Alles zu den Folgen des Rücktrittes von Nico Rosberg

Großes Rätselraten um Rosbergs Nachfolger, Lauda genervt!

Alles zu den Folgen des Rücktrittes von Nico Rosberg: Großes Rätselraten um Rosbergs Nachfolger, Lauda genervt!
Erstellt am 5. Dezember 2016

Die Schockstarre nach dem völlig überraschenden Rücktritt Nico Rosbergs löst sich langsam und die Folgen dieses radikalen Schrittes kristallisieren sich heraus. In der Chef-Etage ist man fieberhaft auf der Suche nach einem Nachfolger und Niki Lauda scheint überhaupt nicht glücklich mit Rosbergs Spontan-Entscheidung.

Der Abschied Nico Rosbergs wird vom Team nach außen hin sehr freundschaftlich behandelt. Erst am Wochenende bei "Motorsport meets Sindelfingen" wurde dem Deutschen Formel-1-Weltmeister ein großer Abschied beschert. Hinter den Kulissen brodelt es allerdings gewaltig. Der Weltmeister hat das Team nämlich buchstäblich auf dem falschen Fuß und besonders kalt erwischt. Trotz eines bestehenden Vertrages mit Rosberg steht das Mercedes-AMG Petronas F1-Team mitten in der Saison-Vorbereitung für 2017 ohne Fahrer da. Rosbergs Schritt konnte keiner vorher sehen. Dafür hat Niki Lauda kein Verständnis: "Einerseits muss man akzeptieren, wenn Nico nicht mehr fahren will. Aber auf der anderen Seite hat Nico im August bei uns einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Und ich denke, dass Verträge eigentlich grundsätzlich dazu da sind, dass man sie einhält", sagt Lauda im Gespräch mit der Welt am Sonntag. "Ich weiß ebenfalls, dass man als Fahrer mitten in der Saison einen Anflug kriegen kann, dass man nicht mehr weiterfahren will. Das ist alles, auch aus eigener Erfahrung, möglich und nachvollziehbar." "Aber was mich bei aller Erfahrung und allem Verständnis stört, ist, dass Nico uns jetzt sagt, wenn er nicht Weltmeister geworden wäre, wäre er weitergefahren."

Niki Lauda spricht Klartext - wie immer!

Nici Lauda hätte sich eine Vorwarnung gewünscht: "Wir hätten uns für diesen Fall, dass etwas passiert, einen Plan B ausdenken können oder besser: müssen – um für ein solches Szenario gerüstet zu sein. Das Problem für uns ist, dass er nie Signale gegeben hat, dass das sein Konzept ist. Und deshalb hat es uns so überrascht." Nun steht die Teamführung intern und in der Öffentlichkeit vor einem Riesen-Problem: "Wir haben ihm hochmotiviert das beste Auto zur Verfügung gestellt […] und damit seinen WM-Titel mit verursacht. Und jetzt stehen wir blöd da."

Eine Versuchung für zwei Weltmeister!

Und damit kommen wir schon zur meist diskutierten Frage im F1-Zirkus momentan: Wer sitzt im nächsten Jahr im Weltmeister-Auto? Das Team hat die Qual der Wahl. Natürlich weckt dieses Cockpit Begehrlichkeiten bei fast allen Fahrern. Allerdings sind viele von den Top-Piloten vertraglich fest gebunden. Red-Bull-Teamchef Christian Horner übermittelte Niki Lauda beispielsweise direkt nach Bekanntwerden von Rosbergs Rücktritt per SMS die Ansage, dass seine beiden Piloten Ricciardo und Verstappen auf keinen Fall zu haben wären. Etwas anders sieht es bei den beiden Weltmeistern Sebastian Vettel (Ferrari) und Fernando Alonso (Honda) aus. Beide können mit ihren Autos nicht zufrieden sein und bei beiden ist es denkbar, dass sie eine entsprechende Ausstiegsklausel im Vertrag haben. Vettel allerdings hat bereits signalisiert, dass er kein so großes Interesse hat, neben Hamilton im Silberpfeil zu fahren. Auch sein Team machte klar, dass beide Piloten für 2017 fest eingeplant sind. Fernando Alonso wiederum wäre nur für teuer Geld aus seinem McLaren-Vertrag herauszulösen. Und solche Vorgehensweisen möchte Toto Wolff gern vermeiden, um zwischen den Teams kein böses Blut entstehen zu lassen. Man wolle sich nicht in Vertragsangelegenheiten anderer Teams mischen. Daher scheidet auch der Finne Valtteri Bottas aus, der jüngst seinen Vertrag bei Williams verlängert hat sowie der Deutsche Nico Hülkenberg, der einer der Wunschkandidaten war, aber bei Renault fest gebunden ist. Ein interessanter Fall ist der ehemalige Weltmeister Jenson Button, der seine Karriere für 2017 wahrscheinlich beendet, zumindest aber pausiert hat. Für ein Mercedes-Cockpit würde er bestimmt noch einmal antreten, steht aber weiterhin bei McLaren Honda als Berater und Entwickler unter Vertrag. Ihn aus diesem Vertrag zu lösen, scheint allerdings nicht so prikär die bei aktiven Piloten.

