Gelbe Gefahr auf Premieumniveau ante portas?

Hyundai will mit Nobelmarke Genesis Mercedes & Co in Europa angreifen

Gelbe Gefahr auf Premieumniveau ante portas?: Hyundai will mit Nobelmarke Genesis Mercedes & Co in Europa angreifen
Erstellt am 17. April 2020

Die Schonzeit der deutschen Premiumautomarken auf dem heimischen und europäischen Markt scheint bald vorbei zu sein. Der Hyundai-Konzern machte sich mit seinen beiden Marken Hyundai und Kia in den vergangenen zwei Jahrzehnten insbesondere im Volumensegment breit. Jetzt will man mit der Edelmarke Genesis die europäische Premiumkonkurrenz ins Visier nehmen. Einst war der Genesis – wahlweise als Limousine oder Coupé - das Topmodell der Hyundai-Modellpalette. Das ist mehr als zehn Jahre her. Mittlerweile wurde aus Genesis eine eigene Marke – der Nobelableger des Hyundai-Konzerns, der das Markentrio aus Hyundai, Kia und eben Genesis komplett machen soll. Nachdem es in Asien und insbesondere den USA mit dem koreanischen Designanspruch bereits prächtig läuft, herrscht in Europa bisher tote Hose. Damit soll zum Jahreswechsel 2020 / 2021 Schluss sein. Genesis will als eigenständige Marke in Europa Fuß fassen und insbesondere die deutsche Premiumkonkurrenz Audi, BMW und Mercedes-Benz angreifen. Auch ausländische Premiumhersteller wie Jaguar Land Rover und Volvo dürften ein kritisches Auge nach Deutschland und in die Schweiz werfen; hier will Genesis zuerst mit ihren Verkaufsräumen starten.

Den Stern im Fadenkreuz

Dass Genesis endlich auch in Europa Fuß fassen will, ist nicht neu. Doch der Start verzögerte sich, weil man abwarten wollte, bis der Ableger des koreanischen Hyundai-Konzerns mit Sitz in Seoul seine neueste Modellgeneration vorgestellt hat. Den Anfang machte Anfang des Jahres der Genesis GV 80, ein Luxus-SUV, der mit Blick auf den Stern mit dem Mercedes GLE konkurrieren soll. Kurz nach dem GV 80 legte Genesis mit dem G 80 eine Oberklasselimousine nach, die speziell Mercedes E-Klasse / CLS abzielt. Der im letzten Jahr ausgeschiedene Marken-CEO Manfred Fitzgerald hatte den Neuaufbau der Marke für Europa zusammen mit seinem Team mehr als zwei Jahre lang geplant. Im kommenden Jahr soll es endlich losgehen.

Doch die Rahmenbedingungen sind nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie schwieriger denn je. Der europäische Automarkt tut sich schwer und stürzt durch Corona in ein gigantisches Loch. Aktuell gehen Analysten davon aus, dass die Märkte in Europa 20 Prozent oder mehr verlieren könnten. Zudem ist die Stimmung rund um das Auto seit Jahren alles andere als gut. Tempolimits, Fahrverbote und der nicht völlig enden wollende Dieselskandal setzen den Autoherstellern zu; da machen die Premiummarken keine Ausnahme. Viele fordern elektrisierte Antriebe, doch der Kunde schüttelt zumeist den Kopf und macht einen Bogen um die Autos mit Stecker. Auch wenn die Zuwachsraten von Elektroautos und Plug-In-Hybriden imposant sind – die absoluten Verkaufszahlen sind zumeist überschaubar. Gut möglich, dass die Corona-Krise vielen wieder neue Lust auf die individuelle Mobilität macht. Eine Unterstützung der europäischen Autowirtschaft nach Vorbild der Abwrackprämie scheint realistisch.

Ob davon die Premiummarken profitieren können, erscheint fraglich. Zumeist profitieren von einer solch staatlichen Verkaufsförderung eher günstige Marken und preiswerte Modelle. Anzunehmen, dass eine etwaige Abwrackprämie diesmal eine Umweltnote bekäme. Heißt, Elektroautos oder Plug-In-Modelle bekämen wohl eine höhere Bezuschussung als solche Fahrzeuge mit traditionellem Antrieb. Doch das Problem bleibt, dass sich ausländische Premiumhersteller speziell in Ländern wie Deutschland, Österreich oder der Schweiz schwertun. Cadillac versucht es mit guten Produkten seit Jahren ebenso mit überschaubarem Erfolg wie Lexus – Nobelableger des mächtigen Toyota-Konzerns. Nachdem sich Infiniti, der Edelbruder des Renault-Nissan-Konzerns, bereits 2019 aus Deutschland verabschiedete und Honda seiner Topmarke Acura eine Absage für Europa erteilte, will es nun der Hyundai-Konzern mit Genesis versuchen.

Genesis will die Fehler der internationalen Konkurrenz nicht wiederholen und hatte dafür ein Team, das den europäischen Markt und speziellen diesen in Deutschland bestens kennt. Markenchef Manfred Fitzgerald, mittlerweile von William Lee abgelöst, hatte zuvor lange Jahre die Geschicke von Lamborghini mitgeleitet, Chefdesigner Luc Dunckerwolke arbeitete zuvor im Volkswagen-Konzern für Marken wie Lamborghini, Seat sowie Audi und Hyundais Kreativkopf Peter Schreyer stand vor seiner Zeit im Hyundai-Konzern ebenfalls lange in Volkswagen-Diensten. Seit mehr als zwei Jahren kommen nicht nur kreative Ideen aus ehemals deutscher Hand. Alfred Biermann, aktueller Entwicklungs-Chef bei Hyundai und damit auch für Genesis verantwortlich, hatte zuvor jahrzehntelang führende Positionen bei BMW inne.

Die Koreaner setzen bei der Erstpositionierung von Genesis auf die drei Säulen Design, Marke und Technologie. In Sachen Design muss man sich angesichts des Portfolios keine ernsthaften Sorgen machen und auch bei der Technik sollte es Dank jahrzehntelanger Erfahrung ebenfalls klappen. Die neuen Genesis-Modelle GV 80 und G 80 versprechen allemal Aussicht auf Erfolg. „Der Kern unserer Marke liegt im G80", sagt William Lee, Executive Vice President und Chef der Marke Genesis, „dieses Segment stellt den Ausgangspunkt dar und wir freuen uns, dass unser neuestes Angebot eine perfekte Balance zwischen anspruchsvollem Luxus und inspirierender Leistung für unsere Kunden erreicht."

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