Fahreindrücke: Mercedes Arocs at Work

Fahrvorstellung Mercedes-Benz Arocs

Fahreindrücke: Mercedes Arocs at Work : Fahrvorstellung Mercedes-Benz Arocs
Erstellt am 23. April 2013

Der Arocs beeindruckt mit seinem Auftritt an Kraft und Robust­heit schon im Stand. Der Kühlergrill mit seiner „Baggerzahn“-Optik bildet die optische Klammer zwischen Technik und Terrain – man spürt, dieser Last­wagen gehört ins Gelände. Im Tagebaugelände der Rheinkalk in Dornap zeigt er seine Könner-Qualitäten. Für die Testfahrt auf der so genannten Extremstrecke fällt die Wahl auf das Modell 4151 8x8/4. In bewährter Mercedes-Benz-Nomenklatur abgekürzt ist das ein 41 Tonner mit vier Achsen, alle angetrieben und zwei, die vorderen natürlich, gelenkt. Motorseitig, auch das steht im Typkürzel, ist ein Motoren­aggregat mit 375 kW (510 PS) im Einsatz. Genauer gesagt ist es die Spitzen­ausführung des 12,8-l-Reihensechszylinders von Mercedes-Benz, der seine volle Leistung bei 1800/min abliefert und 2500 Nm als höchste Zugkraft bei 1100/min auf die Kurbelwelle wuchtet.

Im Verlauf der ersten Probefahrt durch das Offroad-Areal der Rheinkalkwerke tritt die Schaltung allerdings in den Hintergrund. Vielmehr beeindruckt der Motor mit seiner fulminanten Zugkraft aus den Tiefen des Drehzahlkellers bei gleichzeitiger Drehwilligkeit nach oben hinaus. Das spart in vielen Fällen einen Schaltvorgang.

Und weil, in Mercedes-typischer Manier, die Differenzialsperren im neuen Arocs wie bisher in der Baufahrzeugfamilie aus der bewährten Actros-Reihe nach ihrer traktionsdynamischen Notwendigkeit in Reihe geschaltet werden, ist die Bedienung des Bau-Boliden genauso ergonomisch, wie es die Fahrer er­warten. Zumal die Armaturenanlage mit seiner feinen Übersichtlichkeit genau darüber informiert, welcher Fahrzustand gerade anliegt.

Die Drehzahl entscheidet

Dazu gehört selbstverständlich die Geschwindigkeitsanzeige, aber die ist im schweren Terrain weniger wichtig. Gleichrangig wird die Motordrehzahl ange­zeigt, die bei höchsten Fahrwiderständen Auskunft über die entscheidende Frage gibt: Packt’s der Motor oder packt er’s nicht.

Beim voll ausgelasteten Arocs 4151 8x8/4 steht die Nadel des Drehzahl­messers wie festgenagelt bei 1100 Touren. Selbst am Steilstück der anspruchs­vollen Offroad-Runde – extrem rutschig durch vorausgegangene Regenfälle – geht die großvolumige Maschine nicht in die Knie. Dabei hat der Fahrer sogar noch etwas Luft unter dem Fahrpedal.

Aber das hochgeländegängige Fahrwerk verschränkt sich unter der voll­beladenen Kippbrücke so geschickt, dass es selbst für die umstehenden Foto­grafen eine wahre Freude ist. Auch am Arocs-Volant bleibt die Arbeits­atmosphäre entspannt. Dank Achslastausgleich ist die Gewichtsverteilung zwischen den beiden Vorderachsen bestmöglich ausgeglichen, die Traktion nahe bei 100 Prozent. Dabei helfen dem neuen Allrad-Kipper auch die griffigen Gelände-Pneus der Maße 13 R 22.5.

Leichtes Handling dank der Weltneuheit Servotwin

Auffällig zielgenau arbeitet die Lenkung bei diesen anspruchsvollen Manövern. Kein Wunder, schließlich arbeitet im neuen Arocs eine Weltneuheit im Nutz­fahrzeugbereich: die elektro-hydraulische Lenkung Servotwin. Sie ist zu­nächst exklusiv bei Vierachsfahrzeugen im Einsatz. Ihr Bonus für den Arocs-Piloten: geschwindigkeitsabhängige Lenkkraftunterstützung und aktiver Lenkungsrücklauf.

Mit dieser neu entwickelten Technologie, die bei 8x6- und 8x8-Fahrzeugen serienmäßig und bei 8x4-Fahrzeugen optional erhältlich ist, eröffnet sich eine Welt von bisher unerreichtem Lenkkomfort bei gleichzeitig höchster Lenk­präzision.

