Modelljahr 1985: Grausame Mode, geniale Modelle

Die Mercedes-Chronik des Jahres 1985

Modelljahr 1985: Grausame Mode, geniale Modelle : Die Mercedes-Chronik  des Jahres 1985
Erstellt am 28. November 2009

Ein Kind der 80er: Mercedes-Benz Forschungszentrum in Berlin-Marienfelde



Also eins waren die Achtziger mit Sicherheit nicht: langweilig. Allein die damalige Mode – Stichwort Netz-T-Shirt – treibt uns (zumindest heute) Tränen in die Augen. Die Schweizer entdecken eine andere Mode: Sie „erfinden“ die Autobahngebühr für Pkw. In London und Philadelphia wird 1985 Musik-Geschichte geschrieben. Zeitgleich finden dort die legendären Live Aid-Konzerte statt. Aber auch für Mercedes ist 1985 ein geschichtsträchtiges Jahr.

Allrad heißt bei Mercedes 4MATIC

Im Rahmen des „Fahrdynamik-Konzepts“ präsentieren die Stuttgarter 1985 ihren Beitrag zum Thema Allradantrieb. Der hört auf den Namen 4MATIC, was bereits einen Hinweis darauf gibt, dass es sich um einen automatisch zuschaltenden Vierradantrieb handelt.

Das System ist für alle Sechszylindertypen der neuen Baureihe W 124 verfügbar. Eine komplexe Regelungselektronik kombiniert den Mercedes-typischen Heckantrieb mit einem kompletten zusätzlichen Vorderradantrieb inklusive Verteilergetriebe und Differential. Letzteres wird aus Platzgründen in die Ölwanne integriert. Dieser hohe technische Aufwand zahlt sich aus, ist aber nicht ganz billig: Mit 4MATIC ausgerüstete Wagen kosten gegenüber ihren konventionell angetriebenen Kollegen rund 12000 DM mehr.

Von Gorbatschow, Greenpeace und Glykol

Nix für Greenpeace-Aktivisten: Top-Modell der S-Klasse



1985 beginnt eine neue politische Zeitrechnung. Denn mit Michail Gorbatschow kommt ein Mann in den Kreml, der sich statt Kaltem Krieg dauerhaften Frieden wünscht. Friedlich mögen es in der Regel auch die Umweltschützer von Greenpeace. Aber hin und wieder rücken sie mit ihrem Schiff, der Rainbow Warrior, gegen Walfänger und Ölbohrplattformen aus. Das scheint der französischen Regierung nicht zu gefallen – sie lässt die Rainbow Warrior 1985 im Hafen von Auckland, Australien, versenken. Damit bekommt ein anderes Schiffswrack Gesellschaft: Die Forscher Jean-Louis Michel und Robert Ballard finden 1985 den gesunkenen Luxusliner Titanic in 3803 Metern Tiefe. Und was ist bei uns in Deutschland los? Nun, wir gucken erstmals Sat 1 und trinken dazu (wenn wir Pech haben) österreichischen Glykol-Wein.

Die Geburt des 560ers

Sechs Jahre nach ihrem Debüt spendiert Mercedes der S-Klasse, Baureihe W 126, eine umfangreiche Modellpflege. So dürfen sich Besucher der IAA 1985 über ein komplett überarbeitetes Typenprogramm der S-Klasse freuen. Alle Modelle profitieren von einer behutsam modernisierten Optik, größeren Rädern und neue Motoren. Darunter auch ein neuer V8 mit 5,6 Litern Hubraum – der 560er. Er mobilisiert 272 PS, doch das ist nur die ka(t)strierte Version. Ohne Kat und mit etwas höherer Verdichtung haut der 560er satte 300 PS raus. Doch warum gibt es den Motor überhaupt mit und ohne Katalysator? Zum einen, weil die Festlegung der Abgasgrenzwerte international noch sehr uneinheitlich ist, zum anderen, weil der für den Katalysator-Betrieb unabdingbare Bleifrei-Sprit noch nicht flächendeckend zur Verfügung steht.


Jugendtraum: „Tetris“ auf dem „Amiga“ zocken

Auch Profi-Computer sahen 1985 irgendwie anders aus als heute ...



Computer-Kids aufgepasst! Jetzt gibt es Grundlagenforschung. 1985 stellt eine Firma namens Commodore mit dem Amiga den ersten ernstzunehmenden Spiele-Rechner vor. Seine Grafikleistung, die heute von jedem Handy locker überboten wird, ist damals geradezu atemberaubend. Fehlen also nur noch geeignete Spiele zum Zocken. Eines davon liefert der russische Programmierer Alexey Pajitnov. Er beglückt uns mit Tetris! Was? Kein Begriff? Dann einfach mal bei den Eltern nachfragen, die kennen das. Garantiert. Pajitnov selbst hat übrigens nichts von seiner Erfindung: Das Spiel wird offiziell von der Sowjetunion vertrieben, so dass sämtliche Einnahmen direkt an Mütterchen Russland gehen.

