm Breite eine Länge von 390 cm, die Stehhöhe liegt bei zwei Metern. Das reicht für zwei, die sich mögen, als Wohnraum auf Reisen. Das Fahrzeug ist mit einer Gesamtlänge von 650 bewusst recht handlich und kompakt geraten, mit einer relativ schmalen Außenbreite von 218 cm ist auch das Befahren enger (Paß-)Straßen möglich. Der Heckbereich des 310 cm hohen Dakar 650 ist angeschrägt, dadurch wird die Geländetauglichkeit des Allradlers so wenig wie möglich eingeschränkt. So sind dem 4x4-Fernreisemobil aus dem Rheinland selbst in Extremsituationen, wie sie abseits des europäischen Straßennetzes im Gelände und auf Pisten durchaus vorkommen können, kaum Grenzen gesetzt.

Der Wohnbereich ist klar in verschiedene Funktionsbereiche gegliedert. Er besticht durch ein ausgesprochen großzügiges Raumgefühl. Dafür sorgt unter anderem der geschmackvoller Mix aus hellen weiß und wohnlich geölten Teakfronten beim Möbelbau (in 16 mm starkem Sperrholz Teak) in gewohnt bester Verarbeitung. Groß geschrieben wird der Wohnkomfort, der ist ja gerade bei längerer Reisedauer ausgesprochen wichtig. Zu den Ausstattungsmerkmalen, die ein angenehmes Wohnen und Leben unterwegs ermöglichen, gehören beispielsweise die Fußboden-Heizung der Alde-Warmwasserheizung (plus Motorwärmetauscher) im Wohnbereich und die mit Leder Grizzly bezogenen Sitzpolster.

Rechts der Einstiegstür zum Wohnbereich ist der deckenhohe Kleiderschrank installiert. Direkt gegenüber befindet sich hinter dem Fahrersitz das in GfK-Sandwichbauweise gefertigte, geräumige Sanitärabteil. Es ist mit separater Dusche, Waschbecken und Kassetten-Toilette ausgestattet. Der Durchgang zum Fahrerhaus des Sprinter kann mittels einer Tür sicher verschlossen, was nicht nur bei Verschiffungen ausgesprochen praktisch ist. Links des Einstiegs hat der großzügig dimensionierte Küchenblock Platz gefunden. Er bietet Haushaltsarmaturen mit Einhebelmischer, Spüle und Zweiflamm-Kocher. Für die Kühlung von Getränken und Speisen sorgt ein 80 Liter fassender Kompressor-Kühlschrank. So gibt’s auch in der Wüste am Abend ein kühles Bier.

Auf der Fahrerseite ist mittig die Essnische angeordnet, sie bietet fünf Personen reichlich Platz für eine gemütliche Runde. Insgesamt ist das Fahrzeug mit vier mit Dreipunktgurten versehenen Sitzplätzen versehen. Über die Sitzgruppe hinweg lässt sich das im Heck angeordnete Doppelbett ausziehen, bis zu einer Liegefläche von 200 x 140 cm. Unter dem Bett im Heck befindet sich ein großer Stauraum, von außen zugänglich ist.

Die Bordtechnik des Fahrzeugs ist dem Einsatzzweck – Reisen auch abseits der Zivilisation und einem gut ausgebauten Netz von Ver- und Entsorgungsstationen – entsprechend ausgelegt. Für die Fernreisen stehen 230 Liter Frischwasser zur Verfügung, ebenso wie der 130 Liter fassende Abwassertank innenliegend und beheizt. Die Elektroinstallation bietet eine Batteriekapazität von 220 Ah, ein Automatik-Ladegerät (12 V / 50 A) und einen 2 kW-Wechselrichter. Für Beleuchtung während abendlicher Stunden in den Wüsten dieser Welt sorgen LED- und Energiesparleuchten.



Das alles ist nicht billig zu haben. Der Grundpreis für den Bocklet Dakar 650 liegt bei 205.800 Euro inklusive Mehrwertsteuer, Fahrgestell und Iglhaut Umbau.

11 Bilder Fotostrecke | Mercedes-Benz Sprinter 519 CDI mit Bocklet Dakar 650 Wohnkabine: Reisemobil für Globetrotter mit Iglhaut-Allradantrieb #01 #02