Mercedes-Benz Baureihen: W140 „S-Klasse“ (1991-1998)

Groß und gut: Beim W140 durfte „S“ gern auch mal etwas mehr sein.

Mercedes-Benz Baureihen: W140 „S-Klasse“ (1991-1998): Groß und gut: Beim W140 durfte „S“ gern auch mal etwas mehr sein.
Erstellt am 1. März 2010

Ab 1991 setzte der W140 völlig neue Maßstäbe in der automobilen Oberklasse. Denn der Maxi Mercedes sprengte den Rahmen alles bisher da Gewesenen. In Ergänzung zur reichhaltigen Ausstattung und dem üppigen Zubehör wiesen eben auch die Maße und Gewichte der S-Klasse reichlich was Extra auf. Vor dieser Kombination aus Klasse und Masse mussten seinerzeit Standard-Garagen und die Autoreisezüge der Deutschen Bahn klein beigeben.

Der Luxusliner mit dem Stern konnte als Limousine (W140), verlängerte Limousine (V140) und als Coupé (C140) geordert werden. Das zudem seit 1992 produzierte SEC-Coupé bot Mercedes in zwei Varianten an: als 500SEC und 600SEC. Beide glichen in ihrer Motorisierung den entsprechenden Limousinen der 140er Baureihe.

Groß und gut

Das Karosserie-Design der S-Klasse orientierte sich an den traditionellen Mercedes-Benz typischen Stilelementen – freilich in ganz neuen Dimensionen. Knapp 1,90 Meter Breite und über 5,20 Länge stempelten den Stuttgarter PKW-Riesen zum ultimativen Schwergewicht der Luxus-Klasse. Etliche technische Neuerungen (Vernetzung der Steuergeräte, recyclingfähige Werkstoffe, Sprachsteuerung „Linguatronic“, Einparkhilfe und ESP u.a.) verdeutlichen aber auch die enorme Fortschrittlichkeit des Technik-Trägers im Premiumsegment.

12 Zylinder und 408 PS

Mit Ausnahme des bekannten 5,0-Liter-V8-Vierventilers hielt Mercedes drei Neuentwicklungen für die S-Klasse bereit: ein 4,2-Liter-V8, ein 3,2-Liter-Sechszylinder und den imposanten 6,0-Liter-V12-Motor mit 408 PS. Völlig neuartig war auch das Motor- und Antriebsmanagement, bei dem alle Steuermodule über einen gemeinsamen Datenkanal miteinander kommunizierten („Can-Bus“).

Komfort und Fahrdynamik

Die Vorderradaufhängung des großen Mercedes wartete mit einer eigens konstruierten Doppelquerlenker-Achse auf. Indes hatten die Mercedes Ingenieure die Hinterradaufhängung von der Raumlenkerachse anderer Baureihen in modifizierter Form übernommen. Zwei weitere Konstruktionsdetails – abklappbare Außenspiegel und ausfahrbare Peilstäbe als Rückfahrhilfe – sollten das Manövrieren erleichtern.

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Im Oktober 1992 kamen die Typen 300 SE 2.8 und 300 SD Turbodiesel hinzu. Angetrieben wurde der Mercedes 300 SD vom 3,5-Liter-Sechszylinder der Baureihe W126, der in überarbeiteter 150 PS mobilisierte. Die zweite Neuvorstellung, der 300 SE 2.8, bot wie der 300 SE den bekannten Sechszylinder-Reihenmotor (M104).

Im Juni 1993 modifizierte Mercedes-Benz die Typenbezeichnungen des W140. Zusätze wie „E“, „D“ und „L“ entfielen. Insofern dokumentiert das Typenschild nurmehr die Klassenzugehörigkeit („S“) und den Hubraum.

Neuer Look

1994 kam die Mercedes S-Klasse mit einer dezent überarbeiteten Stilistik daher. Außerdem erhielten die Sechszylinder- und Achtzylindermodelle umgestaltete Kühlergitter. Die V12 Motoren erhielten als Spitzenmodelle der Baureihe eine eigenständige Ausführung. Auch die Heckpartie wurde überarbeitet und erschien jetzt breiter und tiefer. Ab Mai 1995 war auf Wunsch die sensorgesteuerte Ultraschall-Einparkhilfe „Parktronic“ lieferbar. Zum gleichen Zeitpunkt nahm Mercedes die nun nicht mehr erforderlichen Peilstäbe in den hinteren Kotflügeln aus dem Programm.

Sondermodelle für Präsidenten...

Seit September 1995 konnten die Achtzylinder- und Zwölfzylindermodelle con Mercedes technische Verbesserungen vorweisen. Im gleichen Monat stand nun auch ESP optional zur Verfügung. Ebenfalls im Herbst 1995 debütierte der S 600 lang Pullman – eine repräsentative Staatslimousine mit Sonderschutztechnik. Das Folgejahr brachte weitere Aufwertungen in technischen (z.B. 5-Gang-Automatikgetriebe mit Wandler-Überbrückungskupplung und Antriebs-Schlupf-Regelung „ASR“) sowie optischen Belangen (Anbauteile in Wagenfarbe). Im Juni 1996 löste der S 300 Turbodiesel (serienmäßig mit dem elektronisch gesteuerten 5-Gang-Automatikgetriebe) den S 350 Turbodiesel ab.