Sauberer Neustart in den Rennsport: Der Sauber C8 von 1985

Bereits 1984 geht Mercedes-Benz eine Kooperation mit dem renommierten, Schweizer Rennstallbesitzer Peter Sauber ein. Ziel der beiden Partner: Die Gruppe C Sportwagenserie aufmischen.

Für Peter Sauber ist diese Klasse ein bekanntes Terrain. Schon seit 1982 fährt sein Team in der Gruppe C. Während seine bisherigen Sportwagen-Prototypen C 6 und C 7 von Ford- und BMW-Motoren angetrieben werden, steckt vor der Hinterachse des C 8 Mercedes-Power. 1985 präsentiert, ist der Wagen schnell ein potenzieller Siegkandidat. Daran hat der 4973 ccm große Mercedes-V8 namens M 117 sicher seinen Anteil. 1986 gewinnt der C 8 das ADAC-Kouros-Rennen auf dem Nürburgring, besser bekannt als 1000 km-Rennen. Es ist der Anfang einer grandiosen Siegserie. Gleichzeitig markiert der C8 auf Sportwagen-Ebene den Wiedereinstieg von Mercedes in den Rennsport, den das Werk 1955 verlassen hatte.

Unsere neuen Sport-Ikonen: Boris und Bernhard

Nicht selten ein Promi-Dienstwagen: Mercedes 560 SEC



Treffen die Stichworte „Sport“ und „Boris“ zusammen, ist eigentlich klar, worum es geht – richtig, um Tennislegende Boris Becker. Der steht 1985 mit gerade einmal 17 Jahren im Finale des ehrwürdigen Wimbledon-Turniers und gewinnt es dann auch noch! Der Golfer Bernhard Langer weiß ebenfalls, wie man mit Ball und Schläger umgeht. 1985 gewinnt er als erster Deutscher eines der wichtigsten Golf-Turniere der Welt, die US Masters. Doch nicht nur deutsche Sportler machen 1985 von sich reden. Auch ein ukrainischer Stabhochspringer wird zur Legende: In Paris überspringt Sergej Bubka erstmals die Sechs-Meter-Marke.

Realität auf hydraulischen Beinen: Mercedes-Fahrsimulator

Als Automobilbauer kann Mercedes alle Bauteile und Funktionen seiner Fahrzeuge berechnen. Nur den vielleicht wichtigsten nicht: den Mensch. Um das menschliche Verhalten hinter dem Steuer besser zu verstehen, entschließt sich Mercedes zum Bau eines Forschungszentrums in Berlin-Marienfelde, das 1985 eingeweiht wird. Herzstück der 25 Mio. DM teuren Anlage ist ein Fahrsimulator, den die Daimler-Benz Forschung komplett selbst entwickelt. Der sogenannte Erprobungsraum steht auf beweglichen, steuerbaren Hydraulikbeinen. In ihm befindet sich eine 180-Grad-Projektionswand, die Straßenszenen simuliert, inklusive Häuser, Verkehrsschilder, Fußgänger und Gegenverkehr. Vor dieser Projektionswand steht ein Mercedes, dessen Steuereinrichtungen über Datenleitungen mit der komplexen Computersteuerung des Fahrsimulators verbunden sind. Der Effekt ist verblüffend: Durch die in Echtzeit berechneten Bewegungen des Simulators erlebt der Fahrer, der eigentlich nicht fährt, sondern steht, alle dynamischen Einflüsse, wie Kurvenfahrten, Bremsungen oder Unebenheiten. Seine Reaktionen geben wichtige Aufschlüsse für die Entwicklung aktiver und passiver Sicherheitssysteme.

Gestern geboren, heute berühmt: Nico Rosberg und Lewis Hamilton sind Jahrgang 1985

Klingt gut: Mercedes-Rennmotor - doch die Hits des Jahres lieferten andere



1985 scheint ein guter Jahrgang für schnelle Leute zu sein – sowohl Lewis Hamilton, als auch sein Formel 1-Kollege Nico Rosberg kommen zur Welt. Aber auch für Fußball-Fans ist 1985 ein wichtiges Jahr. Mit Lukas Podolski, Cristiano Ronaldo und Wayne Rooney werden drei (mehr oder weniger) exzellente Kicker geboren. Dass man auch ohne Talent zu einer gewissen Berühmtheit gelangen kann, beweist Superstar-Heulboje Daniel Küblböck, der ebenfalls ein 85er-Jahrgang ist. Den Hit des Jahres liefert Duran Duran mit „Wild Boys“, das erfolgreichste Album ist Herbert Grönemeyers „4630 Bochum“.

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