Zweite Testrunde auf der Selbstfahrstrecke mit dem neuen OM 470

Auch die Testfahrzeuge auf dem zweiten angebotenen Rundkurs lenken mit Servotwin. Und sie überlassen den Gangwechsel dem serienmäßigen Mercedes PowerShift 3-Getriebe. Vor dem Getriebe arbeitet der neue 10,7-l-Reihensechszylinder OM 470, den es in vier Leistungsstufen von 240 kW (326 PS) bis 315 kW (428 PS) gibt. Im hier eingesetzten Testwagen, ein Vierachser 3240 mit der Antriebsformel 8x4/4, ist die zweitstärkste Motor­version mit 290 kW (394 PS) und 1800 Nm Maximalzugkraft verbaut. Der Dreiseitenkipper steht auf straßen- und leichtgelände-tauglicher Bereifung 315/80 R 22.5.

Auf zur Testfahrt geht’s diesmal also mit einer etwas kleineren Maschine unter der halblangen Kabine, weniger derben Reifen, aber trotzdem mit voller Ge­wichtsauslastung auf 32 Tonnen. Nur die Arocs-typische Optik mit dem kräfti­gen Antlitz bleibt unverändert.

Der Arbeitsplatz arrangiert sich wie in dem zuvor gefahrenen 8x8-Modell. Die Feststellbremse ist ergonomisch optimal griffgünstig in der Brüstung neben dem Lenkrad integriert. Bei Allradfahrzeugen ist dieser Platz für die im Ge­lände häufiger eingesetzte Differenzialsperren-Bedienung reserviert.

Bedienung vom Feinsten

Die Bedienung des Arocs 3240 8x4/4 ist, nicht zuletzt dank Mercedes PowerShift 3, ergonomisch und intuitiv bedienbar. Der Lenkstockhebel für Mercedes PowerShift 3 ermöglicht stressfreies Fahren auch im Gelände. Die Bedienung des Bordcomputers erfolgt über das serienmäßige Mulitfunktions­lenkrad. Die Instrumente sind übersichtlich gestaltet und bieten eine Vielzahl an Informationen und Einstellmöglichkeiten. Die Sitz- und Spiegeleinstellung ist optimiert, alle Schalter sitzen da, wo sie hingehören. Sogar die Schaltung scheint identisch: Mercedes PowerShift Offroad wie für die Straßenfahrer – die Fahrt mit dem vermeintlich groben Baufahrzeug lässt sich höchst komfortabel an.

Zum Anfahren hat der Getriebecomputer den zweiten Gang als passend aus­erkoren. Angesichts der für 290 kW (394 PS) und 1800 Nm ziemlich hohen Fahrzeugmasse von knapp 32 Tonnen und einer gelände­tauglich kurzen Achsübersetzung spricht das für eine ausgeprägt kupplungs­schonende Auslegungsphilosophie. Mit Leerlaufdrehzahl wird der Kraftschluss hergestellt.

Getriebe-Know-How auf höchstem Niveau

Zum Anfahren wählt Mercedes PowerShift 3 immer den passenden Gang – in Abhängigkeit der Beladung, der Steigung und des gewählten Fahrmodus. Beim Beschleunigen schaltet Mercedes PowerShift 3 getreu der bestens bekannten Lehre von den großen Gangsprüngen, wo möglich, schaltet der 3240 8x4/4 vom dritten in den sechsten und dann gleich in den achten Gang. Zeit- und kraftstoffzehrendes Verzetteln ist dem Getrieberechner unbekannt.

Das genügt schon als kleiner Zwischensprint. Schließlich fährt man hier im zum Teil extremen Gelände des Rheinkalk-Tageabbaus und nicht auf einer be­festigten Straße. Hier zeigt die in allen Arocs-Modellen serienmäßige Mercedes PowerShift 3-Getriebeschaltautomatik, was sie im Offroad-Einsatz leisten kann. Neben dem Fahrprogramm Power gibt es ein spezielles Offroad Fahr­programm, jedes Fahrprogramm hat drei Fahrmodi zur Auswahl (standard, manuell sowie entweder power oder offroad).

Mercedes PowerShift 3-Programme sauber angepasst

Der Testwagen verfügt über das Fahrprogramm Offroad für Mercedes PowerShift 3. Ist diese per Fingertipp am Lenkstockhebel aktiviert, kann im Gelände eigentlich gar nichts mehr schiefgehen. Zumindest was die Gangwahl betrifft.

Schon bei leicht erhöhten Fahrwiderständen, legt der Gangwahlrechner die Schaltschwellen für die Auf- und Abwärtsschaltungen auf ein sehr hohes Ni­veau. Ein Steckenbleiben auf Grund eines allzu optimistisch ausgeführten Übersetzungswechsels vermeidet das Fahrprogramm Offroad mit dem Mercedes PowerShift 3 nachhaltig.

