Ein Jahrhundert unter dem Stern…

Aus dem Leben eines langjährigen Mercedes-Benz Mitarbeiters

Ein Jahrhundert unter dem Stern…: Aus dem Leben eines langjährigen Mercedes-Benz Mitarbeiters
Erstellt am 17. Dezember 2015

Das ist die Geschichte von Wolfgang und Monika Hinninger. Alles begann, als ein kleiner Fünfzehnjähriger aus Dortmund-Derne, dem die Welt in der elterlichen Großgärtnerei mit 8000 Quadratmetern unter Glas nicht groß genug war, 1951 seine Lehre als Kraftfahrzeugmechaniker bei der Daimler-Benz Niederlassung Dortmund antrat.

„Wie war das damals: Wir begannen unsere Lehre zu zehnt. Im Lehrbetrieb war man offiziell ´Lehrling`, für alle in der Firma aber ganz einfach der´Stift`“, erzählt Wolfgang. Jeden Morgen ging es per Straßenbahn von Dortmund-Derne durch den Dortmunder Norden an das andere Ende der Stadt nach Dortmund-Marten und abends genauso zurück. Aber der Tag in der Werkstatt entschädigte für alles; vier Räder mit Stern, teilweise noch aus der Vorkriegszeit, Öl, Benzin und Auspuffgeruch waren die Welt.

Wolfgang muss wohl damals schon Beachtung bei seinen Ausbildern gefunden haben, führte ihn sein Weg doch nach Ende der Lehre zu etwas nicht ganz Alltäglichem, nämlich in die „Geräuschabteilung“ der Niederlassung. Hier wurden von Kunden bemängelte Schalleffekte analysiert und das hauptsächlich im Straßenbetrieb. Wolfgang, der schon recht früh einen Führerschein besaß, durfte nun alles quer durch die gesamte PKW Palette mit Stern auf der Straße bewegen. Stolz zeigt er hierzu ein Foto von sich aus dieser Zeit in einem 1954er Flügeltürer, einem der ersten privat ausgelieferten und selbstverständlich damals noch ohne Scheibenbremsen. Neben dem Spaß am Fahren konnte Wolfgang bei der täglichen Arbeit gleichzeitig Erfahrungen sammeln, die ihm über sein gesamtes weiteres Berufsleben hinweg zugute kamen.  

Aber auch Gedanken an eine weitere berufliche Fortbildung kamen auf. Wolfgang entschied sich für eine Techniker-Ausbildung, hat jedoch nie eine staatliche Prüfung abgelegt. „Ich hatte immer so gute und interessante Perspektiven in meinem Beruf, dass ich ein Papier nie brauchte“ kommentiert er.

1964 eröffnete die Daimler-Benz Niederlassung einen weiteren Betrieb in Lünen und Wolfgang Hinninger wurde hier Serviceberater und zuständig für die Reparaturannahme. Hier beginnt dann der zweite Teil unserer Geschichte, gab es dort doch in der Reparaturannahme seit 1965 eine schicke junge Dame namens Monika Polkähn. Wie das Leben so spielt, heute ist Monika Hinninger der zweite Teil der 100 Jahre unter dem Stern.

Aus der Vorgeschichte ihrer Zeit in Lünen erzählt sie: “Als ich von der Niederlassung für Lünen eingestellt wurde, hatte ich absolut keine Erfahrung im Kraftfahrzeugwesen. Ich hatte zunächst eine vierwöchige Einarbeitungszeit in Unna zu absolvieren und wurde jeden Morgen von einem Fahrer der Niederlassung, natürlich im Mercedes, dorthin gebracht. Wie man sich da fühlte…“. In Lünen blieb Monika, mit einer zwischenzeitlichen vierjährigen Unterbrechung und obwohl ihr Wolfgang dort seit 1967 nicht mehr beschäftigt war, bis zu ihrem Vorruhestand 2005.

Inzwischen wurde 1967 die Firma Hirsch, bis dahin Vertretung und Generaldepot Ersatzteile für Audi, in Dortmund auch für Mercedes-Benz tätig. Dem Inhaber Ludwig Hirsch waren die Qualitäten Wolfgang Hinningers offenbar nicht entgangen und er stellte ihn ein halbes Jahr nach Neueröffnung als Serviceleiter ein. Er sollte, wie Ludwig Hirsch wörtlich sagte, „den Laden in Schwung bringen“.

Dieser Schwung hält auch heute noch an. Bereits zehn Tage nach seiner Pensionierung 2001 sprach der seinerzeitige Geschäftsführer Wolfgang an und bat ihn, auch weiterhin das Reklamationsmanagement, die Kontakte zu Großkunden und die Erledigung von Sonderaufgaben zu betreuen. Wolfgang konnte natürlich nicht nein sagen. Inzwischen wurde das Autohaus Hirsch von der Egon Senger GmbH. übernommen. Die Familie Hirsch ging, aber Wolfgang Hinninger blieb. Zu Egon Senger entwickelte sich ein besonderes persönliches Verhältnis.

An zwei Tagen der Woche ist Wolfgang immer noch unentbehrlich. Seine Stammkunden suchen sich zu Werkstattbesuchen einen seiner beiden wöchentlichen Arbeitstage aus, und ohne ihn scheint in der Firma etwas zu fehlen. Während  er in der Familie seit 2005 allein für weitere Jahre unter dem Stern zuständig ist, betreut seine Frau zu Hause mit Sorgfalt seine Mercedes-Benz Modellsammlung, die bis über sein Bett im Schlafzimmer reicht. Also der Gute Stern überall!  

Und da gibt es noch etwas mit Stern für Wolfgang: Jedes Jahr treffen sich in Dortmund die seinerzeitigen Auszubildenden -oder sagt man hier doch besser ´Lehrlinge`? -  der Ausbildungsbeginn–Jahrgänge 1951 bis 1955 der Niederlassung zu einem Wiedersehen. „Über zwanzig Teilnehmer waren wir in diesem Jahr, und da werden alte Geschichten wieder wach“ erzählt Wolfgang. Geschichten wie bei einem Jahrhundert unter dem Stern…

Tex: Friedrich W. Thüner, Fotos: Privat, Archiv

35 Bilder Fotostrecke | Ein Jahrhundert unter dem Stern…: Aus dem Leben eines langjährigen Mercedes-Benz Mitarbeiters #01 #02



 

2 Kommentare

  • Caitlin Tudor

    Caitlin Tudor

    Kundenorientiert und immer freundlich und kompetent. Herr Hinninger ist ein wahrer Stern und klasse Kollege!
  • egide aus belgien

    Egide aus belgien

    Das geht mir wirklich am Herz!

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