Auto und Umwelt: BMW plädiert für Ehrlichkeit und Brennstoffzelle

Münchner Attacke? BMW-Chef Zipse vs. Mercedes-Nachhaltigkeitsstrategie

Auto und Umwelt: BMW plädiert für Ehrlichkeit und Brennstoffzelle: Münchner Attacke? BMW-Chef Zipse vs. Mercedes-Nachhaltigkeitsstrategie
Erstellt am 6. August 2021

Dass die Elektromobilität der Antrieb der Zukunft ist, wird von den meisten größeren Autoherstellern mittlerweile so gesehen. Und entsprechend positioniert sich ein jeder Fahrzeugbauer, um sich für die Zukunft unter Strom bereit und fit zu machen. Alle wollen CO2-neutral werden. Das ist nicht nur die erklärte Mission von Mercedes-Benz, sondern auch zum Beispiel der BMW Group, wie deren Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse im Rahmen einer Telefonkonferenz zur Präsentaion der Geschäftszahlen zum 2. Quartal bekräftigte. Zipse indes plädiert für mehr Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Technologieoffenheit und macht sich auch anders als VW, Porsche und Mercedes-Benz für die Brennstoffzelle im Pkw stark. Und er wendet sich in Sachen CO2-Neutralität gegen reine Ankündigungspolitik, Leuchtturmprojekte und bloße Lippenbekenntnisse. Wen hat er mit diesem Sprech im Visier? Zwar spricht BMW-Chef den Daimler nicht direkt an, doch darf man durchaus zwischen den Zeilen herauslesen, dass er mit seinen Worten BMWs Premiumkonkurrenten Nummer 1 attackiert.

Dass BMW die Zuversicht des Daimler nicht teilt, ab 2030 das komplette Portfolio elektrifiziert zu haben, ist keine neue Botschaft. „Electric only“ wie beim Erfinder des Automobbils ist die Devise von BMW nicht. Die Münchner sind bei ihren Prognosen weniger forsch und wagemutig oder, wie sie wohl meinen würden, einfach nur ehrlicher, - sie gehen davon aus, dass E-Autos für das Jahr 2030 bei den globalen Verkäufen bei BMW einen Anteil von nicht mehr als 50 % ausmachen. Oder anders ausgedrückt: Bei BMW ist der Verbrenner mitnichten schon tot gesagt.

Oliver Zipse (siehe Bild oben) trug sein Statement für eine CO2 neutrale Produktion und Mobilität sehr engagiert vor und er machte klar, dass es der Sache nicht gerecht werde und dem Klima nicht diene, wenn lediglich die Fahne einer lokal emissionsfreien Mobilität hochgehalten werde. Er sagte: „Welchen CO2-Abdruck hinterlässt ein Fahrzeug über den Lebenszyklus? Der Atmosphäre, sprich dem Klima, ist es vollkommen egal, ob ein Hersteller eine BEV-only, BEV-centric oder technologie-offene Strategie verfolgt. Relevant für den Klimaschutz ist ausschließlich das tatsächlich emittierte CO2 – und zwar gesamthaft: Von den eingesetzten Rohstoffen und Materialien über den industriellen Fertigungsprozess, die aktive Nutzung eines Fahrzeugs bis hin zur Wiederverwertung der Rohstoffe. Unser Eindruck ist: Je vollmundiger derzeit angekündigt wird, desto umfassender ist oftmals das Kleingedruckte."

