Big in Japan: 1974 Mercedes-Benz 230/6 (W114)

Export-Mercedes Strich Acht: Zeitgenössisch umgebauter Mercedes-Oldtimer

Big in Japan: 1974 Mercedes-Benz 230/6 (W114): Export-Mercedes Strich Acht: Zeitgenössisch umgebauter Mercedes-Oldtimer
Erstellt am 7. März 2014

Schon viele Jahrzehnte hat die Marke Mercedes-Benz außerhalb des Heimatmarktes Deutschland viele Mercedes-Fans und -Kunden. Jeweils für den entsprechenden Markt gab es überarbeitete und teilweise auch besondere Modelle. Zu den bekanntesten Exportmodellen gehören sicherlich der R107 als 560er oder die S-Klasse der Baureihe W116 als 300SD. Doch auch viele andere Modelle wie der W114/115 – auch Strich Acht genannt – waren als Exportmodell für Nordamerika, Italien oder sogar Japan angeboten worden. Das hier vorgestellte Exemplar war zum Beispiel für den japanischen Markt bestimmt.

In Japan herrscht wie in vielen asiatischen Ländern oder Ländern des ehemaligen britischen Commonwealth Linksverkehr, somit bieten viele Hersteller für diese Märkte sogenannte Rechtslenker-Modelle an. Der hier gezeigte Strich-Acht allerdings wurde als Linkslenker exportiert.

„Es handelt sich um einen 230.6 des Baujahres 1974. Das Besondere an diesem Wagen ist, dass er ursprünglich nach Japan ausgeliefert wurde. Dies wird dokumentiert durch diverse Fabrikationsschilder und Aufkleber sowie die originale japanische Bordmappe, die für uns Europäer natürlich aufgrund der Schriftzeichen unlesbar ist“, erklärt Andreas Fels, Besitzer der dunkelroten Limousine. „Ich habe mir diese Informationen auf der Sternfahrt 2009 in Bermatingen vom japanischen Clubmitglied des www.StrichAchtClub.de Akiko Sugawa übersetzen lassen und erfahren, dass der Wagen wohl mal in der Region Osaka unterwegs war.“

Der W114 verfügt über eine gehobene Ausstattung mit Automatik, Servolenkung, Klimaanlage, elektrische Fensterheber rundum, Colorverglasung, Kopfstützen und Gurte auch hinten. „Obwohl in Japan Rechtsverkehr herrscht, werden europäische Luxusautos dort gerne als Linkslenker bestellt, vermutlich um den Flair des Europäischen nicht zu zerstören und die Besonderheit des Fahrzeugs zu unterstreichen“, meint der Rheinland-Pfälzer.

Japan-Edition beim einem deutschen Mercedes-Händler

Der Strich-Acht Fan – Andreas hat in den letzten 18 Jahren diverse Strichachter gefahren – fand die Japan-Edition bei einem deutschen Mercedes-Händler. „Ich habe nach zähem Verhandeln und ca. einem halben Jahr einen für mich guten Preis erzielen können und den Wagen 2009 gekauft. Trotz guter Substanz und absolut rostfreier Karosserie waren nach dem Kauf noch sehr viele Arbeiten nötig, um den Wagen in den jetzigen Zustand zu bringen. „Die pergamentfarbenen Stoff-Innenausstattung war durch UV-Licht (oder durch Radioaktivität…?) leicht rosa-verfärbt“, erklärt Andreas.

Neues Interieur in schwarz und originaler Optik

Es folgte der Umbau der Innenausstattung auf schwarzes Leder in originaler Optik mit Sitzpfeifenteilung, Stanzperforation, Keder etc. Dabei verbaute der Mercedes-Fan weitgehend versteckt eine Musikanlage mit neuerem Becker Indianapolis Navigationsgerät ein. Die originale Unterdruck-Zentralverriegelung aus einem Schlachtfahrzeug wurde mit einer Funkfernbedienung nachgerüstet. „Das Armaturenbrett mit Holzapplikationen stammt aus den Typ 250/280, das Holz wurde von einem befreundeten Autoholz-Restaurator in den USA auf meinen Wunsch in einem helleren (nicht originalen) Holzfurnier restauriert“, berichtet Andreas.

Doch damit hatte es sich nicht, Andreas investierte zudem einiges in neue Technik. In seinem „230.6“ steckt nun ein neu aufgebauter 2,8-Liter Motor (M130), den es auch original unter der Verkaufsbezeichnung „250“ im Strich Acht gab.

