Der 190er Mercedes erweiterte nicht nur die Modellpalette nach unten sondern machte die Marke mit dem Stern auch für jüngere Leute erreichbarer. Rund 10 Jahre bauten die Stuttgarter den Baby Benz genannten Wagen der Kompaktklasse. Als sich die Zeit der Baureihe 201 im März 1992 langsam ihrem Ende näherte, wurden auf Basis der Typen 190 E 1.8, 190 E 2.3 und 190 D 2.5 drei Sondermodelle vorgestellt, die das bestehende Ausstattungsangebot um drei moderne, jugendliche Varianten bereichern sollten. Eines dieser heute eher seltenen Sondermodelle fährt Joschka Busch aus Wuppertal.

Gleich drei "Avantgarde"-Modelle überraschten durch ausgefallene Design-Merkmale, frische, modische Farben und die serienmäßige Ausstattung ergänzt mit edlen Materialien. Ein Team internationaler Mercedes-Benz Designerinnen hatten sich hier austoben können. Die Namen der Sondermodelle trugen jeweils den Farbton in sich und jedes Sondermodell war nur in einer Motorisierung verfügbar.

Von Frauen designt – aber kein Frauenauto

Der 190 E 1.8 „Avantgarde Rosso“ präsentierte sich, der Name läßt es vermuten, in kräftig roter Perlcolor-Lackierung, der 190 D 2.5 „Avantgarde Verde“ in dunkelgrün schimmerndem Perlcolor-Lack und der 190 E 2.3 „Avantgarde Azzurro“ schließlich in kühlem Metallic-Blau. Alle drei "Avantgarde"-Modelle wurden in einmaliger limitierter Auflage von insgesamt 4.600 Stück hergestellt.

Als es für den Wuppertaler Joschka Busch um die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges ging, kam für ihn nur ein Modell der Baureihe W201 in Frage, schließlich hatte bereits einen Baby Benz gefahren, den er allerdings wegen „schwerwiegenden Schäden“ ersetzen musste. Joschka machte sich auf die Suche nach einem geeigneten fahrbaren Untersatz – und fand nach zwei Wochen intensiver Suche schließlich eine Auswahl von fünf bis sechs Modellen. „Diese Auswahl zeigte ich meiner Freundin Renata, um ihre Meinung zu hören“, erzählt der 22-Jährige.

„Da sie der Marke Mercedes-Benz nicht wirklich zugeneigt ist, wunderte es mich nicht, dass ihr die ersten Fahrzeuge nicht gefielen“, berichtet Joschka. Seinen heimlichen Favoriten – einen azurblauen 2.3er mit 230.000 km – hatte er nach hinten gepackt. „Der Azzurro war mit 17“-Alufelgen, dessen Lederausstattung fast wie neu aussah, und auch der Lack schien gepflegt“, erklärt der Wuppertaler. Zu Joschkas Überraschung war Renata begeistert, und Joschka vereinbarte einen Probefahrttermin. Die einzige Fahrzeugbesichtigung endete mit einem Handschlag und der Kauf war besiegelt.

Lederausstattung mit bunten Akzenten

Der Baby-Benz hat eine schwarze Lederausstattung. Sowohl die Seitenverkleidungen alsauch die Sportsitze kommen mit verschieden farbigen Einsätzen. Jeder Sitz hat somit seine eigene Farbe. Als Sportline-Modell bietet der Baby Benz nur vier Sitzgelegenheiten sowie ein originales Sportlenkrad und Schaltknauf.

Der Vorbesitzer hatte bereits einige Modifikationen an dem 201er übernommen. So musste das Becker Grand Prix zu gunsten eines Becker Indianapolis Pro Radio mit Navigation und CD-Wechsler weichen und auch die HiFonics Lautsprecher waren beim Kauf installiert. Das originale Sportlenkrad allerdings hat erst Joschka gegen das kleine 13“-Raid-Lenkrad getauscht.

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Der Metallic-Blau-farbene 190er „Avantgarde Azzurro“ war nur mit als 190E 2.3 erhältlich

Auch die H&R Schraubenfedern, die den 190er rund 40 mm tieferlegen, und die 17“-Artec-Alufelgen mit Hankook-Bereifung waren, wie auch die dezenten schwarz-roten Rückleuchten und der im lackierten Luftfilter eingebaute K&N-Sportluftfilter, vom Vorbesitzer montiert.

Ziel: Oldtimer-Status für den 201er

Joschka bewegt den Wagen im Alltag, pflegt den Baby-Benz jedoch, damit dieser noch länger hält. „Auf längere Sicht plane ich einige Tunings meines Fahrzeuges zu entfernen, um im Jahr 2022 einen überwiegend original getreuen Oldtimer mein Eigen nennen zu können“, erklärt der Wuppertaler.

Zeigenössisches Tuning wird dann aber wohl auch noch akzeptiert, denn auch die Seltenheit dieser Exemplares sollte – auch mit dem zeitgenössischen Tuning und entsprechendem Zustand – den Sachverständigen überzeugen. Da sind wir guter Hoffnung, denn erste Modelle sind bereits mit H-Kennzeichen unterwegs. Und der Wuppertaler hegt den Baby Benz: „Wie jedes Jahr freue ich mich auf die SCHÖNEN STERNE in Hattingen und werde das Beste aus meinem Auto herausholen“, erklärt der 22-jährige Mercedes-Fan – und seine Freundin Renata ist natürlich mit dabei... .



Text & Fotos: Thomas Frankenstein

Mercedes-Fans Facts

1992 Mercedes-Benz 190E 2.3



Antrieb: 2,3-l-Motor, 136 PS bei 5.200 U/min, 200 Nm bei 3.500 U/min, Einspritzanlage, Kaltlaufregler, K&N Luftfilter, Remus-Hauptschalldämpfer; Fünfgang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung mit H&R Schraubenfedern, Öldruckdämpfern, 40 mm Tieferlegung, Stabilisator, Scheibenbremsen; Hinten Mehrlenkerachse mit mit H&R Schraubenfedern,Öldruckdämpfern, 40 mm Tieferlegung, Stabilisator, Scheibenbremsen

Räder: Artec MSIV 807, 8x17“ ET35 mit Hankook Ventus S1 Evo in 215/40 ZR17

Sonstiges: Avantgarde-Modell, Farbe: Azurblau, rot-schwarze Rückleuchten, Raid 13-Lenkrad, Sportline-Ausstattung , Becker Indianapolis Pro-Radio mit Navigation, CD-Wechsler, HiFonics Lautsprecher,

32 Bilder Fotostrecke | Blau wie der Himmel: 1992 Mercedes-Benz 190E 2.3 Azzurro: Seltenes Baby-Benz Sondermodell #01 #02