Für den weiteren Verlauf der Probefahrt im mittelschweren Terrain des Tage­baugeländes ist der Fahrmodus Standard optimal. Als hätte der 10,7-l-Motor nur darauf gewartet, spannt das hier auf 1800 Nm getrimmte Triebwerk seine Muskeln an. Wie die zuvor getestete 12,8-l-Maschine kann auch das hubraum­kleinere Aggregat alle im Gelände relevanten Anforderungen mit Leichtigkeit parieren.

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Bei einer plötzlich auftauchenden Langsamfahrstelle im Parcours, schaltet Mercedes PowerShift 3 mit traumwandlerischer Sicherheit direkt vom fünften in den ersten Gang zurück. Schon passt die Zugkraft an den Antriebsrädern wieder zum aktuellen Fahrwiderstand. Ohne hängen zu bleiben, zieht der OM 470 den Arocs durch das tiefe Schlammwasser.

Dabei trägt die flugs zugeschaltete Quersperre nicht unwesentlich zum un­unterbrochenen Vortrieb bei. Den Drehzahlausgleich auszuschalten, ist dabei selbst für den Offroad-Laien denkbar simpel. Schließlich wird das unvermeid­liche Getriebe-Schaltmanöver ohne größere Aktionen an einem Schalthebel oder wohl dosiertes Betätigen eines Kupplungspedals erledigt. Somit bleibt dem Fahrer alle Zeit, den Differenzialsperren-Schalter einfach eine Stufe weiter zu drehen.

Manchmal manuell

Doch ganz so einfach bleibt Geländefahren auch weiterhin nicht. Vor dem Erklimmen der steilsten Streckenabschnitte ermahnt der Testbegleiter: „Im schweren Gelände bleibt das Wissen und Können des Fahrers unverzichtbar.“ Damit meint er: Selbst der beste Getriebeautomat kann nicht sehen. Auch wenn die hoch sensible Sensorik der neuen PowerShift Offroad mit ihrem für den Geländeeinsatz noch einmal weiter entwickelten Neigungssensor Änder­ungen des Fahrwiderstandes beinahe zu Erahnen scheint.

Also darf der Tester nun den manuellen Fahrmodus ausprobieren: Umschalten auf das manuelle Schaltprogramm. Im fixierten dritten Gang klettert der Vier­achser mit seinem durchgesperrten Antriebstandem einen Anstieg hinauf. Fast so, als wolle er dem Gelände-Greenhorn beweisen: Allrad? Brauche ich nicht. Know-how plus Arocs-Basistechnik genügt. Den Rest besorgt der Sechs­zylindermotor, der wahrlich elegant am Gas hängt.

Talwärts – gefühlt: senkrecht runter – geht‘s dann klassisch im weiter gegen Hochschaltungen gesperrten ersten Gang und mit der hart zupackenden, ver­stärkten Dauerbremse. Die holt aus diesem 10,7-l-Motor eine Bremsleistung heraus, die früher nur einem Zehnzylinder-Saugmotor zugetraut wurde

Dritte Testrunde: mit einem „Leichtgewicht“ auf Überland-Kurs

Nach der eindrucksvollen Fahrt mit dem hochgeländegängigen Allrad-Arocs 4151 8x8/4 und dem eigentlich nicht viel weniger geländegängigen Arocs 3240 8x4/4 für gemischte Einsätze folgt zum Abschluss der umfangreichen Test­fahrten eine Probefahrt im straßenorientierten Einsatz mit einem Arocs 2630 6x4.

Der Dreiachskipper gewinnt seinen Vortrieb aus einem kompakten 7,7-l-Motor. Dieses Aggregat ist einer der wesentlichen Bausteine, um dem Arocs-Beton­mischer Loader zu einem beinahe sensationellen Transportvolumen von 8 m³ zu verhelfen. Sein Leistungsspektrum spannt von 175 kW (238 PS) bis 260 kW (354 PS).

Was für einen Transportbetonmischer gut ist, kann für einen stets nach Nutz­last trachtenden Massengutfrachter nicht schlecht sein. Mit dem leichten Motor in mittlerer Leistungseinstellung, 220 kW (299 PS) und 1200 Nm, an Bord geht‘s mit dem Dreiseitenkipper auf die Straßenrunde.

Technik-Schulterschluss zu den Großkalibern

Die unter der mittellangen Arocs-Kabine verborgene Maschine OM 936 ist, wie der zuvor gefahrene OM 470, eine komplette Neukonstruktion. Das leichte Triebwerk muss sich nicht hinter seinen großen Brüdern verstecken. Die tech­nischen Finessen sind auch hier zu finden. So zum Beispiel einen Einspritz­druck von maximal 2100 bar der Common-Rail-Einspritzung oder die weltweit erste verstellbare Auslassnockenwelle in einem Dieselmotor.

