Die Daimler Designer: Peter Pfeiffer

Ein Designer muss immer ein wenig in der Zukunft leben

Die Daimler Designer: Peter Pfeiffer: Ein Designer muss immer ein wenig in der Zukunft leben
Erstellt am 2. April 2012

Peter Pfeiffer und Automobil-Design und hier ganz besonders Mercedes-Benz Design – das war keine von Anfang an schlüssig vorgezeichnete Geschichte. Die Annäherung an das Automobil-Design in Sindelfingen erfolgte in mehreren Stufen. Pfeiffers Designerleben bei Mercedes-Benz war zudem geprägt von zwei Paradigmenwechseln für das Entwerfen: Tonmodelle und Computer Aided Design (CAD) haben den Designprozess erheblich in Zeitablauf und unmittelbarer Kreativität beeinflusst.

Peter Pfeiffer, der gebürtige Sudete und herangewachsene Franke, lebt die Pünktlichkeit der Preußen und deren Wahlspruch: Mehr sein als scheinen. Er stellt sich nicht in den Vordergrund, ihm geht es in erster Linie um die Sache. Und diese Sache wird für ihn geprägt durch die Erkenntnis: „Wenn ein Kunde vor einem Mercedes-Benz steht, soll er denken: Den will ich haben.“ Für Pfeiffer erschließt sich das Thema SL als Teilaspekt des Gesamtbildes Mercedes-Benz mit den Schwerpunkten Leistungsstärke, Leidenschaft und solide Langlebigkeit.

Im Anschluss an die Vertreibung aus dem Sudetenland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs siedelt sich seine Familie in Franken an, im kleinen fränkischen Ort Schönbrunn in der Nähe von Staffelstein. Pfeiffer absolviert nach der Volksschule eine Ausbildung zum Porzellanmodelleur bei Alboth & Kaiser in Staffelstein und besucht nach dem Abschluss die Fachschule für Porzellan in Selb (Oberfranken).

Karriere führte zunächst zu Ford nach Köln

Während einer Studienfahrt zu den Ford-Werken in Köln erkundigt er sich beim damaligen dortigen Designchef Wesely P. Dahlberg nach einem Praktikumsplatz. Dahlberg, Vater des legendären Modells P 3 (Spitzname „Badewanne“), hatte in Köln eine Design-Revolution ausgelöst und ist gerade dabei, bei Ford eine Designabteilung aufzubauen. Er lässt Pfeiffer zur Probe einen Kotflügel modellieren, der gefällt. Dahlberg gibt Pfeiffer die erhoffte Chance, er kann sofort anfangen. Pfeiffer ist glücklich; sein Vater, ebenfalls in einer Porzellanfirma arbeitend, versteht allerdings die Welt nicht mehr.

Der SL der Baureihe R 230 entsteht unter Pfeifers Leitung

Der glückliche Pfeiffer zieht in die weite Welt nach Köln und bleibt dort fünf Jahre. Bereits 1967 erreicht ihn ein Lockruf, der letztendlich eine Ortsveränderung herbeiführt: Der ältere Josef Gallitzendörfer, ebenfalls Franke mit einer ähnlichen Porzellankarriere wie Pfeiffer, ist kurz zuvor von Ford zur damaligen Daimler-Benz AG in die neu eingerichtete Designabteilung, damals noch Stilistik genannt, nach Sindelfingen gewechselt. Ein Jahr lang widersteht Pfeiffer den Verlockungen aus Schwaben. Doch nach umfangreichen Auseinandersetzungen mit den Produkten von Mercedes-Benz und der Markengeschichte entschließt sich der Fünfundzwanzigjährige 1968 zu einem Wechsel dorthin – ein Wechsel, der sein letzter sein wird.

Mit 25 Jahren wechselte Pfeiffer zu Daimler

In Sindelfingen kommt der junge Designer und Modelleur gerade in den Umbruch vom aufwendig herzustellenden Holzmodell zum Tonmodell, das schneller herzustellen ist und, ganz wichtig, kurzfristig Änderungen zulässt. Die Arbeit mit Ton, später Plastilin, wird von Gallitzendörfer vorangetrieben, der Pfeiffer zu seinem engen Mitarbeiter macht. Beide vereint die gemeinsame Arbeit und Erfahrung mit dem neuen gestalterischen Medium. Pfeiffers Fähigkeit, nicht im Gestern oder Heute, sondern im Morgen zu leben, ist damals bereits ausgeprägt. So vollzieht er auch ohne Brüche die zweite Revolution der gestalterischen Entwicklung vom Tonmodell zum Computermodell durch CAD (Computer Aided Design). Und es ist nur folgerichtig, dass er sich nicht nach alten Zeiten zurücksehnt. Für ihn muss der Designer eben in der Zukunft leben.

Das bedeutet auf den SL der Baureihe R 230 bezogen, der 2011 unter seiner Designleitung vorgestellt wird, ein Fahrzeug zu gestalten, das bei größeren Abmessungen Eleganz, Markenidentität, Harmonie und Sportlichkeit unter einen Hut bringt, und dabei in der Urfassung ein sportliches Gesicht zu präsentieren, das sich sympathisch und bar jeder Agressivität dem Betrachter zeigt. Euphorische Kommentare begleiten die Neuerscheinung 2001 als den schönsten Mercedes-Benz seit Langem. Es ist ein Mercedes-Benz, von dem viele sagen, ob sie ihn sich nun leisten konnten oder nicht: „Den will ich haben.“ Und es ist ein Beweis für die gelungene Arbeit eines Teams, als dessen Teil sich Peter Pfeiffer stets betrachtet und dessen Chef und Richtliniengeber er als Chefdesigner zwischen 1999 und 2008 ist.

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