Knolle für die Kunst

Erwin Wurms „Truck“ kriegt Strafzettel in Karlsruhe

Knolle für die Kunst: Erwin Wurms „Truck“ kriegt Strafzettel in Karlsruhe
Erstellt am 23. Juni 2015

So geht das ja nicht! Mit dem Mercedes-Transporter im Halteverbot und dann noch an der Hauswand hoch! Dafür gibt es sofort ein Knöllchen. In Karlsruhe.

Dem Joseph Beuys haben Reinigungskräfte einst im Museum seine Fettecke aufgewischt, was dem Werk zu mehr Popularität verholfen hat, als es vermutlich aus eigener Kraft geschafft hätte. Nun ist dem österreichischen Künstler Erwin Wurm scheinbar ähnliches widerfahren. Kriegte nun doch eine „Knolle“ für sein Kunstwerk „Truck“. Was kann einem Künstler besseres wiederfahren als dass seine Kunst im realen Leben ankommt?

Erwin Wurms „Truck“ durch „Knöllchen“ geadelt?

Der Grund für den Strafzettel ist erschlagen einfach: Denn der Mercedes MB 100 steht eindeutig im Halteverbot und zudem ist er mit den Hinterrädern irgendwie die Hauswand hochgeklettert. Aufgestellt wurde der Mercedes MB 100 mit dem Kennzeichen KA - WJ 600 vom Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) anlässlich der Feier zum 300. Geburtstag der Stadt Karlsruhe. Das ZKM schreibt auf seiner Internetseite: „In der Mitte elegant nach oben gebogen, scheint der Truck sein Gewicht mühelos zu überwinden und sich an die Form des repräsentativen Gebäudes anzupassen. Infolge seiner körperlichen Verzerrung erhält das Nutzfahrzeug skulpturalen Charakter, seine Funktion tritt hinter der artistischen Gestalt zurück“

Wer noch einmal hinschaut, erkennt in der Tat sofort, das kann nicht ernsthaft ein parkender Mercedes-Lieferwagen sein. Das Ding ist ja krumm wie eine Banane. Einem männlichen Mitarbeiter des Karlsruher Ordnungsamts soll dies aber schnurzpiepe gewesen sein. Halteverbot ist Halteverbot. Da kann ja schließlich jeder kommen.

Nun, in diesem Fall war es ein Kunstwerk und nun lacht das soziale Netz über Karlsruhe und seine Mitarbeiter im Ordnungsamt. Selber schuld, wenn man keinen Humor hat. Auf seiner Facebookseite meldete das ZKM dann auch, der Strafzettel ist echt. Der Bürgermeister soll bei seiner Eröffnungsrede der 300 Jahrfeier gesagt haben, dass man gegen dieses Knöllchen Einspruch einlegen wird.

Ganz so humorlos ist man aber in Karlsruhe dann aber vielleicht doch nicht?

Ganz so wie es nun in den Medien gestanden hat, soll es sich nun doch nicht zugetragen haben. Auf Nachfrage beim ZKM erfuhren wir, dass ein kleines aber feines Detail bislang unerwähnt geblieben ist. So soll die „männliche Politesse“ zwar ein Knöllchen ausgedruckt und hinter den Scheibenwischer geklemmt, aber das Ticket dann sofort wieder aus dem System genommen haben. Also alles nur ein abgestimmter Marketing-Gag? „Nein“, so eine Sprecherin des ZKM „wir sehen es eher so, dass da der städtische Mitarbeiter auf einen Schelm anderthalbe gesetzt hat!“ So humorlos ist das Ordnungsamt in Karlsruhe dann also auch wieder nicht.

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