Auch das Fahrwerk wurde überholt. Wie beim Motor half auch hier Mercedes-Oldtimer Spezialist Pusch aus Klein-Winternheim beim Umbau der Lager von Gummi auf Polyurethan und Einbau der H&R Schraubenfedern. Anschließend verpasste Andreas der Limousine noch einen Satz 16“- RIAL-Alufelgen, die teilweise poliert und deren Sterne in Wagenfarbe lackiert wurden, bevor die Dunlop Sport Maxx Reifen aufgezogen wurden.

Zeitgenössisches Tuning der 80er Jahre für den Mercedes-Oldtimer

„Da ich bereits ein gänzlich originales Strichacht-Coupé besitze, habe ich diesem Wagen als Kontrast einige nicht originale Modifikationen angedeihen lassen. Das Auto soll vom Stil her ein zeitgenössisches Tuning der 80er Jahre wiedergeben. Inzwischen ist so viel Geld in den Wagen geflossen, dass ich ihn schon deshalb nie wieder verkaufen kann, weil ich dieses nicht ansatzweise wiederbekäme. Abgesehen davon steckt aber auch einfach jede Menge Arbeit und Herzblut von mir drin“, berichtet der Strich-Acht-Fan.

Natürlich fährt Andreas das Schmuckstück nicht im Alltag. Nach diversen Mercedes-Modellen wie S124, W140 und S211 kommt im April ein neuer E250 CGI T-Modell Elegance (“weil mit Stern auf der Haube”) in dolomitbraun-metallic (S212) in die Garage von Familie Fels. Jeden Winter seit 2009 arbeitet Andreas an dem Wagen. „Ich habe glücklicherweise eine sehr große Doppelgarage mit kleiner Werkstattecke in meinem Haus“, berichtet Andreas, dessen bessere Hälfte seinen Auto-Spleen erträgt und teilt, seit sie ihn kennt. "Das ist eine große Unterstützung und das Hobby macht zu zweit ja auch viel mehr Spaß."

Aktuell wird der Strichacht neu lackiert und an der komplette Chromzierrat erneuert. „Dann sollte er aber langsam mal fertig sein…“, meint der Mercedes-Fan. Immerhin konnte Andreas – dank der rollenden Restauration – mit dem Mercedes-Oldtimer an den diversen Veranstaltungen wie der Sternfahrt oder den SCHÖNEN STERNEN teilnehmen und bei letzterer Veranstaltung räumte er sogar einen der „Top-50“-Pokale ab!



Text: Thomas Frankenstein

Fotos: Marcus Berger

Mercedes-Fans Facts

1974 Mercedes-Benz 230/6 (W114)

Antrieb: Reihensechszylinder, 2778 ccm, 130 PS bei bei 5000 /min, 2 Register-Fallstromvergaser Zenith Typ 35/42 INAT mit Startautomatik; 4-Stufen-Automatikgetriebe, Hinterradantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung mit Doppel-Querlenker, H&R Schraubenfedern, Koni-Gasdruckdämpfer, Tieferlegung 60 mm, Gummi-Zusatzfedern, Drehstab-Stabilisator, Polyurethan-Lager und -Buchsen, Scheibenbremsen; Diagonal-Pendelachse, auf Wunsch mit hydropneumatischer Niveau-Regulierung, H&RSchraubenfedern, Tieferlegung 30 mm, Gummi-Zusatzfedern, Koni-Gasdruckdämpfer, Drehstab-Stabilisator, Polyurethan-Lager und -Buchsen, Scheibenbremsen

Räder: Rial Leichtmetallfelgen, vorne 7x16“, hinten 9x16“ mit Dunlop Sport Maxx vorne 205/55 R16 und hinten 225/50 R16

Sonstiges: Umbau auf 2,8-Liter Sechszylinder (M130), Erstauslieferung nach Japan

38 Bilder Fotostrecke | Big in Japan: 1974 Mercedes-Benz 230/6 (W114): Fotos: Marcus Berger / Mercedes-Fans.de #01 #02

2 Kommentare

  • W114_C250

    W114_C250

    Guten Abend, ein wunderschöner Wagen. Ich hätte da eine Fragen zum Umbau, in erster Linie zu den Felgen. Habe die selben, nur bekomme ich sie bei unserem TÜV nicht eingetragen. Evtl. können Sie mir da weiter helfen. MfG Heinz
  • Veteranenclub

    Veteranenclub

    Wirklich ein toller Wagen! Live kommt er noch viel besser, wie auf den Bildern. MfG Jörg

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