Zipse führte weiter aus, dass die batterielektrischen Antriebe, die bei Mercedes-Benz mit Absolutheitsstatus favorisiert werden, auch für BMW derzeit das erste Mittel der Wahl ist - aber nur dort, wo es „sinnvoll und möglich ist,“ wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Für Zipse aber führen viele Wege zum Ziel und so darf sich Daimler-Chef Ola Källenius wohl angesprochen fühlen, wenn sein BMW-Vorstandschef-Kollege Zipse weiter ausführt: „So wie überall gilt auch für die Klimaneutralität: Wie sie erreicht werden kann, dazu gibt es verschiedene Wege. Folglich dient es nicht der Sache, sich einzelnen Wegen zu verschließen. Keiner ist falsch, solange der Klimaschutz profitiert. Die Herangehensweise sollte nie ideologisch, sondern immer pragmatisch und machbar sein – im Sinne der großen Vision, des globalen Ziels.“

Plädoyer für Technologieoffenheit

Anders als bei Mercedes-Benz - und anderen Autoherstellern - sieht BMW Chef-Zipse sehr wohl, dass eFuels in bestimmten Regionen eine Option sein können. Und auch die Brennstoffzelle hat man bei BMW anders als beim Mercedes-Benz noch nicht begraben. Im Gegenteil: Zipse sieht in der Fuel Cell im Pkw-Bereich große Potentiale, wenn er sagt: „Neben dem Elektroantrieb wird perspektivisch die Wasserstoff-Technologie an Bedeutung gewinnen. Und das nicht nur, so wie oft kolportiert, bei Nutzfahrzeugen!“ Bamm! Das war ein Leberhaken in Richtung Stuttgart. Einerseits andererseits: Von den von BMW bis 2023 angekündigten acht neuen elektrifizierten Modellen, ist nur einer mit Brennstoffzelle (BMW i Hydrogen NEXT, kommt 2022) ausgestattet.

BMW bringt „NEUE KLASSE“ - Chance für die Brennstoffzelle

„Neue Klasse" reloaded: In Anlehnung an die "Neue Klasse" genannten Mittelklassewagen (1962-1972), die Retter der seinerzeit taumelnden Marke BMW, wird BMW 2025 erneut eine  sogenannte NEUE KLASSE auf den Markt bringen - diese Fahrzeugarchitektur, die für künftige Modell-Generationen als Plattform dient, sei, so Zipse, kompromisslos elektrisch, egal ob mit Batterie oder Wasserstoff. Um im Bild zu bleiben: Es bleibt spannend. 

3 Kommentare

  • Tele Zentralschweiz

    Tele Zentralschweiz

    .... auch die Schallplatte hat irgendwo noch eine Zukunft; genauso wie die Brennstoffzelle bei PKW's. Fakt ist aber, nicht mal bei LKW's oder Schiffen wird sich die effiziente Brennstoffzelle durchsetzen, ("vielleicht" noch bei Flugzeugen) Ganz einfach: Der Fokus und damit die Entwicklungs-Dynamik liegt klar bei der Batterie. Hier gibt es schon jetzt, und noch deutlicher in den nächsten Jahren, einen Sprung beim Verhältnis von Gewicht zu Leistung. "Oliver Zipse, nicht träumen - aufwachen". Es macht keinen Sinn, dass der kleinste der deutschen Autobauer seine Ressourcen an Forschungsgeldern dermassen aufsplittert und damit überall zurückfällt. BMW wird sich, genauso wie Toyota, ins Abseits katapultieren und auf dem Automarkt in zehn Jahren kaum mehr eine Rolle spielen - wirklich schade.
  • Pano

    Pano

    Warum sich Zipse öffentlich an den Strategien anderer Hersteller abarbeitet, ist mir nicht ganz klar. Zumal er der aktuelle ACEA-Vorsitzende ist und somit auch jene Hersteller vertritt, die er kritisiert. Ist halt immer ratsamer zuerst seinen eigenen Kram zu regeln. Wenn zB der Brenstoffzellen BMW so eingepreist werden kann, dass er kein Zuschussgeschäft wird dann wäre das ganz große Klasse und Mercedes müsste sich erneut der Kritik stellen, warum man das eigene Knowhow nicht nutzt... Grüße Pano
  • Bernde

    Bernde

    Wo bleibt Wasserstoff bei Mercedes... das ist die Zukunft !!!!

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