Mercedes-Rekordfahrten: Need for Speed

Seit über 100 Jahren gibt Mercedes Vollgas

Mercedes-Rekordfahrten: Need for Speed: Seit über 100 Jahren gibt Mercedes Vollgas
Erstellt am 18. November 2009

Kaum war das Automobil erfunden, ging es auch schon um die Wurst: Wer ist wohl der Schnellste? Das Thema Geschwindigkeit faszinierte Autobauer und Autofahrer von Beginn an. Also wurde um die Wette gefahren. Meist gegen Gegner, oft aber auch gegen die Uhr. Immer vorne dabei: Die Autos mit dem Stern. Grund genug für uns, einen Blick auf die spektakulärsten Mercedes-Rekordfahrten zu werfen.

Blitzen-Benz: Nur Fliegen ist schöner?

Auf diese Frage gibt der so genannte Blitzen-Benz 1909 eine klare Antwort. Sie lautet Nein. Denn wenn es um die reine Geschwindigkeit geht, macht das Hubraummonster (21,5 Liter!) jedes damalige Flugzeug zur lahmen Ente: Unter infernalischem Sound katapultiert sich der Blitzen-Benz am 8. November 1909 als erstes Automobil über die 200-km/h-Marke. Ein Rekord für die Ewigkeit – auch, wenn er acht Jahre später erstmals übertroffen wird. Am Steuer des Wagens sitzt seinerzeit Werksfahrer Victor Héméry. Auch seinem Mut ist es zu verdanken, dass der Blitzen Benz auf der Rennstrecke von Brooklands, England, auf exakt 202,7 km/h beschleunigen kann. Doch damit nicht genug: Héméry und sein Rekordwagen setzen noch weitere Bestmarken. Den Kilometer mit fliegendem Start absolvieren sie in 31 Sekunden, aus dem Stand sind es 41 Sekunden. Damals absolut unverstellbar – und heute irgendwie auch.

W 25 und W 125: Höllentempo auf öffentlichen Straßen

Für seine Karriere als Rekordwagen bekommt der erfolgreiche Grand-Prix-Wagen W 25 eine aerodynamische Kanzel über dem Fahrersitz. Genau dort sitzt Rudolf Caracciola und fährt zum ersten Mal in seinem Leben über 300 km/h. Doch das ist nur der Anfang. Caracciola stellt mit dem 430 PS starken Rennwagen internationale Rekorde über den Kilometer, die Meile mit fliegendem Start und die Meile mit stehendem Start auf. 1934 beschleunigt er auf der Berliner Avus auf fast 312 km/h – ebenfalls ein Rekord.

Dann kommt die Rekordversion des W 125. Seine Stromlinien-Karosserie hat so gut wie gar keinen Luftwiderstand, dafür leistet sein V-12-Motor 616 PS. Rudolf Caracciola weiß das zu nutzen und erzielt auf der Autobahn Frankfurt-Darmstadt fünf internationale Klassenrekorde und einen Weltrekord. Doch es geht noch schneller: Mit einer nochmals windschlüpfrigeren Karosserie (cW-Wert 0,157) und einem, dank Roots-Kompressoren, 736 PS starken V-12, erreicht Rudolf Caracciola am 28. Januar 1938 eine Höchstgeschwindigkeit von 432,7 km/h. Und das auf einer „handelsüblichen“ Autobahn!

W 154 und T 80: Eleganz und Bärenkräfte

Vom W 154 entstehen 1939 gleich zwei Rekord-Versionen: Eine ist spezialisiert auf Bestwerte bei fliegendem Start, die zweite soll optimal aus dem Stand beschleunigen. Die Spezialisten enttäuschen ihre Erbauer nicht: Beim fliegenden Start werden 398,2 km/h für den Kilometer gemessen, beim Sprint mit stehendem Start sind es 175,1 km/h für den Kilometer. Die Optik-Wertung gewinnt aber der Sprinter. Mit seinen vollverkleideten Rädern und der charakteristischen Cockpit-Linie beweist er, dass Effizienz und Ästhetik keine Widersprüche sein müssen.

