Heute vor 100 Jahren: Mercedes Knight

Erstes Auto mit ventillosem Vierzylindermotor

Heute vor 100 Jahren: Mercedes Knight: Erstes Auto mit ventillosem Vierzylindermotor
Erstellt am 10. März 2009

Im Jahre 1909 baute Daimler eine Anzahl von sechs Versuchsfahrzeugen mit einem von dem Amerikaner Charles J. Knight erfundenen ventillosen Schiebermotor. Aufgrund der erfolgreichen Erprobung erwarb die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) ein Jahr darauf die Lizenzen zur Produktion der Knight-Motoren und präsentierte auf dem Pariser Automobil-Salon das erste Serienmodell mit Knight-Motor. Der Mercedes 16/40 PS mit 4-Liter-Vierzylinderaggregat. Die Serienfertigung des Typs begann Anfang 1911, bis 1924 blieb er im Fertigungsprogramm.

Unter der Vielzahl der Pkw-Typen, die vor dem Ersten Weltkrieg bei der DMG gebaut wurden, stellten die Mercedes-Knight eine Besonderheit dar. Vor- und Nachteile der Knight-Konstruktion werden seinerzeit von Automobilisten wie Ingenieuren kontrovers diskutiert.

Unbestrittene Vorzüge des Systems waren die für damalige Begriffe außergewöhnliche Laufruhe und Kultiviertheit, durch die sich die Mercedes-Knight auszeichneten. Außerdem entwickelten Knight-Motoren im Drehzahlbereich von etwa 500 bis 1.500 U/min eine höhere Leistung als gleich große konventionelle Aggregate. Diese und andere Gründe hatten Paul Daimler auch dazu bewegt, die Versuchsserie bauen zu lassen. Er hatte im April 1907 als Nachfolger von Wilhelm Maybach die Leitung des Konstruktionsbüros übernommen.

Doch das Knight-Wirkprinzip hatte nicht nur Vorteile. Die Schiebermotoren erforderten beispielsweise einen hohen konstruktiven und fertigungstechnischen Aufwand sowie eine höchst sensible Bedienung. Ein besonders kritischer Punkt – der das Unternehmen in Form von vielen als störanfällig bezeichneten Fahrzeugen viel Geld gekostet hat – war die ordnungsgemäße Schmierung der Zylinder- und Schieberlaufflächen, die mit den seinerzeit verfügbaren Schmierstoffen oftmals nicht gewährleistet war, vor allem bei unzureichender Wartung.

Zunehmend problematisch wurde dieser Aspekt bei Drehzahlen von mehr als 1.600 U/min, bei denen der Schiebermotor zudem hinsichtlich seiner spezifischen Leistung keine Überlegenheit mehr zeigte. Die realisierbare Höchstdrehzahl lag bei 1.750 U/min, was einer Höchstgeschwindigkeit der Fahrzeuge von rund 80 km/h entsprach, so dass dem Entwicklungspotenzial und der praktischen Verwendbarkeit des Knight-Motors Grenzen gesetzt waren, zumindest langfristig.

Dennoch gab es unter den Kunden der Daimler-Motoren-Gesellschaft eingefleischte Knight-Befürworter. Das führte zu immerhin mehr als 5.500 gebauten Fahrzeugen des

4-Liter-Modells während seines 14-jährigen Produktionszeitraums.

Trotz der technischen Grenzen des Funktionsprinzips gab es auch Rennwagen mit Knight-Motor. Zwar waren sie nur eine Randerscheinung, die jedoch beachtliche Erfolge vorweisen konnten. Den bemerkenswertesten erzielte der belgische Mercedes-Vertreter Theodor Pilette am 30. Mai 1913 bei den 500 Meilen von Indianapolis. Sein Mercedes-Knight 16/45 PS war als hubraumschwächster Wagen des Starterfelds gemeldet und konnte sich als letzter für die Teilnahme qualifizieren. Dennoch beendete er das Rennen nach 7 Stunden 19 Minuten – ohne Boxenstopp – als Fünfter. Erstaunlich günstig war auch der Benzinverbrauch des ventillosen Motors: 11,8 Liter auf 100 Kilometer. Zahlreiche Rennsiege und Platzierungen auf Mercedes-Knight wurden in den Jahren 1912 und 1913 von Pilettes Landsmann Léon Elskamp errungen.

20 Bilder Fotostrecke | Heute vor 100 Jahren: Mercedes Knight: 5.500 Exemplare mit ventillosem Vierzylindermotor #01 #02

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