König der schweren Sterne: Der neue Mercedes-Benz SLT

Actros SLT & Arocs SLT – bärenstarke Hightech-LKW für Schwerlasttransporte bis zu 250 Tonnen

König der schweren Sterne: Der neue Mercedes-Benz SLT: Actros SLT & Arocs SLT – bärenstarke Hightech-LKW für Schwerlasttransporte bis zu 250 Tonnen
Erstellt am 2. Februar 2014

Der Wow-Effekt bei der Weltpremiere des neuen SLT war garantiert: Der spektakuläre Auftritt im LKW-Werk Wörth, wo ein Actros SLT mit mächtigem Aufleger samt Transportbox auf die Bühne fuhr, löste schon beim ersten Anblick spontane Emotionen beim anwesenden Fachpublikum aus. Der anschließend aus der Box fahrende Arocs SLT machte die Show perfekt. Mit dem neuen SLT hat Mercedes-Benz eine technisch hochkarätige Zugmaschine entwickelt, die neue Maßstäbe im Segment Schwertransport setzt und schwierigsten Anforderungen gewachsen ist.

Ob die Beförderung von riesigen Transformatoren, Maschinen und Kesseln, mächtigen Turbinen und Schiffsdieseln oder gigantischen Ölpump- und Windkraftanlagen, es gibt keine Transportaufgaben, die sich nicht mit dem SLT bewältigen lassen. Ob solo mit bis zu 250 t Gesamtzuggewicht oder auch im Verbund mit beispielweise drei SLT-Zugmaschinen, die 750 Tonnen vorwärtsbringen. Außerdem schließt Mercedes-Benz Trucks mit dem SLT seine ehrgeizige Euro VI-Offensive bei der rundum erneuten LKW-Modellpalette erfolgreich ab – zeitgleich zum Start der neuen umweltfreundlichen Abgasstufe - Respekt!

Federführend bei der SLT-Entwicklung waren Custom Tailored Trucks, kurz CTT, im französischen Werk Molsheim bei Straßburg in Abstimmung mit den Entwicklern in Stuttgart. In der traditionellen elsässischen LKW-Manufaktur von Mercedes-Benz fertigen 600 hochspezialisierte Mitarbeiter nach spezifischen Kundenwünschen LKW aller Art bzw. bauen und passen diese für den jeweiligen Einsatzbereich entsprechend um und an. Auch der neue Schwer-Last-Transporter, kurz SLT, entsteht hier. Das Basisfahrzeug für den neuen Mega-Schwerlast-Truck wird im 100 Kilometer entfernten LKW-Werk Wörth produziert und in Molsheim fertiggebaut.

Zu den Modifikationen gehören unter anderem der große Kühlturm auf der rechten Fahrerhausseite, der Einbau einer gelenkten Vorlaufachse beim 4-Achser, die Anhängeböcke mit Rockinger-Schwerlastkupplungen vorn und hinten, eine verschiebbare Sattelkupplung und Abdrückplatte im Heck zur Lastabstützung beim Abkoppeln des Auflegers sowie der sogenannte Catwalk, ein gelochter Metallsteg mit Auszug, der auf der Fahrerhausrückseite sicheres Gehen und leichten Zugang zur Technik ermöglicht.

Luftgefedertes Fahrwerk beim Actros SLT, Stahlfedern beim Arocs SLT

Gefertigt wird der SLT in zahlreichen Varianten, als 3- oder 4-Achser mit den bewährten, außenliegenden Planetengetrieben, mit Servotwin-Lenkung als Actros SLT mit Luftfeder-Fahrwerk für den Schwerlasttransport auf der Straße sowie als stahlgefederter Arocs SLT für den Einsatz auf gröberen Untergrund. Die Actros-Variante ist mit dem geräumigen GigaSpace (2,13 m Stehhöhe)- und BigSpace-Fahrerhaus, 2.500 mm breit und als 6x4, Radstand 3.400 bzw. 4.000 mm sowie als 8x4 mit 4.000 mm Radstand zu bekommen.

Die fünf Achsvarianten reichen bei der Arocs-Basis vom 6x4 bis hin zum 8x8, der größte Radstand bringt es auf 4.850 mm. Beide SLT sind als Links- und Rechtslenker sowie mit Servo-Twin-Vorderachse zu haben. Die vom Actros bekannten Kabinen bieten jede Menge Platz mit hohem Wohnkomfort, dazu zahlreiche, große Stauräume. Die perfekte Ergonomie des Cockpits und die mit allen Schikanen ausstattbaren Sitze, sorgen für optimale Bedingungen am Arbeitsplatz des Fahrers.