Die Aufladung übernimmt bis zur Leistungsstufe von 220 kW (299 PS) ein asymmetrischer Abgasturbolader mit zweiflutiger Turbine. Für die beiden obersten Leistungsstufen ist eine zweistufige Aufladung mit zwei Turboladern vorgesehen.

Kraft aus dem Keller

Schon bei der Auffahrt zur Autobahn zeigt der OM 936 seine beeindruckende Performance. Bereits bei einer Drehzahl von 1600 U/min stehen rund 90 Prozent der maximalen Motorleistung an. Gleichzeitig verfügt der Motor über hohe Dyna­mik bereits bei niedrigen Drehzahlen.

Das maximale Drehmoment steht von 1200/min konstant bis 1600/min im Hauptfahrbereich zur Verfügung. Aber selbst bei Drehzahlen unter 1000/min zeigt der Motor hohe Leistungswerte. In der Praxis überzeugt darüber hinaus die spontane Reaktion der Motoren auf Gaspedalbewegungen.

Und wiederum macht das serienmäßige Mercedes PowerShift 3-Getriebe eine absolut gute Figur. Die automatisierte Schaltung verstärkt den Eindruck, dass in diesem „kleinen“ Motor ein ganz Großer steckt. Flott, sprich in angemes­senen Schaltsprüngen, eilt das Mercedes PowerShift 3 durch die Über­setzungen, stets um das Drehzahldrücken à la Zwölflitermotor bemüh

Leer und voll im Wechsel

Für den ersten Moment wundert das wenig. Denn zunächst ist der geprüfte Arocs auf der Straße leer unterwegs. Logisch, dass Motorleistung und Schalt­getriebe so bestens harmonieren. Aber gleich nach der kurzen Autobahnfahrt bekommt der Kipper bei einem Baustofflager drei volle Radladerschaufeln draufgepackt.

Wird aus unserem flinken Arocs 2630 6x4 jetzt eine lahme Ente? Überhaupt nicht: Auf dem durchaus bergig angelegten Landstraßenabschnitt zurück zum „Entladepunkt“ spielt das Duo aus kompaktem Triebwerk plus Selbstschalt­getriebe seine Stärken eindrucksvoll aus.

Feines Handling

Die Schaltpunkte passen auch bei der kleinen Maschine auf den Punkt genau. Immer, wenn der Fahrer gerade zum Getriebe-Tippschalter greifen will, um eine Schaltung manuell einzuleiten, wechselt die Mercedes PowerShift 3-Automatik von allein die Übersetzung. Zumeist ist es ein einfacher Gang­sprung, bisweilen aber auch eine zusammengefasste Doppelschaltung.

Auf dem flüssig abgespulten Landstraßenstück überzeugt die teilelektrisch unterstützte Lenkung Servotwin ein weiteres Mal den Testfahrer. Wo im Ge­lände die Leichtigkeit am Volant beeindruckt, gefällt auf schnellen Land­straßenabschnitten die zunehmend direkte Auslegung. Das führt zu einem straffen Lenkgefühl mit deutlichem Durchgriff zur Fahrbahn.

Bedienungskomfort ganz groß

Die Fahrzeugbedienung mit dem Lenkstockhebel rechts an der Lenksäule, von wo auch die Motorbremse zugesteuert wird, geht intuitiv von der Hand. Viel zu tun gibt’s allerdings nicht. Die Arbeit übernimmt das Antriebs- und Brems-Management in praxisgerechter Ausführungsqualität.

Über das Multifunktionslenkrad werden wichtige Assistenzsysteme wie der Tempomat sowie der frei einstellbare Tempolimiter vom Fahrer bedient.

Besonders hilfreich ist ein frei programmierbarer „Hotkey“: Auf diese Taste kann sich jeder Fahrer das für ihn am wichtigsten erscheinende Untermenü (zum Beispiel die Lenkzeit, oder den Streckenverbrauch) ablegen – Knopfdruck genügt, und schon ist die Wunschinfo im Display ablesbar.

Apropos Lenkzeit. Das gesetzlich zulässige Limit ist nach den drei Probe­fahrten beinahe zur Hälfte erreicht. Zurück auf dem Gelände von Rheinkalk manövriert der Testfahrer den Arocs 2630 6x4 passgenau zur Abladestelle und lässt das Schüttgut lässig auf den Lagerplatz rutschen.

Kurz vorziehen, ein abrupter Stopp, damit sich die Reste von der Ladefläche lösen. Die abschließende Probefahrt mit den neuen Arocs-Modellen beendet der Tester wenigstens annähernd so professionell, wie sich der Neuling in seiner ganzen Angebotsbreite präsentiert hat.

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