Der TÜV warnt vor Tachometer-Tricks

Tachomanipulationen: Sechs Milliarden Euro Schaden

Der TÜV warnt vor Tachometer-Tricks: Tachomanipulationen: Sechs Milliarden Euro Schaden
Erstellt am 23. Oktober 2015

Na, wieviel hat er denn runter? 82.000 km? 182.000 km, 282.000 oder gar mehr? Der Zweifel am angezeigten Kilometerstand wächst. 

US-Talkmaster Jay Leno hat im Rahmen einer Autopräsentation in Los Angeles einmal erzählt, dass sein erster Job beim Autohändler gewesen wäre, mit der Bohrmaschine die Anzeige der damals  noch mechanischen Kilometeranzeige zurückzudrehen. Weneiger Kilometer - mehr Geld beim Verkauf. Nicht alle Anwesenden konnten über seinen Gag damals lachen, berührte er doch fraglos einen empfindlichen Punkt im Autohandel. 

“Tacho-Tuning“ Sechs Milliarden Euro Schaden durch manipulierte Tachostände Die Hersteller könnten Tachos mit wenig Aufwand besser schützen Durch manipulierte Tachometer bei Gebrauchtwagen entsteht nach Berechnungen von Experten jährlich ein volkswirtschaftlicher Schaden von rund sechs Milliarden E Mit Tachomanipulationen lässt sich nicht nur in den USA, sondern natürlich auch in Deutschland richtig Geld verdienen. Laut Untersuchungen des TÜV Rheinland bringt bei einer Mercedes-Benz E-Klasse, Baujahr 2011, die Reduzierung der Laufleistung um 66.000 Kilometer von 114.000 auf 48.000 Kilometer einen höheren Erlös von rund 5.400 Euro. Bei einem VW Polo, Baujahr 2014 schlägt eine um 36.000 Kilometern geschönte Leistung immerhin noch mit 1.200 Euro Mehrgewinn zu Buche. Den jährlichen Schaden mit Tricksereien über die Laufleistung in Deutschland beziffert die Polizei auf fast sechs Milliarden Euro.

Dementsprechend verunsichert sind sowohl Käufer als auch Verkäufer alter Autos. Die einen, weil sich fürchten übers Ohr gehauen zu werden, die anderen, weil sie sich oftmals zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt sehen. In Zahlen ausgedrückt: Mehr als 40 Prozent der Gebrauchtwageninteressenten schätzen die Wahrscheinlichkeit der Manipulation als groß bis sehr groß ein. Sie sind der Meinung, dass bei einem Drittel der angebotenen Fahrzeuge am Kilometerzähler gedreht wurde.

Der Markenhändler genießt das größte Vertrauen

Am besten stehen noch die Marken-Händler in Sachen Ehrlichkeit da, am schlechtesten die Privatverkäufer. Bei ihnen und bei freien Händlern ist bei einem Großteil der vom TÜV Befragten das Vertrauen in die Richtigkeit des Kilometerstands mittelmäßig bis sehr gering. In Zahlen ausgedrückt: Knapp 66 Prozent sind misstrauisch beim freien Handel, knapp 62 trauen privaten Verkäufern nicht und rund 30 Prozent stehen auch den Markenhändlern skeptisch gegenüber.

TÜV und andere Experten befürworten für die Zukunft technische Lösungen, die allerdings mit dem Datenschutz kollidieren. Über einen Chip im Fahrzeug sollen Garantieleistungen, Werkstattaufenthalte, technische Untersuchungen, Unfallschäden durch eigene Schuld oder durch Dritte und dergleichen mehr an eine neutrale Datenbank geliefert werden. Dort könnten sowohl Käufer und Verkäufer die Daten abrufen. Jedoch können sie auch dort von findigen Hackern geknackt und frisiert werden.

Übrigens: Nach Ansicht von Rechtsexperten ist das Drehen am Kilometerzähler durch einen Autobesitzer keineswegs strafbar. Erst wenn es zum Verkauf kommt und dieser Kilometerstand als Merkmal dokumentiert wird, liegt ein Betrugsfall vor. Laut TÜV sind entsprechende Geräte, die über die OBD-Schnittstelle mit dem Fahrzeug verbunden werden, im Internet für knapp über 300 Euro zu kaufen.

 

 

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