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Königliche Motor-Power: Der 15,6-Liter-Turbo-Reihensechszylinder OM 473

Für bärenstarken Zug sorgt beim SLT der Reihen-6-Zylinder vom Typ OM 473 mit 15,6 Liter Hubraum und Turbolader, der eine maximale Leistung von 625 PS bei 1.600 U/min und ein Drehmoment von bis zu 3.000 Nm bei nur 1.100 U/min liefert. Geringfügig über der Leerlaufdrehzahl liefert das Antriebsaggregat bereits satte 2.500 Nm. Der OM 473 ist auch in zwei weiteren Leistungsstufen mit 517 und 578 PS zu haben, das maximale Drehmoment beträgt hier 2.600 bzw. 2.800 Nm. Die Triebwerke punkten mit hoher Effizienz und Elastizität, dazu kommen ein spontaner Antritt beim Gas geben und bulliges Durchzugsvermögen.

Außerdem ist die Turbocompound-Technik an Bord, eine zweite, dem Abgasturbolader nachgeschaltete Turbine, die restliche Strömungsenergie per hydrodynamische Kupplung auf die Kurbelwelle mechanisch überträgt. Das bringt weitere Effizienzsteigerung mit einem Gewinn von 50 PS. Die Motorkonstruktion ist zweifelsohne auf Robustheit und Langlebigkeit ausgelegt. Dafür sorgen beispielsweise zahlreiche versteifende Rippen, einteilige Stahlkolben mit Nass-Zylinderbuchsen, Leitungen aus Metall oder die spezielle Metalllegierung beim Grauguss-Kurbelgehäuse.

Ausgefuchst: Variable X-Pulse Einspritzung mit bis zu 2.100 bar Druck

Die Kraftstoffeinspritzung übernimmt ein variables Common-Rail-System der neuesten Generation mit Druckverstärkung. So pusht das sogenannte X-Pulse-Einspritzsystem den Druck von 900 bar im Rail auf über das Doppelte in den Injektoren. Dazu passt X-Pulse permanent - und individuell für jeden Zylinder - Einspritzzeitpunkt, Einspritzmenge, Anzahl der Einspritzungen sowie den Einspritzdruck den aktuellen Motorbetriebs-bedingungen an. Das sorgt für hohe Laufkultur, vor allem aber für einen niedrigen Kraftstoffverbrauch.

So viele hat nur er: 16 Gänge für den SLT

Als einzige Schwerlastzugmaschine verfügt der SLT über ein Automatikgetriebe mit 16 Gängen. Um das brutale Drehmoment des OM 473 problemlos zu bewältigen, ist das Mercedes-Getriebe G 280-16 zusätzlich verstärkt. Die Gangabstufung ist eng gehalten, damit der Fahrer in jeder Situation die passende Schaltstufe parat hat. Die PowerShift 3-Automatik mit kurzem Lenkstockhebel schaltet schnell und präzise, was dem Fahrer beim Hochschalten, ins besonders bei Steigungen mit hohen Lasten, die passende Anschlussdrehzahl sichert. PowerShift 3 registriert außerdem den Schubbetrieb bei Gefälle und behält den eingelegten Gang für maximale Motor- und Turbo-Retarder-Bremsleistung. Eine Kriechfunktion mit Manövriermodus für zentimetergenaues Rangieren ist ebenfalls vorhanden.

Schnelles Schalten: Fahrmodus HEAVY speziell für den SLT

Beim SLT sind unterschiedliche Fahrprogramme mit diversen Fahrmodi wählbar. Der Fahrmodus “Standard“ ist auf wirtschaftliches Fahren mit geringer oder ohne Last ausgelegt. Ist bei Leistungsbedarf der Modus “Power“ gewählt, laufen die Schaltvorgänge auf höherem Drehzahlniveau ab. Wäre da noch der speziell für den SLT entwickelte Fahrmodus “Heavy“, bei dem die Schaltpunkte noch höher liegen und das Getriebe entsprechend dem anliegenden Drehmomentbedarf besonders schnell schaltet, wobei die Gänge in der Regel nicht übersprungen werden.

Einzigartig: Verschleißfreies Anfahren und Bremsen mit Turbo-Retarder-Kupplung

Ein weiteres technisches Highlight des SLTs ist seine hydrodynamische Turbo-Retarder-Kupplung, ein geschlossenes System bestehend aus einem beweglichen Pumpenrad (Motorseite) und einem Turbinenrad (Getriebeseite), die sich gegenüberstehen und mit Öl die Kräfte übertragen. Diese verschleißfreie Anfahrkupplung mit leistungsstarker Retarder-Funktion ist ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal, durch das sich der neue SLT besonders in der Praxis von anderen Schwerlastzugmaschinen deutlich abhebt.

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Bis die Kupplung qualmt: Anfahren am Berg mit voller Tonnage

Schon das Anfahren bei geringen Steigungen mit voller Last ist für schwere Zugmaschinen mit herkömmlicher Trockenkupplung ein im wahrsten Sinne des Wortes brenzliger Moment: Der Vorgang erfordert hohe Drehzahlen zwischen 1.100 und 1.300 U/min bei zugleich schleifender Kupplung. Klappt es nicht, ist nach wenigen Versuchen erst einmal Schluss - oder die überhitzte Kupplung raucht ab.