...und Päpste

Ein Jahr darauf bereicherte eine weitere Variante die Baureihe W140: der Mercedes S 500 lang Landaulet, eine Einzelanfertigung für Papst Johannes Paul II. Das Verdeck des Landaulets war so ausgelegt, dass es in geschlossenem Zustand eine rund 50 mm größere Dachhöhe aufwies als die Limousine der Serie. Zu den Sonderausstattungen des neuen Papamobils gehörten neben dem Landaulet-Aufbau mit Verdeck und Haltegriffen noch ein Einzelsitz im Fond, eine Kommunikationsinstallation, eine Trennwand sowie eine Ikone der Heiligen Maria.

Schließlich lief im Herbst 1998 die Produktion des W140 aus. Lediglich die Produktion der Sonderschutz-Versionen und der Pullman-Limousinen wurde fortgeführt. Bis September 1998 fertigte Mercedes insgesamt 406.532 Limousinen und 26.022 Coupés der Baureihe W140.

Mercedes-Fans-Facts:

W140 „S-Klasse“

Baujahr: 1991-1998

Motoren: Siehe Tabelle

Technische Daten: hier Modell 300 SD

Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie

Fahrwerk: vorn Doppel-Querlenker, Schraubenfedern, Drehstab-Stabilisator, Gasdruck-Stoßdämpfer; hinten

Raumlenkerachse, auf Wunsch mit hydropneumatischer Niveau-Regulierung, Schraubenfedern, Drehstab-Stabilisator, Gasdruck-Stoßdämpfer

Bremsanlage: hydraulische Zweikreis-Bremsanlage mit Unterdruck-Bremskraftverstärker und Anti-Blockier-System; Scheibenbremsen vorn (innenbelüftet) und hinten

Räder: Stahlblech-Scheibenräder, auf Wunsch Leichtmetall-Scheibenräder, Felgen: 7,5 x 16

Reifen: 225/60 R 16 97 V; ab 01.1993: 235/60 R 16 100 V

Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h

Beschleunigung 0-100 km/h: 13,1 s

Radstand: 3040 mm

Länge: 5113 mm

Breite: 1886 mm

Höhe: 1492 mm; ab 1993: 1486 mm

Leergewicht: 1940 kg

Motor-Varianten

Modellbezeichnung Ottomotoren Motor Leistung Drehmoment Bauzeitraum
300 SE 2.8 M104 E 28 (2,8 l R6) 145 kW (197 PS) 270 Nm 1992-1993
S 280 142 kW (193 PS) 270 Nm 1993-1998
300 SE M104 E 32 (3,2 l R6) 170 kW (231 PS) 310 Nm 1991-1993
S 320 170 kW (231 PS) 310 Nm 1993-1998
400 SE M119 E 42 (4,2 l V8) 210 kW (286 PS) 410 Nm 1991-1993
S 420 205 kW (279 PS) 400 Nm 1993-1998
500 SE M119 E 50 (5,0 l V8) 240 kW (326 PS) 480 Nm 1991-1993
S 500 235 kW (320 PS) 470 Nm 1993-1998
600 SE M120 E 60 (6,0 l V8) 300 kW (408 PS) 580 Nm 1991-1993
S 600 290 kW (394 PS) 570 Nm 1993-1998
Modellbezeichnung Dieselmotoren
300 SD Turbo OM603 D35 (3,5 l R6) 110 kW (150 PS) 310 Nm 1992-1993
S 350 TD 110 kW (150 PS) 310 Nm 1993-1997
S 300 TD OM606 D30 (3,0 l R6) 130 kW (177 PS) 330 Nm 1996-1999

2 Kommentare

  • RichardG

    RichardG

    Ich begeistere mich noch jedes Mal, wenn ich die Garage aufmache um meinen Stadtflitzer rauszuholen, für meinen daneben ruhenden S 600 von 1998. So eine Präsenz! Mit einer Gesamtlaufleistung von 49000 km wird er entschieden zu wenig genutzt, aber wenn, dann richtig. Für die "normalen" grösseren Touren reicht unser S 420 voll aus. Den S 420 halte ich nach insgesamt gut 100000 W-140-Kilometern (S320, S 420 und S600) für den besten Kompromiss aus der W 140-Serie. Kein anderer Benz bietet mehr Gegenwert für die derzeitigen Gebrauchtwagenpreise. Da heisst es zugreifen, bevor sie ganz aussterben.
  • Kanzler

    Kanzler

    Ich finds wirklich mal gut einen gescheiten Bericht über den W140 ohne große Polemik zu lesen. Ich habe gestern abend noch die Artikel auf Motor-Talk dazu gelesen, da schwillt einem schon der Hals an! Der W140 ist besser als sein Ruf, den vor allem die Neider runter gemacht haben.

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