1938er Mercedes Omnibus machte das Postamt mobil

Mit Mercedes ging schon immer die Post ab

1938er Mercedes Omnibus machte das Postamt mobil: Mit Mercedes ging schon immer die Post ab
Erstellt am 6. Juni 2023

Mercedes baute von jeher nicht nur begehrliche Personenwagen, sondern auch Fahrzeuge für Macher, die 1001 Job erledigen konnten. Auch für die ungewöhnlichsten Aufgaben war ein Mercedes-Vehikel schwer geeignet - sowie dieser O 10000 Bus mit 12 Tonnen Leergewicht aus dem Jahr 1938. Nur 386 Exemplare wurden gefertigt. Das stattliche Fahrzeug, das zu den ganz großen Ausstellungsstücken im Mercedes-Museum Stuttgart zählt, kam in den 1930er-Jahren als Stadt- und Fernverkehrsomnibus zum Einsatz. Das ausgestellte Fahrzeug diente der Österreichischen Post nach dem Zweiten Weltkrieg als Paketwagen auf der Strecke Salzburg-Wien. Später wurde es zum mobilen Postamt umgebaut, das bei Veranstaltungen wie den Salzburger Festspielen oder als Behelfspostamt im Einsatz war.

Für seinen Einsatz als Paketwagen und später auch als mobiles Postamt brachte der O 10000 gute Voraussetzungen mit. Er bot in seinem Inneren viel Platz (als Reisebus konnte er 60 Passagiere befördern) und war zudem kraftvoll motorisiert. Sein Sechszylinder-Dieselmotor OM 57 mit 11,2-Liter-Hubraum leistete 150 PS. Mit diesem Aggregat war er seinerzeit bis zu 65 km/h schnell; klingt nicht gerade atemberaubend, war für die damaligen Verhältnisse und Einsatzzwecke aber ausreichend.

Briefkasten, Kundenschalter für Briefmarkenkauf oder Paketannahme sowie die Möglichkeit Telegramme aufzugeben: In diesem Mercedes-Benz O 10000 ging bis in die 1970er-Jahre im wahren Sinn des Wortes die Post richtig ab. Gebaut wurde der beeindruckende Langhauber im Jahr 1938 als Fernverkehrsbus. Eine zweite Karriere hatte er als gelber Riese bzw. mobiles Postamt in Diensten der österreichischen Post. Entsprechend umgebaut bot der O 10000 den kompletten Service der österreichischen Post an.

Genutzt wurde der dreiachsige O 10000 zum Beispiel bei repräsentativen Kulturveranstaltungen wie etwa den Salzburger Festspielen. Aber nicht an jedem Tag war sein Auftritt sozusagen glamourös. Oft genug musste er auch über die Dörfer tingeln und als Behelfspostamt seinen Dienst verrichten.

Der O 10000 ist der größte Omnibus, den der Erfinder des Automobils in den 30er-Jahren ins Rollen gebracht hat. In Deutschland und Österreich wurden die bis zu 65 km/h schnellen und gut 14 Meter langen Busse auch von der Post im Linienfernverkehr - als sogenannte Kraftpost - eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) baut die Österreichische Post den O10000 dann erstmals um. Der O 10000 wird auf der Strecke Wien-Salzburg als Paketwagen eingesetzt. Irgendwann in den 1960er Jahren erfolgte der Umbau zum mobilen Postamt. In dieser Funktion blieb der Mercedes Omnibus bis Ende der 1970er-Jahre im Einsatz.

In dem mobilen Postamt konnte man sogar telefonieren, obwohl es seinerzeit ja noch gar keine Mobil-Telefone gab. Im Innenraum dieses Postbisses befanden sich drei Telefonzellen mit je einem Fernsprechapparat, der (natürlich) noch eine Wählscheibe zur Eingabe der Rufnummer des Wunschteilnehmers besaß. Mit einem der drei Apparate ließen sich sogar internationale Ferngespräche führen.


Auffallend ist die unterschiedliche Position der hoch liegenden Fenster der Telefonkabinen und der deutlich niedriger angeordneten Postschalter. Diese sind für die vermutlich auf einem Podest stehenden Postkunden so bequemer zu erreichen. Das macht ein Kniff beim Innenausbau möglich: Die Beamten, die Briefe, Telegramme und Pakete annehmen, sitzen nicht auf klassischen Büromöbeln. Stattdessen sind Stuhlsitze verschiebbar auf dem Boden des Innenraums befestigt, davor gibt es Vertiefungen für die Beine. Klug gelöst ist auch das Angebot einer Schreibmöglichkeit für die Kundschaft: An einer Seitenwand lässt sich dafür ein Pult nach außen klappen. Besonders komfortabel ist die integrierte Beleuchtung mit drei kleinen Lampen.


Übrigens hatte die Mannschaft, die den Umbau des O10000 zum mobilen Postamt geplant haben, nicht nur für die Kunden an so ziemlich alles gedacht. So gab es auch für die diensttuenden Postbeamten mit Kühlschrank und Handwaschbecken so etwas wie eine Komfortausstattung an Bord.

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