Nicht weniger faszinierend sind die Formen des 8,24 Meter langen T 80. Was uns aber wirklich aus der Fassung bringt, ist sein Motor: Ein V-12-Flugmotor mit 44,5 Litern(!) Hubraum und 3500 PS(!!). Angesetzt ist der T 80 auf den bei 484 km/h liegenden Geschwindigkeitsweltrekord – doch er kommt durch den Zweiten Weltkrieg leider nicht zum Zug.


C 111-IID, -III, -IV: Es riecht nach Rekorden und auch nach Diesel

Als Vorreiter der Dieseltechnologie sucht Mercedes in den 1970ern nach einem eindrucksvollen Beweis für Leistungsfähigkeit der hauseigenen Selbstzünder. Da kommt die frisch ausgemusterte Supersportwagen-Studie C 111 gerade recht. Ihr wird das Wankel-Herz entrissen und stattdessen ein 190 PS starker Diesel-Fünfzylinder implantiert. Der ansonsten kaum veränderte Wagen bekommt den Namen C 111-IID und darf sich erstmals 1976 auf dem Hochgeschwindigkeitsoval in Nardo, Italien, austoben. Das Ergebnis: Alle bis dahin von Dieselmotoren aufgestellten Geschwindigkeits- und Beschleunigungsrekorde werden geradezu pulverisiert. 1978 geht es erneut nach Italien. Der Wagen heißt jetzt C 111-III, besitzt einen Ladeluftkühler, 230 PS und eine Karosserie, die nur noch entfernt an C 111 erinnert. Sie folgt konsequent der Lehre der Stromlinie, was im Hinblick auf die angestrebte Höchstgeschwindigkeit auch logisch erscheint. Der nächste Rekordwagen, genannt C 111-IV, geht 1979 noch weiter. Zum einen trägt er markante Spoiler, eine geänderte Front und zwei Heckflossen, zum anderen wütet unter der Karosserie ein 4,8 Liter großer V8-Benziner mit satten 500 PS. Mit 403,978 km/h setzt der C 111-IV eine neue Rekordmarke für Rundstrecken.

190 E 2,3-16: Das Baby rennt – und wie!

Bei seinem Debut noch als „Baby-Benz“ bezeichnet, zeigt der 190 E schnell, was in ihm steckt. Dazu gehört auch das Talent zum Rekord-Brecher. Am 13. August 1983 ist es soweit: Drei Mercedes-Benz 190 E 2,3-16 starten mit leicht modifizierter Karosserie, Kühlung und Lenkung zur Rekordjagd. Ihre Aufgabe lautet, 50.000 Kilometer am Stück zu absolvieren und das bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 240 km/h. Die Mercedes-Benz-Ingenieure gehen davon aus, dass dafür gut acht Tage benötigt werden – wenn nichts schief geht. Schließlich handelt es sich um eine „Rekordfahrt mit Zuverlässigkeits-Nachweis“. Und genau diesen Nachweis erbringt der 190er ohne wenn und aber. Der einzige Defekt ist ein gebrochener Verteilerfinger. So kann sich das Team nach 201 Stunden, 39 Minuten und 43 Sekunden nicht nur über das gelungene „Experiment“, sondern auch über drei Weltrekorde und neun internationale Klassenrekorde

freuen.

E 320 CDI: Die Welt ist nicht genug

Nein, tatsächlich muss sich der Mercedes-Benz E 320 CDI, praktisch als Jungfernfahrt, einer vierfachen Erdumrundung stellen! Das bedeutet 160.000 Kilometer nonstop. Am 1. April 2005 ist es soweit: Insgesamt drei E 320 CDI starten zu ihrem Ultra-Marathon, bei dem sie 30 Tage lang, rund um die Uhr mit einem Durchschnittstempo von über 200 km/h bewegt werden. Begleitet werden sie dabei von drei Teams, bestehend aus je sechs Fahrern. Etwa alle zwei Stunden muss der CDI zum Volltanken an die Zapfsäule. Dabei erfolgt auch der Fahrerwechsel. Etwas längere Zwischenpausen gibt es lediglich bei den Inspektionen. Davon erhält jeder Wagen über die gefahrene Distanz zehn Stück – nicht mehr, als bei jedem Alltagsfahrzeug. Einen Monat später ist es geschafft: Alle drei Wagen haben die Welt (in Kilometern gemessen) vier Mal umrundet.

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