Repräsentationsfahrzeuge in der Geschichte der Daimler AG, Teil 1

Rückblick in der Geschichte des 125-Jahre bestehenden Automobilherstellers in acht Teilen – Teil 1

Repräsentationsfahrzeuge in der Geschichte der Daimler AG, Teil 1: Rückblick in der Geschichte des 125-Jahre bestehenden Automobilherstellers in acht Teilen – Teil 1
Erstellt am 1. August 2011

Das Repräsentationsfahrzeug verschafft einen würdigen und standesgemäßen Auftritt. Denn ein stattliches und wirkungsvolles Automobil dient nicht nur dem Selbstzweck des Transports. Durch seine Präsenz wirkt es als Verstärker imponierender Auftritte. Wobei die Bewertung je nach Epoche unterschiedlich ausfällt, ebenso die der jeweils benutzten Automobile. Sie sind immer auch ein Spiegelbild ihrer Zeit. Zugleich imponiert ein Repräsentationswagen nicht nur durch Größe und Stil, oft dokumentiert er auch den technischen Fortschritt und überzeugt durch überragenden Komfort.



Mercedes 31/55 PS Landaulet aus dem Jahr 1909 für den Fuhrpark des Deutschen Kaisers.

Repräsentationsfahrzeuge bis in die Neuzeit

Die Tradition der Repräsentationsfahrzeuge der Marke Mercedes-Benz und der Vorgängerfirmen Benz & Cie. und Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) ist eine Geschichte mit Unterbrechungen. Dabei ist bis 1981, dem Jahr des Produktionsendes des Mercedes-Benz 600, vollkommen unstrittig, dass die Marke in der Exklusivklasse mit einem Fahrzeug vertreten sein muss. Es dauert rund zwei Jahrzehnte, bis die damalige DaimlerChrysler AG im Jahr 2002 mit der Marke Maybach den Anschluss im Highend-Segment wieder herstellt.



Mercedes Electrique aus dem Fuhrpark des österreichischen Kaisers. Als Personenwagen wurde der Mercedes Electrique von 1906 bis ca. 1908 gebaut.

Jellinek ist einer von jenen Freunden und Förderern des Automobils

Die Ära der Repräsentationswagen beginnt etwa zwanzig Jahre nach der Erfindung des Automobils, somit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ausgelöst wird sie durch dieselben Kreise des wohlhabenden Bürgertums, die sich auch als Förderer des Automobilsports einen Namen machen. Der Kaufmann Emil Jellinek beispielsweise ist einer von jenen Freunden und Förderern des Automobils, der in der Frühzeit immer wieder mit Denkanstößen zur Weiterentwicklung der Fahrzeuge maßgeblich beiträgt.



Mercedes-Simplex 35 PS Landaulet. Dieser Fahrzeugtyp wurde in den Jahren 1901 bis 1905 gebaut.

Jellineks Reisewagen aus dem Jahr 1907

Ein Ergebnis ist Jellineks Reisewagen aus dem Jahr 1907, heute im Mercedes-Benz Museum zu bewundern, der schon wesentliche Merkmale eines repräsentativen Automobils verkörpert. Jellinek, der immer etwas weiter denkt als viele Zeitgenossen, lässt sich als Reisewagen nicht einen Tourer oder Phaeton bauen, die damals weit verbreitet sind, sondern eine bequeme und stattliche Limousine, die sich mit einer Motorleistung von 60 PS (44 kW) an der oberen Grenze der damaligen Typenhierarchie befindet. Jellinek denkt, im Gegensatz zu vielen seiner Standesgenossen, auch an den Fahrer, der über ein festes Dach, Türen und Fenstern ebenfalls vor Wind und Wetter geschützt ist.



Mercedes Simplex 60 PS, Reisewagen des Kaufmanns Emil Jellinek aus dem Jahr 1907. Heute im Besitz des Mercedes-Benz Museums.

An dieser Stelle ist anzumerken ist, dass damals der offene Wagen die gebräuchliche Karosserieform und das geschlossene Fahrzeug die exklusive, besondere Variante ist, was in vielen Fällen bis Ende der 1930er-Jahre gilt – auch für repräsentative Autos.

Das Automobil hält allmählich Einzug in die Marställe des Adels

Der Adel, vorwiegend Liebhaber von Pferden und Kutschen, entdeckt erst nach dem begüterten Bürgertum das Automobil für seine repräsentativen Zwecke. So wird von Zar Nikolaus berichtet, dass er ein begeisterter Reiter sei, der alte Sitten schätzt, aber zunächst nicht unbedingt das Automobil. Eine ähnliche Einstellung sagt man dem deutschen Kaiser Wilhelm II. nach. Trotzdem hält das Automobil allmählich Einzug in die Marställe des Adels und funktioniert sie allmählich zu Großgaragen um.



Mercedes 37/70 PS Doppelphaeton aus dem Jahr 1907. Heute im Besitz des Mercedes-Benz Museums.

Im nächsten Teil...

...widmen wir uns den Repräsentationswagen bis zum Ersten Weltkrieg.

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