Sebastian Vettel wird wohl weiter in Rot auftreten.

Wehrlein in der Pole-Position?

Ein weiteres Szenario wäre, dem mehrfachen Weltmeister Lewis Hamilton eine klare Nummer 2 an die Seite zu stellen, wie man es bei Ferrari lange Zeit gemacht hat. Das würde allerdings den oft kommunizierten Team-Richtlinien widersprechen, nach denen alle Fahrer stets gleich behandelt werden. Viel wahrscheinlicher ist, dass man einen der beider Nachwuchs-Piloten befördert. Pascal Wehrlein und Esteban Ocon werden seit Jahren für genau diesen Fall aufgebaut. Während Ocon für 2017 bereits bei Force India unterschrieben hat, besitzt Pascal Wehrlein noch keinen Vertrag. Und der Deutsche bringt sich bereits offensiv in Stellung: "Eine Saison in der Formel 1 ist nicht viel", spielt er auf sein Lehrjahr bei Manor an. "Aber ich fühle mich bereit für den Job und bin zuversichtlich." Außerdem hat Wehrlein bereits sehr viel Erfahrung bei Tests mit dem Silberpfeil gesammelt, kennt das Team und die Arbeitsweise sehr gut und hat auch durch seinen Speed überzeugt. Besonders wertvoll: Wehrlein hat die neuen, breiteren Pirelli-Reifen für 2017 bereits ausführlich getestet und damit einen Wissensvorsprung. Ihn könnte man wohl am reibungslosesten ins Team integrieren und würde dadurch wertvolle Zeit sparen. Zudem wäre dies auch die preiswerteste Lösung. Allerdings hat Wolff auch Bedenken. Hamilton und Wehrlein verstehen sich nicht besonders gut. Man möchte ungern wieder eine teaminterne Feindschaft generieren, bei der sich die Kontrahenten durch unüberlegte Aktionen gegenseitig behindern.

Pascal Wehrlein und Esteban Ocon streiten beide um das Cockpit!

Vielleicht ein ganz besonderer Media-Coup?

Ein ganz anderes, sehr spektakuläres Szenario besitzt allerhöchstens Außenseiterchancen. Toto Wolff wollte nämlich auch einen prominenten Quereinsteiger aus anderen Rennsport-Klassen nicht gänzlich ausschließen. Immerhin testete der mehrmalige Motorrad-Weltmeister Jorge Lorenzo erst kürzlich einen F1-Silberpfeil und überzeugte mit guten Zeiten. Auch Valentino Rossi testete in der Vergangenheit mehrfach F1-Boliden und war sehr schnell unterwegs. Und sogar der mehrfache Rallye-Champion Sebastien Ogier, der nach dem VW-Ausstieg aus der Rallye-WM ebenfalls ohne Cockpit da steht, bekundete - nur halb im Scherz - bereits sein Interesse. Toto Wolff dazu: "Jetzt lachen wir alle darüber. Aber schlussendlich sprechen wir von den Besten ihres Faches", lässt Wolff eine Hintertür offen. "Jemand, der Motorrad, Rallye oder Sportwagen auf diesem Niveau fährt, kann auch ein Formel-1-Auto konkurrenzfähig bewegen. Es ist nicht super realistisch, aber man kann es auch nicht völlig von der Hand weisen."

Lorenzo, Rossi oder Ogier - schillernde Namen mit Außenseiter-Chancen!

Die Zeit drängt, denn einerseits möchte man möglichst schnell Gewissheit haben, wer im nächsten Jahr im Cockpit sitzt. Zudem muss man auch die körperlichen Maße des Piloten wissen, um nicht - wie bei Ocon bei Manor in diesem Jahr - Probleme bei der Integration des Fahrers ins enge Cockpit zu bekommen. Andererseits wreden auch die Chancen, namhafte Piloten zu verpflichten, mit jedem Tag geringen. Spätestens bis Weihnachten möchte man alles unter Dach und Fach haben, versicherte Niki Lauda. Wir dürfen gespannt sein!

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