Stehend, 10 Prozent Steigung, 250 Tonnen Zuggewicht – kein Problem für den SLT

Den SLT-Trucker lässt so etwas völlig kalt, selbst mit vollen 250 Tonnen am Berg. Sobald er aufs Gaspedal tritt, strömt per Druckluft Öl ins Gehäuse der Turbo-Retarder-Kupplung, die die Kraft zwischen Motor und Getriebe-Eingangswelle überträgt. Der Fahrer kann mit hohem Schlupf und dabei vollem Drehmoment sanft und verschleißfrei anfahren, die Trocken-Reibkupplung des SLT ist dabei ausgekuppelt. Die Ölmenge von bis zu 11 Litern wird vom Fahrer entsprechend dem Leistungsbedarf übers Gaspedal dynamisch geregelt. Erreicht am Ende des Anfahrens das Turbinenrad fast die gleiche Umdrehungszahl wie das Pumpenrad, wird das Öl per Fliehkraft aus dem T-R-K-Gehäuse befördert, die herkömmliche Trockenkupplung setzt ein, und PowerShift 3 sorgt für nahtlosen und schnellen Vortrieb.

Bis zu 979 PS bremsen den Mercedes-Koloss - verschleißfrei!

Gilt es den bulligen Mega-Truck mit vollen 250 Tonnen Zuggewicht im Zaum zu halten, ist für reichlich Bremsleistung gesorgt. Allein schon der 15,6-Liter-Turbodiesel bringt es bei der Motorbremse mit zwei schnell aktivierbaren Dekompressionsstufen auf stolze 646 PS. Wird das Turbinenrad der Turbo-Retarder-Kupplung blockiert, stehen weitere 476 PS Bremsleistung zur Verfügung – alles völlig verschleißfrei, die konventionelle Bremsanlage nicht mitgerechnet.

Sierra Nevada, flirrende Hitze, 50 Grad Celsius – der SLT bleibt cool!

Damit thermodynamisch beim Motor und der Turbo-Retarder-Kupplung auch bei 50 Grad Celsius alles im grünen Bereich bleibt, ist im SLT neben der Standard-Kühlanlage unterm Fahrerhaus zusätzlich ein spezieller Kühlturm verbaut. Er ist rechts hinten an der Kabine luftströmungsgünstig seitlich angeordnet und die Wärmetauschsysteme sind zu einem gemeinsamen Wasserkreislauf kombiniert. Somit steht jederzeit eine hoch effektive Kühlleistung, sowohl für Motor als auch für Turbo-Retarder-Kupplung, zur Verfügung. Im Kühlturm sitzt außerdem die Hydraulikanlage und in der unteren Ebene ein 900-Liter-Aluminium-Kraftstofftank für große Reichweiten.

 

Chapeau!

Der neue SLT ist ein “State of the Art“-Schwerlast-Truck erster Güte. Mit seiner ausgefeilten und äußerst leistungsstarken Technik sowie den vielen durchdachten und praxisgerechten Details präsentiert er momentan die Spitze der LKW-Baukunst. Und bestückt mit den bewährten Genen von Actros und Arocs hat er sicherlich das Zeug, ein Meilenstein im Schwerlast-Transporter-Bau zu werden.



Text: Andreas Loleit

Fotos Daimler AG / Andreas Loleit

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2 Kommentare

  • Hagi

    Hagi

    Stimme Dir zu. Kenne ebenfalls alle. Wenn man sich heute die Fz ansieht, mehr PKW als LKW aber das ist auch gut so. Eigentlich kann man Renault (nicht für deren PKW Dieselmotoren) für die Inverkehrbringung des Magnum danken, dieser Truck veränderte die LKWs. Allein der SPRUNG vom SK zu Actros 1 war gewaltig... Wenn ich mir heute "unseren" letzten Actros mit allen Assistenzsystem ansehe. GEWALTIG aber gut und WICHTIG. Hier möchte ich die Politik auffordern, endlich div Assistenzdinge per Gesetz als Pflicht einzuführen, Abstandassy sollte für jeden LKW der durch D fährt einfach Pflicht sein...
  • 2FAST4YOU

    2FAST4YOU

    Bin beide Actros-Modelle gefahren MP3 und der Neue. Das Cockpit ist einladend, mehr Pkw und mit der hellen beige Einrichtung einladender als das graue Interieur des MP3. Die Cockpitrundung kommt weit in den Fahrerraum, kostet also Platz den wir in unserem MP3 brauchen. Auch finde ich den Wahlhebel der Schaltung am Sitz besser, fast wie Sequentielles Getriebe, als der Schalter am Lenkrad, mit all seinen Funktionen. Bei der Probefahrt mit dem Neuen, konnte ich mich nicht mit der Bedienung anfreuden. War ja nur eine Stunde, gehe davon aus, dass wenn man die ersten Tausend Km runter hat, dass es dann geht. Fazit: Wir sind mit unserem MP3 zufrieden und glauben für uns sogar Vorteile zu erkennen gegenüber dem Neuen. Aber das ist Jedermanns Entscheid. Der Neue Actros ist ein tolles Auto, fast kein LKW mehr, sein Vorgänger auch.

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